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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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schienen, kaum mehr als einen winzigen Blick auf das Augenpaar dahinter werfen konnte.
    Dann wurde der Spion zugeknallt. Ich verspannte mich, bereit dazu, gegen die Tür zu hämmern und zu rufen, aber die Schlösser schnappten auf, die Riegel wurden zurückgezogen, die Tür öffnete sich schwungvoll, und aus der Dunkelheit erklang ein Flüstern: „ Ciao, Bella . Hab dich schon erwartet.“

 
    15
    O bwohl die Tür nun weit offen stand, konnte ich in dem langen, tunnelartigen, dunklen Flur nichts erkennen, nur das Knurren des Hundes war zu hören. Es klang grässlich und gemein.
    „Sind Sie …“, ich zögerte. Wie sollte ich fragen, ob diese Frau mit der betörenden, wohltönenden, irgendwie sexy klingenden Stimme eine Hexe war? War das überhaupt höflich genug? Oder ein Freibrief für die Töle, mich zu fressen?
    Steifbeinig ging Saywer hinein, die Nackenhaare immer noch aufgestellt. Er hob den Kopf, schnüffelte, schüttelte sich, als wäre er nass geworden, und warf mir einen Blick zu, den ich nur als verwirrt beschreiben konnte.
    „Bin ich wer, Bella ? Oder lieber was?“
    Sie lachte, und es klang so warm und fröhlich, dass ich unweigerlich lächeln musste. Gerne hätte auch ich so aus vollem Herzen gelacht, aber ich hatte das Gefühl, dass ich das nie wieder konnte.
    „Da Sie es gerade erwähnen“, setzte ich an.
    „Das ist nicht der richtige Ort für so ein Gespräch. Du auf der Veranda, ich hier im Dunkeln, dein armer Wolf …“
    „Hund“, platzte ich heraus.
    „Natürlich“, antwortete sie und schaltete sofort. Ihre Stimme schwang sich in der Dunkelheit wie eine Opernarie empor, doch war sie nicht nur wunderschön, sanft und klar, sondern hatte auch einen leichten Akzent. Englisch war nicht ihre Muttersprache, dennoch musste sie es schon seit langem sprechen. „Ihr solltet beide hereinkommen und die Tür hinter euch schließen und verriegeln.“
    Ich zögerte. Mich hier mit Gott weiß was und diesem Hund einzusperren könnte sich auch als Dummheit erweisen. Genau das wollte ich eigentlich vermeiden.
    „Elizabetta“, raunte sie, und ich machte mich steif, auch wenn mein Name nun wirklich kein Geheimnis mehr war, wenn er überhaupt je eins gewesen war. „Ich bin Carla Benandanti.“
    Na, das traf sich ja gut, wobei sich jeder als gute Hexe ausgeben konnte. Musste ja nicht unbedingt stimmen.
    „Du wurdest von einer Frau zu mir gesandt, die unser beider Freundin ist.“
    „Ruthie“, flüsterte ich.
    „Sie hat dich angekündigt.“
    „Sie haben mit ihr gesprochen?“ Begierig trat ich näher. „Vor kurzem?“
    „Nein. Sie ist ein klein wenig tot, nicht wahr?“
    „Wann hat Sie es Ihnen denn gesagt?“
    „Vor Jahren schon.“
    „Da hat sie schon gewusst, dass ich hierherkommen würde?“
    „Ruthie hat vieles gewusst.“
    Dagegen konnte ich nichts sagen. Natürlich könnte Ruthie einfach ihre eigenen Prophezeiungen erfüllen. Schließlich war sie diejenige, die mich überhaupt erst nach Detroit geschickt hatte.
    „Unter anderem“, fuhr Carla fort, „dass du irgendwann einmal eine Benandanti brauchen würdest. Komm rein, Bella, und bring deinen kleinen Hund auch mit.“
    Bedeutete bella nicht hübsch im Italienischen? Oder vielleicht auch schön .
    Mit einem Mal musste ich an den Zauberer von Oz und die böse Hexe aus dem Westen denken. Dich kriege ich schon, meine Hübsche, und deinen kleinen Hund auch.
    Bei dem Gedanken an die böse Hexe wurde ich noch nervöser. Eigentlich sollte ich hier einer guten Hexe einen Besuch abstatten, aber so genau wusste man nie, wer nun gut und wer böse war und wer, wenn der Wind sich drehte, noch böse werden konnte.
    Und als könnte er meine Gedanken lesen, kam auf einmal ein Wind auf, der mir fast die Tür vor der Nase zuschlug. Gerade noch rechtzeitig hielt ich sie fest, blickte mich über die Schulter hinweg um und starrte missmutig auf den Horizont, wo sich schon der nächste Gewittersturm zusammenbraute.
    Was war bloß in letzter Zeit mit den Stürmen los? Sie schienen mich zu verfolgen. Da ich keine Kontrolle über das Wetter hatte – noch nicht – , wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Carla zu, die immer noch auf meine Entscheidung wartete. Würde ich nun hereinkommen oder auf dem Absatz kehrtmachen?
    Diese Ungewissheit konnte ich nicht leiden. Ich besaß Kräfte und Saywer ebenso, gemeinsam sollten wir eine Benandanti doch davon abhalten können, uns umzubringen.
    Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir ab.
    Am anderen Ende des

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