Die Phrrks
Der Portier ließ die Stimme schweben, als warte er nur auf eine Aufforderung, zu erzählen.
Mulligan bot ihm eine Zigarette an.
»Er behauptet, Außerirdische hätten ihn beim Segeln im Bermuda-Dreieck gekidnappt und mit auf ihren Stern genommen, eines Tages hätten sie ihn dann wieder auf der Erde abgesetzt. Seitdem wartet er hier auf sie. Oder auf eine Nachricht.«
»Von Wloblam«, ergänzte Mulligan lächelnd.
»Plemplem, was?« Der Portier tippte sich mit dem 71
Finger an die Stirn. »Aber harmlos. Meine Mutter dagegen…«
»Stammt er aus Davenport?« unterbrach Mulligan.
»Nein, aus dem Norden. Manchmal spricht er von New York und sagt, daß er Börsenmakler gewesen ist wenn überhaupt, dann vor einer Ewigkeit. Ich ha-be ihn getestet; er hat nicht die Bohne Ahnung von den heutigen Aktien. Ich hätte gern einen sicheren Tip. Haben Sie Ahnung von der Börse, Sir?«
»Tut mir leid, ich bin Physiker«, antwortete Mulligan.
»Vielleicht war er es wirklich mal«, meinte der Portier, »vielleicht hat er bei dem großen Krach achtundachtzig durchgedreht, wär' nicht der einzige, nicht wahr? Vom Segeln versteht er was, aber ich glaube natürlich nicht, daß er bei den Bermudas von einer Fliegenden Untertasse gekapert worden ist; wer soll denn so einen Quatsch auch glauben, Sie etwa, Sir? Kein Mensch…«
Mulligan hörte nicht mehr zu. Das also, dachte er, war einer dieser UFO-Fans. Er hatte alle Berichte über »Unbekannte Flugobjekte« studiert, aber noch nie einen der angeblichen Augenzeugen persönlich gesprochen; schon als Junge hatte er sich für dieses Thema interessiert, und seit er den Job bei der Airforce hatte, gehörte das »Geheimnis des Bermuda-Dreiecks« zu seinem Forschungsgebiet.
Er kannte die Fakten auswendig, von jener Tragö-
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die an, die dem Gebiet zwischen den Bermudas, Pu-erto Rico und Florida den Namen »Teufelsdreieck«
gegeben hatte, jenem 5. Dezember 1945, an dem fünf Maschinen der Airforce mit vierzehn Mann Besatzung bei idealem Wetter auf einem Routineflug verschwanden.
Die Protokolle des Funksprechverkehrs gaben keine Erklärung, wieso; ebensowenig bei den Dutzenden von Flugzeugen und über hundert Schiffen, darunter einem großen Tanker –, die seither im Bermuda-Dreieck verschwunden waren.
Es war jedesmal annähernd gleich: Wir sind offensichtlich vom Kurs abgekommen… Es ist kein Land zu sehen, nirgends Land… Wir können unseren
Standort nicht bestimmen… Die Navigationsinstru-mente spielen verrückt… Der Ozean sieht nicht wie gewöhnlich aus… Wir können die Sonne nicht mehr sehen… Dazwischen aufgeregte Rufe zwischen den Piloten und unverständliche Satzfetzen an die Funk-leitzentrale, schließlich ein Verzweiflungsschrei: Wir versinken im Wasser, wir sind verloren.
Und nie wurden Wrackteile gefunden. 1945 war sofort ein Flugboot mit dreizehn Mann Besatzung und einer kompletten Rettungsausrüstung gestartet, nach zehn Minuten war auch das Flugboot verschwunden, und die mehr als dreihundert Flugzeuge, die Hunderte von Schiffen, die Jachten und Motor-boote, die das Gebiet zwischen den Bermudas und 73
dem Golf von Mexiko durchkämmten, fanden buch-stäblich nichts.
Natürlich glaubte Mulligan nicht an die Version, nach der sich im Bermuda-Dreieck eine Einflußsphä-
re von Außerirdischen befand, die hier Irdische ka-perten oder sie verschwinden ließen, weil die Menschen sie bei irgendwelchen Aktivitäten störten; er wußte, daß alle Berichte von Leuten, die angeblich von Fliegenden Untertassen mitgenommen worden waren, sich letztendlich als hysterisches oder angebe-risches Gefasel herausgestellt hatten. Mulligan hielt auch nichts von der Theorie eines »Raum-Zeit-Loches« auf Grund von magnetischen Anomalien, in das die Verunglückten gestürzt sein sollten; selbst die Entdeckung der SKYLAB-Astronauten, daß der Meeresspiegel in diesem Gebiet fünfundzwanzig Meter unter dem Normalpegel liegen müßte, berührte ihn nicht mehr als andere ungeklärte Phänomene ihn interessierte das Bermuda-Dreieck aus einem viel handfesteren Grund.
Mitte der dreißiger Jahre hatte ein sowjetischer Physiker die Theorie aufgestellt, daß in Sturmgebie-ten Infraschallschwingungen entstehen konnten, deren Intensität mit der Windstärke zunahm und die sich oftmals bedeutend schneller ausbreiteten als der Sturm, der sie verursachte.
Solch ein Infraschall konnte dazu führen, daß Schiffsund Flugzeugkörper durch Resonanzturbulen-74
zen zerstört wurden; und bei einer
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