Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
ist, bevor ich dir den Kopf abschlage und dir Knoblauch in den Mund stopfe.«
Ich hob die Brauen. Sie hatte also recherchiert, wie man einen Vampir umbrachte. Gut für sie.
»Jemandem den Kopf abzuschlagen ist gar nicht so leicht, wie du glaubst.« Ohne das richtige Werkzeug war es sogar so gut wie unmöglich. Und in diesem Moment befand sich nur ein Buttermesser in Reichweite.
Megan starrte Luther an. »Warum hast du sie nicht umgebracht?«
Er ließ einen halben Cupcake in seinem Mund verschwinden, kaute dreimal und schluckte. »Weil sie nicht böse ist, solange sie dieses Halsband trägt.«
»Und wenn sie es nicht trägt?«
»Versteck dich«, sagte Luther.
Megan kaute auf ihrer Lippe herum und betrachtete dabei erst mich, dann Luther und dann wieder mich. Das Baby schrie jetzt richtig laut, und Megan wippte es automatisch auf und ab, was aus irgendeinem unerfindlichen Grund auch Wirkung zeigte. Wenn ich schlechte Laune hätte, würde mir Wippen echt auf den Geist gehen.
»Wie bist du zu einem Vampir geworden?«, fragte sie.
»Ich hatte dir doch erzählt, wie ich Kräfte aufnehme.«
Sie rümpfte die Nase. »Du hast mit einem Vampir geschlafen?«
»Ja und nein.«
»Das ist eine Ja-oder-Nein-Frage. Entscheide dich.«
»Das ist nicht so einfach.«
»Das ist es bei dir nie.« Sie setzte sich in den Liegestuhl und sah Luther an. »Geh und spiel im Internet. Der Computer steht im Wohnzimmer.«
»Alles klar!« Luther ging davon.
»Keine Pornos!«, rief Megan. »Wegen der Zwerge.«
»Ja ja.« Die Tür schlug hinter ihm zu.
Megan wandte sich wieder zu mir. »Spuck’s aus.«
»Alles fing mit der Frau aus Rauch an.«
Megan wurde bleich. Sie hatte die Naye’i, die Frau aus Rauch, auch kennengelernt. Diese böse Navajo-Geisterhexe war früher die Anführerin der Dunkelheit gewesen. Außerdem war sie Sawyers Mutter, was im Hinblick auf ihn eine Menge erklärte.
Die Naye’i hatte sich um den Job als Antichrist gerissen. Sie hätte ihn auch bekommen, wenn ich sie nicht umgebracht hätte. So aber hatte sie die Tore zur Hölle geöffnet, und all die gefallenen Engel, die zu Dämonen geworden waren, konnten entfliehen. Sie schwärmten also aus und bevölkerten die Erde erneut mit Nephilim, bis ich sie wieder zurückschicken konnte. Jetzt waren sie uns zahlenmäßig deutlich überlegen.
»Ich dachte, du hättest diese Schlampe umgebracht«, sagte Megan.
»Das habe ich auch. Aber um dafür stark genug zu sein, musste ich … «, ich holte tief Luft, »… selbst so böse werden wie sie.«
»Und deshalb hast du einen Vampir gebumst?«
»Ja und nein.«, wiederholte ich. Ich hatte mit einem Vampir geschlafen. Aber das hatte mir nicht meinen inneren Dämon eingebracht. »Jimmy ist ein Dhampir.«
»Halb Vampir, halb Mensch«, sagte Megan. Ich war mir nicht sicher, ob sie das von mir wusste oder ob sie es wohl selbst herausgefunden hatte. Eigentlich war es auch nicht wichtig. »Stärker, schneller, besser.«
Das hörte sich an, als mache sie Werbung für den Sechs-Millionen-Dollar-Mann.
»Warum konnte er die Naye’i nicht töten?« Sie runzelte die Stirn. »Beziehungsweise warum konntest du es nicht? Nach allem, was du mir über Jimmy erzählt hast, müsstest du jetzt auch ein Dhampir sein.«
»Das bin ich.« Megan kannte mich so gut. »Aber so mächtig Dhampire auch sind, sie sind doch nicht mächtig genug. Sie sind nämlich nur teilweise Dämonen.«
»So ein Schrott«, murmelte sie. »Du hättest sie einfach wegbomben sollen.«
»Das hätte nicht funktioniert. Normalerweise gibt es genau einen Weg, diese Wesen zu töten, und zwar nur diesen einen Weg. Bei der Naye’i musste ich das Böse in alle vier Himmelsrichtungen verstreuen.«
»Wie hast du das angestellt?«
»Ich habe sie in vier Stücke gerissen und diese per Express-Luftpost« – ich warf die Arme in die Luft und öffnete dabei die Hände, als würde ich etwas wegwerfen – »in die entferntesten Ecken der Welt geschickt.«
Stille nistete sich zwischen uns ein. Megan brach sie schließlich. »Das hätte ich zu gerne gesehen.«
»Hättest du nicht.«
Zu diesem Zeitpunkt war ich ein Vampir gewesen – rasend vor Wut, mordlüstern und in Blut getränkt.
»Wenn du nicht mit einem Vampir geschlafen hast, wie bist du dann zu einem geworden?«
»Dhampire können zu Vampiren werden, indem sie ihr Blut mit dem anderer Vampire vermischen.«
Erst vor ein paar Monaten hatte Jimmys Papi diese Familientradition an seinem Sohn
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