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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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machen, solchen, die noch nichts mit ihren Gaben anzufangen wissen. Er soll es ihnen zeigen.“
    „Saywer?“
    „Er hatte schon immer ein Händchen dafür, neue Seher aufzuspüren. Und Dämonenjäger. Obwohl die Seher meistens ihre eigenen Dämonenjäger anziehen.“
    „Es sei denn, sie erben die Jäger.“ Wie in meinem Fall.
    „Genau“, stimmte mir Ruthie zu. „Du musst die zusammentrommeln, die sich noch versteckt halten, und Seite an Seite mit ihnen kämpfen. Mehr kannst du nicht tun.“
    „Wäre schön, wenn Saywer nicht nur innerhalb des Navajogebiets sprechen und auf zwei Beinen gehen könnte“, raunte ich.
    Wenn er zu den neuen Rekruten hingehen und sie schnellstens an Ort und Stelle ausbilden könnte, wäre das so viel einfacher, als sie in Tiergestalt zu finden und nach New Mexico zu locken, um sie sich dann dort vorzunehmen.
    „Nimm Saywer mit nach Detroit“, befahl mir Ruthie. „Es wird gefährlich.“
    Ich fragte mich, ob sich das gefährlich auf Detroit bezog oder auf die Benandanti und allerlei andere übernatürliche Wesen, aber eigentlich war das auch egal. Gefährlich blieb gefährlich – und Saywer war der beste Leibwächter, auch wenn ich ihn ohne Drahtkäfig und Maulkorb in keinen Flieger bekäme.
    Zum Glück hatte ich den Impala, und Detroit war nur ein kurzes – wenngleich nerviges – Stück von Chicago entfernt, einmal um die Spitze des Michigan-Sees. Bis morgen früh sollten wir es schaffen.
    Das Gelächter der Kinder zog meine Aufmerksamkeit erneut auf das Fenster. Jetzt waren es sieben. Wo hatten die sich nur versteckt?
    Ich erhob mich, ging an die Scheibe heran, um besser sehen zu können. Im nächsten Augenblick waren es schon acht.
    „Verdammte Schei…“, murmelte ich, als der Groschen endlich fiel.
    Die Kinder hatten gar nicht Verstecken gespielt; sie waren – eins, zwei, drei – aufgetaucht, nachdem eines nach dem anderen in Lake Vista den Tod fand.

 
    12
    M enschen sterben“, ich drehte mich herum, um Ruthie ins Gesicht zu blicken. „Und wir sitzen hier in deiner sonnigen Küche und plaudern.“
    Ruthie bekam feuchte Augen. „Glaubst du etwa, ich will, dass sie sterben? Dass ich gerne ein volles Haus habe?“
    Hilflos hob ich die Hände. „Ich weiß nicht, was du willst oder was ich davon halten soll. Ich weiß nur, dass in diesem Moment Menschen, Kinder, durch einen Angriff der Lukaner sterben. Einen Angriff, den ich verhindern sollte.“
    „Aber du bist im Kampf gefallen.“
    „Nach dem, was du sagst, bin ich aber gar nicht tot.“
    „Du brauchst Zeit, dich auszukurieren.“ Ruthies Blick verlor sich in der Weite. „Saywer hat getan, was er tun konnte.“
    „Hast du mich verhext, sodass ich vergessen habe, was in Lake Vista geschieht?“ Ich konnte nicht fassen, dass es mir erst wieder eingefallen war, nachdem dieses Kind aus dem Nichts aufgetaucht war.
    „Du bist nicht umsonst hier gewesen, sondern um zuzuhören und gesund zu werden. Bis dahin konntest du gar nicht gehen. Dir jetzt Gedanken zu machen ist also ganz unnütz, Kindchen.“
    „Ich muss zurück.“
    „Geh.“ Und mit einem Schnipsen entließ sie mich.
    Blitzartig fiel ich in meinen Körper zurück, hustend und röchelnd schmeckte ich Blut. Mein Gesicht war nass, Scheiße, ich war vollkommen durchnässt und meine Brust tat weh. In der Erwartung, auf ein Messer zu stoßen, griff ich mir an die schmerzende Stelle. Doch es war nicht mehr da. Fluchend setzte ich mich auf und öffnete die Augen.
    Es regnete. Und nach dem Zustand meiner durchnässten Kleider und Haare zu urteilen, hatte es schon seit einer ganzen Weile geregnet. An einer Seite fühlte es sich warm an, an der anderen fröstelte ich, obwohl die Hitze der Sommernacht noch spürbar war. Saywer lag ausgestreckt an mich gepresst. Er hob den Kopf, Schnauze und Pfoten waren blutverschmiert. In der Nähe lag mein Messer, so makellos, als hätte es nie bis zum Heft in meiner Brust gesteckt. Angesichts des scharfen, stechenden Schmerzes, der zwischen meinen Rippen pochte, musste ich davon ausgehen, dass der Regen das Blut abgewaschen hatte.
    Hatte Saywer es mit seinen Zähnen herausgezerrt? Hatte ich es im Todeskampf selbst getan? Oder war es wie durch Zauberei hier verschwunden, um dort wieder aufzutauchen? War das aber nicht ganz gleichgültig, solange es nicht mehr in meinem Brustkorb steckte?
    Aus der Ferne war lautes Rufen zu hören, und ich sah zur Ortschaft hinüber, dann ließ ich mich sofort wieder auf den Boden fallen. Lake Vista

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