Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
Luther seine riesigen Hände. »Bestimmt nicht.«
»Ist auch besser so. Du rasierst dich ja noch nicht einmal.«
»Tu ich doch.«
Ich hielt ihm meinen erhobenen Zeigefinger unter die Nase. »Stopp!«, befahl ich. Diese Ich-bin-ein-Mann -Diskussion würde ich nicht noch einmal mit Luther führen. »Meg, das ist Luther Vincent. Luther, das ist meine beste Freundin Megan Murphy.«
Megan nickte. Sie hatte die Hände voller Baby. Luther nickte zurück.
»In der Küche gibt es Limonade«, sagte Megan. »Etwas zum Essen steht auf dem Tisch.« Luther war verschwunden, bevor sie das letzte Wort ausgesprochen hatte. »Wo hast du ihn her?«
»Indiana.«
»Eltern?«
»Tot.«
»Mensch?«
»Ein bisschen.«
Megan machte mit dem Zeigefinger ihrer freien Hand eine Nun-geh-schon-weiter-Geste. Am anderen Zeigefinger nuckelte Faith.
»Luther ist ein Marbas. Seine Mutter war ein Nachfahre des Dämons Barbas – eines Löwen, der sich in einen Menschen verwandeln konnte. Sein Vater war ein Zauberer, der die magische Fähigkeit hatte, sie in diesem Zustand zu halten.«
»Was kann Luther?«
»Sich in einen Löwen verwandeln, Dämonen bekämpfen, seine Wunden heilen.« Ich biss mir auf die Lippen und beschloss, ihr reinen Wein einzuschenken. »Er kann auch Kontakt mit Ruthie aufnehmen.«
Megan runzelte die Stirn. »Ich dachte immer, du könntest das?«
»Das konnte ich auch, bis … «
Meine Stimme versagte. Noch etwas, das ich nicht zugeben wollte.
»Komm mit«, sagte sie und legte auf dem Weg durchs Haus einen Zwischenstopp in der Küche ein, wo sie aus einer Kühlbox neben der Tür zwei Flaschen Miller Lite nahm. Dann trat sie auf die Betonplatte hinaus, die im Garten hinter dem Haus als Terrasse diente.
Luther war mit einem Teller Käse, Salami und Oliven beschäftigt. Ich hoffte sehr, dass noch etwas übrig sein würde, wenn die anderen Gäste eintrafen.
Ich saß neben Megan im Liegestuhl. »Wo sind eigentlich die Kinder?«
»Eine Freundin passt heute Vormittag auf sie auf, damit ich die Party vorbereiten kann.«
Megan hatte noch andere Freunde außer mir? Das war aber neu. Dass sie so viele Stunden in der Kneipe verbrachte, war sozialen Kontakten nicht gerade förderlich – nicht, dass sie welche gewollt hätte. Ich konnte an einer Hand abzählen, wie oft sie in den Jahren nach Max’ Tod einen Babysitter engagiert hatte, um etwas anderes zu tun, als zu arbeiten.
»Aber genug von mir«, sagte sie. »Warum kann der Prinz des Dschungels Ruthie hören – und du nicht?«
»Ich hab … mir was eingefangen.« Ich brachte es einfach nicht über die Lippen.
»Eine Erkältung?«, fragte Megan. »Grippe?«
»Einen Dämon.«
4
M egan, die sich zu mir herübergebeugt hatte, schreckte zurück. Faith gab ein überraschtes Huh von sich. Ich dachte, sie würde gleich anfangen zu schreien. Stattdessen sah sie Megan prüfend an und machte sich dann wieder daran, an der Hand meiner Freundin herumzukauen. Zum Glück hatte sie noch keine Zähne.
»Lass mich … «
Megan kam hastig auf die Füße und schob ihren Stuhl zwischen uns.
»… das erklären«, beendete ich den Satz.
»F…fass mich nicht an. Ich werde … Luther!«, schrie sie. Mit fettverschmiertem Mund – von den Kartoffelchips – kam Luther zur Tür. »Hmm?«
»Weißt du, wie man sie tötet?«
Er machte große Augen und sah mich an. »Liz?«
»Megan, beruhige dich«, sagte ich.
»Oh, das würde dir gefallen, nicht wahr? Mich beruhigen, damit du … was auch immer du mit den Leuten machst, bevor du sie tötest.«
Ich seufzte. »Ich bin nicht böse.« Jedenfalls nicht in diesem Moment. Ich legte die Hand auf das edelsteinbesetzte Band, das um meinen Hals lag. »Hast du das hier nicht bemerkt?«
»Natürlich. Ich dachte, du wärst eine Goth geworden.«
Da mein Halsband so aussah wie das eines Pudels, ergab das überhaupt keinen Sinn.
»Sie ist ein Vamp geworden«, sagte Luther. Die Tür schlug hinter ihm zu, als er zu uns nach draußen kam.
Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. »Hilf mir bitte nicht.«
Luther zuckte die Achseln.
»Du bist ein Vampir?«, kreischte Megan. Das Baby maunzte. Es klang jetzt mehr nach einer Katze als vorhin. Da war es aber eine gewesen …
»Nicht so laut«, sagte ich. »Du regst unser Miezekätzchen auf, und glaub mir, das willst du nicht. Die Lungen dieses Kindes zerfetzen dir das Trommelfell.«
»Das ist mir egal«, fuhr mich Megan an, senkte aber trotzdem die Stimme. »Sag mir einfach, was los
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