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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Vorschaubild für die letzten Nachrichten flimmerte auf dem Schirm. Emma lauschte gespannt, dann ging sie schlafen. Sie hatte Willy gestern in der Küche eingeschlossen, jetzt rief sie ihn und nahm ihn wieder mit ins Bett. Sie drückte ihn fest an sich.
    »Keine neue Katastrophe«, flüsterte sie glücklich.
    »Hast du gehört, Willy? Nicht eine einzige!«
    Auch am nächsten Vormittag nicht. Emma steckte die Muschel in ein Perlonnetz und band Willy an einen Bindfaden. »Kommt, meine Lieben«, sagte sie vergnügt, »ich denke, wir haben uns einen Spazier-gang verdient.«
    Schwüle, drückende Luft schlug ihr entgegen, als sie auf die Straße trat. Die Sonne mühte sich, ein 56
    paar Strahlen durch die dichte Wolkendecke zu schicken, Emma nickte ihr zu.
    »Na, wird schon wieder werden«, sagte sie und schlenderte in Richtung Taxistand. Sie stellte sich nicht in die Reihe der Wartenden. Als ihr Taxifahrer kam, drängelte sie sich vor, ließ sich von der aufge-brachten Schlange nicht beirren, sondern riß den Schlag auf und stieg ein.
    »Erinnern Sie sich noch an mich?«
    »Aber natürlich«, antwortete der Taxifahrer, »was soll's denn diesmal sein?«
    »Eine Kiste. Zur Müllverbrennungsanlage.«
    Als der Taxifahrer den umgedrehten Spiegel erblickte, erkundigte er sich, ob jemand gestorben sei.
    »Nur ein Traum«, erwiderte Emma. »Ein ziemlich verrückter Traum. Oder, um es präzise zu bezeichnen: ein Alptraum.«

    57
    Die Sache mit dem Alpha-No-i

    Als ich in die »Venus-Bar« stürmte, waren alle unsichtbar für mich, alle bis auf die Bardame, eine Blondine, die selbst für einen so bevorzugten Stütz-punkt des galaktischen Dienstes wie TRANSSOLAR
    7 außergewöhnlich attraktiv wirkte. Ich sah nur sie.
    Die erste Frau seit vier Jahren und sieben Monaten.
    Sie lächelte, ach was, sie himmelte mich an, als habe sie drei Ewigkeiten auf mich gewartet und kön-ne es noch nicht fassen, daß ich nun leibhaftig vor ihr saß. Klar, so sah sie alle Heimkehrer an, aber wenn man so lange draußen gewesen ist, nimmt man es nur zu gerne persönlich.
    Ich packte ihre Hand, als sie das Glas für den Willkommensdrink auf den Tresen stellte, und küßte sie. Ein zarter Duft von Sandelholz schwebte über der Haut.
    »Herzlich willkommen daheim«, hauchte sie und blickte mir tief in die Augen. »Was möchtest du?«
    Ihre Hand halten, in ihre Augen schauen, über ihr Haar streicheln; sie ließ es sich lächelnd gefallen, gab mir einen flüchtigen Kuß und fragte noch einmal.
    Sie verzog keine Miene, als ich meine Wünsche nannte. In ihrer Funktion ist man allerlei Verrückt-heiten gewohnt, und so ausgefallen war meine Wunschliste nun auch wieder nicht, oder: Doppel-58
    korn, so kalt, daß sich das Glas beim Einschenken mit Eisblumen überzieht, Mohrrübensaft mit Astron aus frischen jungen Mohrrüben, versteht sich, vor meinen Augen gepreßt –, Orangenjuice aus richtigen, am Baum gewachsenen Apfelsinen mit Kiewer
    Wodka, Sauerkrautsaft mit venusischem Hopfen-brandy und, last not least, eine Flasche garantiert hundertjähriger irischer Whisky.
    Vier Minuten zeremoniellen Schweigens, für jedes Glas exakt sechzig Sekunden; ich verfolgte den Reigen der Zahlen auf meinem Armband, dann goß ich mir einen Whisky ein und wollte mich auf Blondy stürzen, doch sie war bereits auf dem Weg zum anderen Ende des Tresens, wo sich gerade ein junger Schlaks in der Kombination des Galaktischen Corps auf einen Barhocker schwang. Auch er trug die Blü-
    tenkette des Heimkehrers um den Hals, aber zum Glück war er nicht aus unserer Besatzung ich hätte den Anblick nicht ertragen können, nicht an diesem Tag und nicht an den nächsten zehn oder zwanzig; nach vier Jahren und sieben Monaten Flug kann man das Gesicht des besten Freundes nicht mehr ausste-hen.
    Er war schlauer als ich, zog Blondy gleich ins Gespräch, und ich konnte sehen, wo ich einen Partner fand.
    Die Bar war noch ziemlich leer, und die wenigen Gäste blickten angestrengt weg und taten, als wären 59
    sie in tiefsinnige und hochproblematische Gespräche verwickelt, damit ich sie ja nicht belästigen sollte.
    Doch links von mir, direkt an der Wand, hockte einer für sich allein und testete, wann seine Augen in das leere Glas vor ihm fallen würden.
    Ich setzte mich neben ihn. Es war mir egal, ob er allein sein wollte, schließlich war ich Heimkehrer und hatte das Recht, jedermann anzuquatschen. Er respektierte es mit einem vagen Lächeln. Als ich mich vorstellte, nickte er. Ich goß unsere

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