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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Chance.«
    »Wenn ich eine prähistorische Werfledermaus  … «
    »Camazotz«, korrigierte ich ihn. »Ein Gestaltwandler der Maya.«
    Letzte Woche waren Luther und ich auf einen Sprung nach Mexiko rübergeflogen, und ich hatte ihm bei der Jagd nach dem fledermausköpfigen Monster die Führung überlassen. Er hatte es gleich mit dem ersten Schuss erlegt.
    »Wenn ich einen Camazotz«, er verdrehte die Augen, »töten kann, indem ich einen Pfeil mit Bronzespitze aus einem Holzbogen auf ihn abschieße, dann werde ich wohl auch mit einem Schaltgetriebe fertig.«
    Ich hatte geahnt, dass mir die Entscheidung, ihn dieses Ding töten zu lassen, noch Kopfschmerzen bereiten würde. Jetzt glaubte er nämlich, er könnte alles.
    »Du musst das Baby halten.«
    »Sie ist kein Baby«, murmelte er.
    »Kätzchen. Kind. Was auch immer.«
    Eine Stunde später hatten wir geduscht, gegessen und gepackt. Ich versuchte, Faith dazu zu bringen, festere Nahrung als eine Schale Milch zu sich zu nehmen, doch über die Dose Saupiquet, die ich aus einem Schrank gekramt hatte, rümpfte sie nur die Nase.
    »Du kannst einem Baby doch keinen Thunfisch geben!«, warf mir Luther vor, während er sich die Korkenzieherlocken mit einem Handtuch trocken rubbelte.
    »Du hast gesagt, sie ist kein Baby.«
    »Haha.« Er warf das Handtuch ins Bad. Mit einem feuchten Klatschen landete es auf dem Boden.
    »Ist das dein Ernst?«, fragte ich, woraufhin er mit aufgesetztem Seufzen in den dunstigen Raum schlurfte und das Handtuch auf den Halter hängte.
    »Wie wird sie denn wieder zu einem Baby?«, wollte Luther wissen. »Die Decke verwandelt sie in ein Kätzchen, aber  … « Er winkte Faith zu, die gerade in einem Streifen Sonnenlicht auf dem Fußboden Staubflocken jagte. »Wie verwandelt sie sich zurück?«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Wir müssen uns unsere menschliche Gestalt vorstellen«, fuhr Luther fort. »Aber sie ist noch so klein. Ich glaube nicht, dass sie weiß, wie das geht. Und wir können es ihr auch nicht einfach erklären, wenn ihr Wortschatz lediglich aus miau und grrr besteht.
    »Scheiße«, murmelte ich. Genau aus diesem Grund war es nicht mein Ding, mich um Gestaltwandlerbabys zu kümmern: Ich wusste einfach nicht, wie sie funktionierten.
    »Du wirst ein bisschen auf deine Wortwahl achten müssen, sonst wird ihr erstes Wort noch  … «
    Ich hob die Hand. »Hab’s kapiert.«
    Ich hatte nicht vor, so lange in Faiths Nähe zu bleiben. Ich war auf dem Weg zum Inyan Kara, um so viel wie möglich von Sani zu lernen, dann Sawyers Geist heraufzubeschwören und die Antworten auf ein paar sehr wichtige Fragen zu bekommen.
    Zum Beispiel: Wer war sein nächster Angehöriger?
    Auf gar keinen Fall würde ich ein Kätzchen-Kind großziehen.
    Megan wohnte im Osten Milwaukees, etwa zwanzig Minuten von Friedenberg entfernt, in einem dicht bebauten Viertel mit älteren Häusern und einigen Eckkneipen. Seinerzeit hatte hier fast jede Straße ihre eigene Kneipe gehabt  – zumindest in Wisconsin. Und das Murphy’s war eine davon gewesen.
    Heute war es hauptsächlich eine Bullenkneipe, obwohl auch viele Anwohner ihre Zeit dort verbrachten. Neben alkoholischen Getränken servierte Megan Sandwiches und solche herzinfarktförderlichen Snacks wie frittierten Käse. Für die gesundheitsbewussten Gäste hatte sie eine große Auswahl an frittiertem Gemüse im Angebot. Und wen das noch nicht umgebracht hatte, der konnte beim Nachtisch noch zwischen frittierten Oreos, Twinkies und Käsekuchen wählen. Die waren wirklich ziemlich gut.
    Für die Party ihrer Tochter Anna hatte Megan jedoch Pizza, Limonade und eine Geburtstagstorte angekündigt  – nicht frittiert. Das Fest begann um elf Uhr morgens, da Megan nachmittags um drei zur Arbeit musste. An Sonntagabenden war im Murphy’s immer viel los, und wie jeder Kneipenbesitzer wusste auch Megan: Nur wenn sie selbst da war, konnte sie ganz sicher sein, dass alles glattlief und niemand in die Kasse griff.
    Auf unser Klopfen hin öffnete Megan die Tür, warf einen Blick auf das Kätzchen in meinem Arm  – und schlug uns die Tür vor der Nase zu. Ich blinzelte, sah Luther an, zuckte die Achseln und drückte auf die Klingel.
    »Geh weg!«, rief sie durch die Tür.
    »Du hast mich doch herbestellt.«
    Die Tür flog mit einer solchen Wucht auf, dass die verdrängte Luft Megan die lockigen roten Haare aus dem süßen, kleinen Gesicht wehte. Sollte sie jemals herausfinden, dass ich sie süß fand, würde sie mir eine reinhauen.

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