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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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verscharren.
    Ich blieb mit meinem Handtuch im Türrahmen stehen, wollte die Wiese im Auge behalten, in die hinein Saywer verschwunden war, um das zu tun, was Wölfe auf Wiesen eben so tun. Was aber, wenn hier urplötzlich ein Fernfahrer mit einer Büchse aufkreuzte?
    Nicht, dass so eine Kugel einem Fellläufer viel ausmachen würde, zumindest hatte man mir das weisgemacht. Obwohl ich langsam den Verdacht hegte, dass die Geschichten, die sich um Saywers Unverwüstlichkeit rankten, maßlos übertrieben waren und mich bloß davon abhalten sollten, ihm das Gehirn wegzupusten.
    Immerhin, dass Jimmy ihn noch nicht umgebracht hatte, sprach schon mal Bände. Dazu bedurfte es keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu wissen, dass Sanducci längst kurzen Prozess mit ihm gemacht hätte, wenn er nur gewusst hätte, wie. Und umgekehrt war es genauso. Deshalb hatte sich Jimmy überhaupt erst auf die Suche nach Saywer gemacht. Und als er ihn dann nicht gefunden hatte, war er zu Plan B übergegangen.
    Während ich auf Saywer wartete, kramte ich mein Handy wieder hervor und drückte die Kurzwahltaste für Megan. Bei jedem anderen hätte ich befürchtet, ihn aus dem Schlaf zu reißen, aber Megan war immer schon lange vor Sonnenaufgang wach. Sie sagte, es sei die einzige Zeit, die sie für sich hätte.
    „Du weißt es, oder?“ Megan hielt sich nicht mit Grußformeln auf. Warum Worte verschwenden, wenn man doch die Anruferkennung hatte.
    Ich runzelte die Stirn. „Was weiß ich?“
    „Gleich bei Tagesanbruch hätte ich dich angerufen.“
    Im Gegensatz zu Megan brauchte ich keine Zeit für mich, und vor Sonnenaufgang aufzustehen betrachtete ich als eine grausame und außergewöhnlich harte Strafe. Oder zumindest war sie das gewesen, bevor ich auf Abruf vierundzwanzig Stunden am Tag für die Beseitigung von Nephilim bereitzustehen hatte. Wenn ich vor zwei Monaten mal nicht aus dem Bett gekommen war, hatte eben irgendjemand auf sein Bier warten müssen, heute ging deswegen gleich jemand drauf.
    „Warum wolltest du mich denn anrufen?“, fragte ich.
    „Es hat einen Mordfall gegeben.“
    „Es gibt viele Mordfälle in Milwaukee.“
    Die meisten wussten nicht, dass Milwaukee in der Mordstatistik unter die ersten zehn Großstädte fiel, oft sogar noch vor Los Angeles rangierte. Blamabel in Anbetracht der Tatsache, dass Milwaukee für eine Großstadt eher klein, L.A. aber riesig war.
    „Nicht in Milwaukee“, klärte mich Megan auf, „in Friedenberg.“
    „Scheiße.“
    „Bei dir zu Hause.“
    Gab es das Wort Doppelscheiße ?
    „Wer? Wie?“
    „Kennst du eine Jenny Voorhaven?“
    Der Name kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte ihn nicht richtig unterbringen. In meinem Beruf war das keine Seltenheit. Die Leute stellten sich am Tresen vor, und einen Abend lang waren wir die dicksten Freunde, da ich mir nämlich ihre unglaublich traurige Lebensgeschichte reinziehen durfte – Dutzende hatte ich mittlerweile schon gehört. Und danach sah ich die Leute dann nie wieder.
    „Vielleicht“, sagte ich.
    „Man hat sie bei dir vor deiner Tür gefunden, zumindest das, was von ihr noch übrig war. Sie haben Unterstützung beim FBI angefordert.“
    „Wer?“
    „Na, die örtliche Polizei. In Friedenberg hat es in den letzten zehntausend Jahren keinen einzigen Mord mehr gegeben.“
    „Jetzt übertreibst du aber“, sagte ich. Wenn auch nur ein klein wenig.
    „Voorhaven stammt aus Ohio, ist in Wisconsin gestorben und … irgendwie wissen die nicht, wie sie zu Tode gekommen ist.“
    „Die sind vom FBI und wissen das nicht?“
    „Offenbar wurde sie in zwei Hälften gerissen, und da jeder weiß, dass das ganz und gar unmöglich ist …“ Megans Stimme sagte mir bereits, dass sie es besser wusste.
    Und ich auch. Vor nicht einmal zwei Tagen habe ich erst zugesehen, wie Jimmy etwas in zwei Stücke riss.
    Jimmy. Verdammte Scheiße.
    Mein Atem ging immer schneller, bis ich hyperventilierte. Megan musste es mitbekommen haben, denn sie sagte: „Liz?“ Dann sagte sie es noch mal, diesmal richtig laut: „Liz!“
    „Ich bin hier. Lass mich nur einen Augenblick nachdenken.“
    Und als ich darüber nachdachte, wusste ich, dass Jimmy unmöglich von den Ozarks zu den Great Lakes, dann zurück zu Saywer, von da aus weiter in den Süden New Mexicos gefahren sein und dabei unterwegs noch angehalten haben konnte, um jemanden in zwei Hälften zu spalten. Er war zwar verdammt schnell, aber so schnell war er nun auch wieder nicht.
    Unmittelbar darauf

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