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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Haare machten seinem Namen alle Ehre. Seine ebenso grauen Augen blickten eifrig strahlend hinter einer schwarz umrandeten Nickelbrille hervor.
    „Das FBI hatte ich ja noch nie vor der Tür stehen“, sagte er mit dem für die Grenzländer typischen leichten Akzent.
    „Wir wollen Sie nicht lange stören“, sagte Summer. „Gab es in den letzten Monaten in dieser Gegend einige ungeklärte Todesfälle?“
    „Keinen einzigen.“
    Triumphierend sah mich Summer an.
    „Gibt es hier in der Nähe ein Krankenhaus?“, fragte ich. Ein Krankenhaus schien mir doch der naheliegendste Ort, sich nach mysteriösen Todesfällen zu erkundigen. Und nicht der Dorfarzt.
    „Im Umkreis von sechzig Meilen ist hier überhaupt nichts.“
    „Also“, fuhr Summer fort, „etwaige Totenscheine würden ausgestellt werden von …?“
    „Mir“, antwortete Dr. Grey. „An mir kommt hier niemand vorbei, ich bin der einzige Arzt in der Gegend, also bin ich auch der Leichenbeschauer. Die Leichen gehen von hier direkt ins Beerdigungsinstitut.“
    „Kein Leichenschauhaus?“
    „Kein Bedarf.“ Nachdenklich betrachtete der Arzt Summer. „Auch wenn es für Sie vielleicht nicht von Belang sein mag, wir hatten in letzter Zeit eine Reihe seltsamer Angriffe von wilden Tieren. Die Betroffenen sind so traumatisiert, dass sie sich nur noch an die roten Augen erinnern können. Den Beschreibungen zufolge könnte es ein Bär sein. Die Leute munkeln jetzt von dem schwarzen Brüllaffen aus den Ozark Mountains.“
    „Was ist das denn?“, fragte ich.
    „Der Legende nach ein Wesen, das die Berge durchstreift.“
    Ich warf Summer einen Blick zu, sie sah längst nicht mehr so fröhlich aus. Denn in unserer Welt bedeuteten Wesen aus Legenden Nephilim, und die waren sehr real. Vor einem Affen mussten wir also auch auf der Hut sein. Für den Fall des Falles.
    „Sie haben die Größe eines Bären“, setzte der Arzt seine Erzählung fort, „mit schwarzem buschigem Schwanz und Hörnern. Ihr Lockruf klingt wie eine Mischung aus Wolfsgeheul und dem Brunftschrei eines Elchs. Aber ich habe noch nie gehört, dass der Brüllaffe jemanden gebissen hat.“
    „Menschen wurden gebissen?“ Mit meiner Frage wollte ich ihm nur das richtige Stichwort geben, denn ich hatte mich ja schon mit eigenen Augen davon überzeugt.
    „Ja. Was seltsam ist, denn in der Regel ist der Blick eines Brüllaffen tödlich, die Leute fallen auf der Stelle um.“
    „Die Bisswunden?“, erinnerte ich ihn.
    „Ach ja. Solche Wunden habe ich noch nie gesehen. Tiere zerren und reißen. Menschen … nun, Menschen würden in der Haut deutliche Abdrücke hinterlassen. In diesem Fall sind es aber Einstichlöcher … so als wenn uns jemand weismachen wollte, ein Vampir würde hier frei herumrennen.“
    Summer und ich lachten herzlich. Dr. Grey blieb ernst.
    „Warum interessiert sich das FBI für Barnaby’s Gap ?“, fragte er. „Niemand ist umgekommen, also kann es sich nicht um einen Serienmörder oder Psychopathen handeln.“
    Summer kribbelte es schon in den Fingern. Aber bevor sie ihn einstäuben durfte, musste sie noch ein paar Informationen aus ihm herauslocken. „Können Sie uns sagen, wo diese Kreatur gesichtet wurde?“
    „In den Höhlen.“ Er ging zum Fenster und zeigte auf den allernächsten bewaldeten Gipfel. „Auf der Westseite. Die Leute reden davon, raufzugehen und alles abzuknallen, was sich bewegt. Ich halte das für keine gute Idee.“
    Das tat ich auch nicht, denn Kugeln würden Jimmy nur in Rage bringen.
    Er konnte sich von jeder Verletzung heilen, es sei denn, jemand traf zufällig zweimal die gleiche Stelle, und die war auch noch tödlich.
    Dazu müsste man so nahe an ihn herankommen, dass man ihm entweder zweimal in den Kopf oder in die Brust ballern konnte. Vielleicht war Jimmy nicht ganz auf der Höhe, aber trotzdem würde er niemanden mit einer Schusswaffe so nah an sich herankommen lassen, nicht einmal mich.
    „Der Legende zufolge muss man den Brüllaffen bei lebendigem Leib enthaupten, um ihn zu töten.“ Der Arzt lachte jäh auf. „Ich habe mir gerade versucht vorzustellen, wie …“
    Grelle Funken schossen an mir vorbei und ergossen sich über Dr. Grey, unterbrachen ihn mitten in seinen Ausführungen. Auch wenn sein Blick nach wie vor auf die Berge in der Ferne gerichtet war, tat er so, als wären wir nicht anwesend. Für ihn waren wir es wohl auch nicht mehr.
    Als sich die Tür öffnete, schnippte Summer einmal lässig mit der Hand und erwischte den

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