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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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beneide!«
    »Du hast keine Ahnung, wie es ist, unsichtbar zu sein«, stieß er hervor. »Andauernd rempelt dich einer an, stellt sich auf deine Zehen, setzt sich auf den scheinbar leeren Stuhl…«
    »Gut, es mag unbequem sein, ständig ausweichen zu müssen«, räumte ich ein, »aber die Möglichkeiten…«
    »Was für Möglichkeiten? Du bist genauso blöde wie ich. Dich hätten die Alphas ebenso reinlegen können.«
    »Wieso? Du bist doch unsichtbar.«
    »Bin ich.«
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    »Na also, warum haben die Alphas dich dann
    reingelegt?«
    »Weil ich ein dummes Schwein bin. Weil ich nicht nachgedacht habe. Und weil die Alphas es sich nie verkneifen können, einen Spaß zu machen das, was sie für einen Spaß halten.«
    »Ich denke, sie sind absolut ehrlich und halten immer, was sie versprechen?«
    »Wie das Orakel von Delphi. Erst wenn es zu spät ist, merkst du, was wirklich gemeint war.«
    »Was ist los?«
    »Du scheinst in Physik ebenso schwach zu sein wie ich«, stöhnte Mark. »Es gibt nur zwei Möglichkeiten, unsichtbar zu sein: entweder, du läßt alle Lichtstrahlen um den Körper herumfließen, oder du hast einen durchsichtigen Körper, verstehst du?«
    »Natürlich verstehe ich das. Bin doch kein Idiot.«
    »Nein, bist du nicht?« Er grunzte. »Wenn du die Lichtstrahlen um dich herumleitest, sitzt du wie in einem geschlossenen Raum; das Licht erreicht dich auch nicht, du hockst im Dunkeln.«
    »Daran habe ich nicht gedacht«, gestand ich. »Ich hoffe, deine Tarnkappe beruht nicht auf diesem Prinzip.«
    »Nein, auf dem zweiten. Wenn das No-i einsetzt, werde ich durchsichtig.«
    »Klasse!«
    »Hast du mal Quallen gesehen?«
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    »Klar, zu Hause an der Ostsee, manchmal sogar Wasser zwischen den Quallen.«
    »Unter einem bestimmten Blickwinkel werden sie durchsichtig, unsichtbar; du siehst nur die Augen-flecke, kleine Punkte, die frei im Wasser zu schweben scheinen.«
    »Stimmt.« Ich starrte in Marks Richtung, ob auch seine Augen irgendwo in der Luft schwebten.
    »Such nur«, spottete er. »Das No-i wirkt radikal.
    Ich bin durch und durch durchsichtig. Das ist es ja.
    Wenn das No-i einsetzt, werden nicht nur meine Muskeln und Knochen und Eingeweide von den
    Lichtstrahlen durchdrungen, als seien sie gar nicht vorhanden, sondern auch die Augen.«
    Meine Schreckzeit war so lang, daß mich draußen im All drei Meteore hätten durchschlagen können.
    »Heißt das etwa…?«
    »Ja. Wenn ich unsichtbar werde«, sagte er und ließ sein Glas durch die Luft schweben, »dann bin ich blind wie ein schwarzes Loch.«

    69
    Ein harmloser Irrer

    Mulligan bemerkte den Alten erst, als er direkt vor ihm stand, ihn mit großen Augen bedeutungsvoll ansah und leise fragte:
    »Bringen Sie Nachricht von Wloblam?«
    Mulligan schüttelte instinktiv den Kopf. Der Alte nickte traurig und ging mit hängenden Schultern quer durch die Hotelhalle zum Lift. Mulligan blickte zur Uhr: eine Minute nach sechs.
    Draußen fiel der Regen nach wie vor in dichten Schauern zu Boden. Eine Zeile aus dem Urlaubspro-spekt schoß ihm durch den Kopf: 350 Sonnentage. Er ächzte. Offensichtlich hatte er die restlichen fünfzehn Tage erwischt. Eine halbe Stunde saß er in der Halle und starrte durch die Scheiben, über die der Wind bizarre Regenmuster blies, auf das Meer hinaus, dann ging er zum Empfang. Als der Portier ihm den Schlüssel reichte, bohrte sich ein Daumen in seinen Oberarm. Der Alte.
    »Verzeihen Sie, guter Mann, haben Sie vielleicht einen Dollar übrig?« Der Alte griente treuherzig und entblößte dabei zwei Reihen metallüberkronter Zäh-ne.
    Mulligan kramte verwirrt in den Taschen seines Blazers, brachte mit der Linken ein paar Dimes und mit der Rechten zwei Vierteldollar hervor; der Alte 70
    pickte blitzschnell die Münzen aus Mulligans Händen, verbeugte sich und verschwand in Richtung Bar.
    »Zwanzig Cents hätten es auch getan«, meinte der Portier.
    »Bermuda-Joe trinkt nur Bier.«
    Mulligan blickte den Portier fragend an.
    »Ein harmloser Irrer, Sir! Gutmütig und jederzeit freundlich, fast zu beneiden.«
    »Wohnt er auch hier?«
    »Seit Jahren schon.«
    »Das ›Fulton‹ ist nicht gerade billig«, meinte Mulligan verwundert.
    »Oh, Bermuda-Joe besitzt Geld. Er hat ein Appartement mit Vollpension gemietet, und die Rechnung wird regelmäßig von seiner Bank beglichen. Ich denke, es ist nur eine Marotte, daß er andere um einen Dollar oder einen Drink anquatscht. Ich weiß nicht, soll man ihn eine tragische oder eine komische Figur nennen…«

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