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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Verborgenen leben, bis sie wieder gerufen werden. Lukaner breiten sich aus und passen sich dann unauffällig an. Die können überall stecken.
    Knurrend schabte ich mit den Krallen über den Teppich und genoss den schrillen Klang des reißenden Gewebes, wünschte mir, dass es ein Lukaner oder die Frau aus Rauch wäre.
    Wie können wir deine Mutter töten?
    Wenn ich es könnte, hätte ich es schon längst getan. Wir müssen Wege finden und dürfen nichts unversucht lassen.
    Ein bisschen auf gut Glück, oder wie?
    Was passiert denn nicht auf gut Glück?
    Ich hob den Kopf und schnüffelte, ganz schwach nahm ich den Geruch von Flammen und Asche wahr. Warum riechst du nach Rauch?
    Ich habe es dir schon mal gesagt, sie ist ein Teil von mir.
    Die Navajos sind matriarchalisch. Für sie ist die mütterliche Seite die stärkere. Ganz gleich, was ich sagte, Saywer glaubte es dann nach wie vor auch. Hin und wieder machte ich mir Sorgen, sie könnte ihn auf die dunkle Seite ziehen. Dieser Gedanke erschreckte mich ebenso sehr wie Saywer selbst. Sollte er jemals die Seite der Nephilim wählen, wären wir verloren.
    Die Macht, die er verströmte – morgens, mittags und selbst in tiefster Nacht – erinnerte mich an den Wirbelsturm, von dem Ruthie gesprochen hatte. In Saywers Innerem lag ein Sturm verborgen, der nur darauf wartete, freigelassen zu werden.
    Hast du sie aus diesem Grund vor all den Jahren heraufbeschworen? Weil sie ein Teil von dir ist? Weil du dich wie alle vernachlässigten Kinder nach ihrer Anerkennung sehnst?
    Flammen standen in seinen Augen. Bislang hatte ich ihn nie auf diese Nacht angesprochen; er sollte nicht wissen, dass ich ihn beobachtet hatte. Aber er musste es trotzdem gewusst haben, warum hätte er mir sonst den magischen Stein gegeben, der mich vor ihr beschützte?
    Du glaubst also, ich arbeite heimlich für meine Mutter?
    Tat ich das? Eigentlich nicht. Aber ganz sicher konnte ich mir auch nicht sein. Nicht bei ihm.
    Ich hatte Saywer auf so intime Weise berührt, wie eine Frau einen Mann nur berühren kann – und dabei hatte ich eine Menge gesehen, aber nicht alles. Wie kein anderer konnte Saywer meine seherischen Gaben blockieren. Ich wusste, dass er ein Geheimnis hatte, aber ich ging nicht davon aus, dass es das war.
    Warum hast du sie in jener Nacht herbeigerufen?, drängte ich.
    Er erhob sich und schüttelte sein Fell, als wäre er gerade aus einem Bergsee gestiegen. Fast erwartete ich einen Schauer kalter Wassertropfen.
    Wir hatten ein paar … Dinge zu besprechen.
    Ruf sie jetzt her, befahl ich ihm, ich habe auch einiges zu besprechen.
    Du hattest schon immer mehr Mut als Verstand, murmelte er. Hast du nach dem letzten Mal immer noch nicht genug? Du bist noch nicht bereit, ihr wieder gegenüberzutreten.
    Hilf mir dabei.
    Seine Heiterkeit war im Nu verflogen, und er blickte zur Seite. Das kann ich nicht.
    Wer kann es dann?
    Darauf antwortete er mir nicht.
    Also, was ist jetzt, zauberst du sie herbei?
    Es hat eine Zeit gegeben, da konnte ich sie mit Feuer, Blut und Magie zu mir rufen. Aber das ist jetzt vorbei.
    Warum?
    Sie ist stärker geworden. Widersteht dem Zauber. Vielleicht hat sie das schon immer gekonnt, aber jetzt weiß sie, dass der Versuch, mich zu verführen, zwecklos ist.
    Dich zu verführen? Ich musste schwer schlucken, hatte einen fauligen Geschmack im Mund, etwas schleimig Grünes und absolut Abartiges saß mir quer im Hals.
    Wir sahen uns an. Um mich auf ihre Seite zu ziehen, würde sie alles tun.
    Du bist ihr Sohn.
    Sie ist ein böser Geist, Phoenix. Das Einzige, was sie an mir als Sohn interessiert, ist, dass ich magische Fähigkeiten besitze, die sie sich aneignen will.
    Kann sie Macht aufnehmen, so wie … Ich stockte. So wie ich?
    Außer dir kann das niemand.
    Sollte ich mich darüber nun freuen oder komplett durchdrehen?
    Sie kann sich die Fähigkeiten anderer nicht zu eigen machen. Um mächtiger zu werden, lockt sie die anderen auf ihre Seite – wie sie es mit meinem Vater getan hat – oder tötet ihre Feinde und vernichtet somit deren Kräfte ein für alle Mal.
    Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.
    Dieser Philosophie hat sie ihr langes, langes Leben zu verdanken.
    Früher oder später wird sie das Warten leid sein und dich einfach töten.
    Da hast du wahrscheinlich recht.
    Erneut schauderte mir, unter dem Fell zog sich meine Haut zusammen. Der Gedanke, Saywer stünde auf gar keiner Seite, war noch angsteinflößender, als ihn auf der dunklen Seite zu wissen. Meine

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