Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)
machte das immer ganz fertig.
In dieser Gestalt wird deine Wunde schneller verschwinden.
Ich reckte den Hals, dehnte dabei die Haut an meiner Brust. Und er hatte recht, es tat schon viel weniger weh und spannte auch nicht mehr so stark.
Was ist passiert? , fragte ich.
Ich habe gesehen, wie du zu Boden gegangen bist, dann ist sie verschwunden.
Und dann?
… habe ich weitergekämpft.
Eigentlich hätte ich froh sein sollen, dass er am Ball geblieben war. Helfen hätte er mir ohnehin nicht können.
Aber ich war nicht froh. Ich war sogar richtig angesäuert.
Während ich da tot auf dem Boden lag, hast du fröhlich weitergekämpft?
Ich wusste ja, dass du nicht tot warst.
Schade, dass es mir keiner gesagt hat, murmelte ich.
Du musst den Türkis tragen. Immer.
Dagegen würde ich nichts sagen.
Da wir gerade vom Teufel sprechen: Du hast mir noch nie gesagt, warum sie beim Anblick des Türkis verpufft?
Der Stein ist das Zeichen, dass du mir gehörst.
Ein tiefes Knurren kam aus meiner Kehle. Ich gehörte niemandem und Saywer schon gar nicht.
Seine Nasenlöcher blähten sich, bestimmt war es meine wilde Wut, die ihm in der Nase brannte. Entspann dich, Phoenix, das war die einzige Möglichkeit, dich am Leben zu halten.
Wenn ich dich richtig verstehe, kann sie mich also nicht töten, solange ich den Türkis trage?
Genau.
Also bin ich unbesiegbar.
Verächtlich schüttelte er den Kopf. Nur weil sie dich nicht töten kann, heißt es noch nicht, dass die anderen es nicht können.
Mist. Unbesiegbar, das hatte so gut geklungen.
Ich kam auf meine Ausgangsfrage zurück. Was ist in Lake Vista geschehen?
Saywer legte sich nieder, bettete seine Schnauze auf seine Pfoten und seufzte. Was zu erwarten war.
Was nützt das eigentlich, wenn wir erfahren, dass sie kommen, sie aber nicht aufhalten können?
Wenn sie nicht gewesen wäre, hätten wir es geschafft.
Ich erstarrte. Steckt sie etwa dahinter?
Entweder ist sie den Lukanern gefolgt, oder sie hat sie geschickt.
Geschickt?
Nur der Anführer der Dunkelheit hatte die Macht über die Nephilim, und die Frau aus Rauch konnte es unmöglich sein, dazu hätte sie mich töten müssen. Was sie erst getan hatte, nachdem die Lukaner bereits da waren. Selbst wenn …
Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Sie hat mich umgebracht. Ist sie damit die neue Anführerin der Dunkelheit?
Sie hat dich nicht wirklich umgebracht.
Wie konnte sie dann die Lukaner unter Kontrolle halten?
Gar nicht. Nicht im eigentlichen Sinn. Aber sie kann sehr überzeugend sein. Besonders, wenn sie einen Vorschlag macht, der nur allzu gerne ausgeführt wird.
Sein Ton und die Wahl seiner Worte ließen mich überrascht aufsehen. Erinnerte er sich etwa an seinen Vater, den Medizinmann, der sich seinem Totemtier verschworen hatte, die ganze Zeit über als Tier lebte und schließlich Menschenfleisch brauchte, alles nur wegen ihr?
Oder sprach er gar von sich selbst? Saywer hatte mir einmal erzählt, dass sie jeden dazu bringen konnte zu tun, was sie wollte.
Trotz meines Fells zitterte ich am ganzen Leib. Zu was hatte sie ihn wohl gezwungen? Und zu was würde sie ihn noch zwingen?
Wenn die Naye’i so mächtig ist, dann braucht sie mich gar nicht zu töten. Dann kann sie über die Mächte der Finsternis einfach durch schiere Willenskraft gebieten.
So funktioniert das nicht.
Gar nichts scheint so zu funktionieren wie gedacht.
Dinge werden geschehen. Der Anführer der Dunkelheit wird die Anführerin des Lichts töten, daraus folgt der Jüngste Tag. Der Jüngste Tag endet im Armageddon.
Manche sprechen von der Apokalypse, andere von Armageddon. Ist das so wie Ketschup und Ketchup?
Was hat denn Ketchup damit zu tun?
Gern hätte ich mir jetzt die Stirn gerieben, aber mir standen ja keine Hände zur Verfügung. Musste Saywer immer alles wörtlich nehmen?
Was ist denn der Unterschied zwischen Apokalypse und Armageddon?
Den letzten Kampf zwischen Gott und Satan nennt man Armageddon. Apokalypse ist ein allgemeiner Begriff für das Ende der Welt.
Nun gut, das ergab genauso viel Sinn wie alles andere auch.
Wir müssen die Lukaner verfolgen.
Die meisten habe ich getötet.
Saywer war weder ein Seher noch ein Dämonenjäger. Was er aber genau war, darüber tappte ich nach wie vor im Dunkeln. Ich fragte mich, ob Ruthie es so genau wusste. Sie traute ihm jedenfalls. Ich nicht. Er war ein Killer. Aber waren wir das nicht alle?
Wir sollten die Restlichen auftreiben.
Das bringt nichts. Sie werden so lange im
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