Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
Anführerin des Lichts , doch die wahre Anführerin war Ruthie und würde es immer bleiben.
Manchmal jedoch hielt sie Dinge vor uns geheim. Sie hatte auch ihre Gründe dafür, das behauptete sie jedenfalls. Außerdem manipulierte sie uns, log uns an und spielte mit uns wie mit lebendigen Schachfiguren. Es gab eine Zeit, da hatte ich sie dafür gehasst. Aber schließlich hatte ich verstanden, dass sie alles tun würde, um die Welt zu retten. Genauso wie ich.
»Du hast keine Ahnung, wer ihre Mutter sein könnte?« Das machte mir mehr und mehr Sorgen. Die Mutter. Wer war sie? Wo war sie? Und was am wichtigsten war:
Was war sie?
»Keine Ahnung«, antwortete Ruthie.
»Ah.« Ich wusste nicht recht, was ich in dieser Angelegenheit unternehmen sollte. Soweit ich wusste, hatte Sawyer kein kleines schwarzes Buch geführt.
»Wir müssen uns etwas für das Kind überlegen«, sagte Ruthie. »Du musst zu Sani gehen. Er verlässt den Inyan Kara nicht mehr.«
»Ein Fluch?« Bis vor kurzer Zeit hatte Sawyer das Navajo-Gebiet nicht als Mensch verlassen können, weil ihn die wahnsinnige, von allen bösen Geistern besessene Schlampe, die sich seine Mutter schimpfte, verflucht hatte. Und kaum war der Fluch gebrochen, und er konnte auf zwei statt vier Beinen gehen, wohin er wollte, da musste ich ihn auch schon töten. Das nennt man wohl Pech.
»Ja.« Ruthie schüttelte den Kopf. »Nein. Nun, du wirst schon sehen.«
Ich fand es einfach großartig, wenn ich so genau wusste, was auf mich zukam.
»Was soll ich mit ihr«, ich deutete mit dem Daumen auf das Bett, »denn jetzt anstellen?«
»Sie beschützen.«
Oh Mann, was hätte ich dafür gegeben, dass mal jemand eine andere Platte auflegte.
»Wie?«
»Du brauchst einen starken Partner, der schon lange gegen Dämonen kämpft und der sehr, sehr gut im Töten ist. Jemand, der alles für dich tun würde, nur weil du es bist, und der eher bereit wäre zu sterben, als dich im Stich zu lassen.«
»Au Scheiße«, murmelte ich. »Nicht er.«
3
G enau«, sagte Ruthie. »Er. Gib das Kind zu Jimmy.«
Jimmy Sanducci und ich, wir hatten eine gemeinsame Vergangenheit – sogar jede Menge davon. Wir hatten uns geliebt und uns verloren, und dann …
Ich wusste nicht genau, wie ich das nennen sollte, was zuletzt zwischen uns vorgefallen war. Ich liebte ihn noch immer. Aber er glaubte irgendwie, er würde mich hassen. Das konnte ich ihm nicht einmal verdenken, aber es tat immer noch weh. Und dass ich vor dem ganzen Universum herausposaunt hatte, auch Sawyer zu lieben, hatte unsere Situation auch nicht gerade verbessert.
Jimmy und Sawyer hatten sich nicht besonders gemocht. Sanducci zu bitten, sich um Sawyers Kind zu kümmern, das dürfte in etwa so viel Spaß machen, wie bei seinem Chef um eine Gehaltserhöhung anzufragen, nachdem man gerade den Firmenwagen zu Schrott gefahren hat.
»Es muss einen einfacheren Weg geben.«
»Denk mal zurück, Lizbeth. Hat es jemals einen einfacheren Weg gegeben?«
»Nein.«
»Du kannst niemand anderen zum Inyan Kara schicken. Du bist diejenige, die dorthin gehen muss.«
Soweit ich wusste, konnten nur Fellläufer Geister heraufbeschwören. Ich war zu einem geworden, als ich das erste Mal mit Sawyer geschlafen hatte. Außer einem Hellseher mit latenten medialen Fähigkeiten war ich auch noch ein sexueller Empath – durch Sex nahm ich übernatürliche Kräfte auf. Das konnte ein ziemlicher Stimmungskiller sein.
Obwohl ich vermutlich über die Fähigkeit verfügte, Geister heraufzubeschwören, war es mir bei Sawyer nicht gelungen. Ein weiteres Häkchen auf unserer Warum-wir-einen-Fellläufer-brauchen -Liste. Ich hoffte, dass Sani herausfand, was ich verkehrt machte.
»Ich nehme Faith mit«, sagte ich.
»Keine gute Idee.« Luthers riesige Hand hob sich, um meinem unausweichlichen Warum? zuvorzukommen. »Sawyer hat ihm seinen Berg gestohlen, Kind. Glaubst du wirklich, Sani wird ihm das vergeben? Glaubst du, er wird die Chance auf Rache ungenutzt verstreichen lassen?«
»Ich kann sie beschützen.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Du weißt nicht, welche Art von Magie der Alte oben auf diesem Lakota-Berg gefunden hat. Willst du riskieren, dass er stark genug ist, an dir vorbei und zu ihr zu kommen?«
»Also gut«, seufzte ich. »Ich lasse sie bei Luther.«
»Er ist selbst noch ein Kind.«
»Lass ihn das bloß nicht hören.«
Ruthie verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Ich habe viele Kinder großgezogen, Lizbeth. Dabei habe ich eine Menge
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