Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
Schmusedecke über den Kopf. Das rosa Flanell dämpfte den grellen Blitz. Summers Augen weiteten sich, und fast hätte sie das Baby fallen gelassen, als sich seine Knochen verschoben und flaumige schwarze Haare aus seiner weichen, bronzefarbenen Haut wuchsen. Wenigstens war ich nicht die Einzige hier mit zwei linken Händen.
»Voilà!« Ich zog die Decke weg. Der schwarze Schwanz des Kätzchens zuckte hin und her, während es uns reihum aus seinen blassgrauen Augen betrachtete.
»Bist du ihre Mutter?«, fragte Jimmy.
Ich hob die freie Hand in die Höhe. »Warum fragt mich das jeder?«
»Sie ist ein Gestaltwandler.«
»Das trifft auf die Hälfte aller Leute zu, die mir in letzter Zeit begegnet sind.«
»Du streitest also ab, dass sie deine Tochter ist?«
»Scheiße, ja.«
»Es ist aber ziemlich offensichtlich, dass Sawyer der Vater ist.« Summer strich sanft über Faiths dunklen Kopf, und das Kätzchen schnurrte. »Also warum sollten wir nicht auf die Idee kommen, dass du ihre Mutter bist?«
Ich sah Jimmy an, doch seine Augen gaben nichts preis. Wie konnte er nur glauben, dass ich ein Kind von irgendjemandem außer …
Ich schnitt diesen Gedanken ab, bevor man ihn auf meinem Gesicht lesen konnte. Was Jimmy und ich einmal gehabt hatten – eine Liebe, die so tief war, dass ich sie für unsterblich gehalten hatte –, war so oft und so schwer verletzt worden, dass ich gar nicht wusste, ob sie überleben würde. Der Traum von einer gemeinsamen Zukunft – besonders der eine, in dem ein weißer Gartenzaun vorkam – würde sich nie erfüllen.
Ich riss meinen Blick von Jimmys ruhigem, stoischen Gesicht los. »Ich habe magische Kräfte, aber die reichen nicht aus, um in weniger als einem Monat ein Kind auszubrüten.«
»Das behauptest du«, murmelte Summer. »Aber du lügst.«
Ich ging einen Schritt auf sie zu. »Was für ein Glück für dich, dass du das Baby auf dem Arm hast.«
Summer schob das Kätzchen zu Jimmy hinüber, doch der weigerte sich, es zu nehmen. Als wäre Faith noch immer ein Baby, wich er zurück und schüttelte den Kopf. »Oh nein. Ohne mich.«
Die Fee wandte sich an Luther, der ebenfalls den Kopf schüttelte. Als sie mich wieder ansah, gestattete ich meinen Lippen ein winzig kleines Lächeln. »Vielleicht lüge ich, aber immerhin habe ich meine Seele nicht dem Teufel verkauft.«
»Noch nicht.« Summer neigte ihr kleines, spitzes Kinn. »Aber nur, weil du nicht in der Lage bist, jemanden zu lieben.«
»Ich kann lieben!«
»Jemanden genug zu lieben«, fuhr sie fort, »um ein Schicksal in Kauf zu nehmen, das schlimmer ist als der Tod. Oh ja, wir wissen, dass du für jemanden sterben würdest. Du stürzt dich ja Hals über Kopf in jede sich bietende Gelegenheit.« Ihr Tonfall sagte Streber , sogar noch deutlicher als ihr Gesichtsausdruck. »Aber versuch mal, dich für das Schlimmste zu entscheiden, das du dir vorstellen kannst. Versuch mal, dich für alle Ewigkeit den Flammen zu verschreiben, nur um ihn zu retten.« Sie sah Jimmy an. »Selbst wenn du weißt, dass er dich dafür vielleicht hassen wird.«
»Es reicht«, sagte Jimmy ruhig. Aber Summer war noch nicht fertig.
»Sie hätte es nicht für dich getan.«
»Ich weiß.«
Summer lächelte ein dünnes, hässliches Lächeln, das so gar nicht in ihr süßes, herzförmiges Gesicht passte. »Glaubst du, sie würde es für ihn tun?«
12
W as für wen tun?«, fragte ich.
»Was glaubst du?« Summer sah mich nicht an, sondern hielt den Blickkontakt mit Jimmy. »Deine Seele für Sawyer verkaufen.«
Ich lachte. »Ja, genau.«
»Du bist auf dem Weg zu den Black Hills«, sagte sie, »um einen Fellläufer zu fragen, wie man seinen Geist heraufbeschwört.«
»Woher weißt du das?« Ich sah Luther an, doch der schüttelte nur den Kopf. Summer tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. Auch sie hatte übersinnliche Fähigkeiten. Ich zog eine alberne Befriedigung aus der Tatsache, dass ihr Nagellack abgeplatzt war.
»Jemand muss es tun«, sagte ich, wobei ich Jimmys Blick mied. »Und wie meistens bin dieser Jemand eben ich.«
»Lass ihn ruhen, Lizzy.«
Ich konnte nicht anders, als Jimmy in die Augen zu sehen. Und dann konnte ich den Blick nicht mehr abwenden. »Er ruht nicht. Er wandert herum.« Ich schluckte. »In meinen Träumen.«
»Du musst ihn gehen lassen«, fuhr Jimmy fort. »Er ist tot. Das müsstest du am besten wissen.«
»Das ging unter die Gürtellinie«, murmelte ich.
»Es musste getan werden.«
»Und das
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