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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Gläser bis an den Rand voll Whisky. Er nippte nur und trank erst aus, als ich drohend fragte, ob er mir den Will-kommensgruß verweigern wolle. Aber er war so an-ständig, wenigstens so zu tun, als höre er mir zu, während ich ihm meinen Seelenballast in die Ohren schüttete.
    Irgendwann muß er begonnen haben, tatsächlich zuzuhören; als ich von unserem Beinahezusammen-stoß mit dem Dunkelkometen berichtete, fragte er sogar nach Einzelheiten, und ich merkte an seinen Reaktionen, daß er etwas von galaktischen Reisen verstand. Als ich mich erkundigte, sagte er, er sei selbst Astrogator. Später erfuhr ich, daß er mehr Lichtjahre auf dem Buckel hatte als ich, daß er auch noch ein Diplom für Solarik und eines für Geologie besaß, daß er Mark hieß und nun schon seit Jahren hier auf TRANSSOLAR 7 hockte. Warum, verriet er nicht. Dann entdeckten wir, daß wir das gleiche 60
    Hobby hatten: Asteroidenstaub. Jetzt war ich froh, daß der andere Heimkehrer die Bardame beschlag-nahmt hatte. Was ist eine Blondine gegen Asteroidenstaub!
    Die Bar füllte sich, neben uns feierte eine Bande von Raumkadetten ihren Abschied vom Sonnensystem zum ersten galaktischen Flug. Wir mußten aufpassen, daß man uns nicht anrempelte, denn wir hatten unsere Etuis gezogen und zeigten einander die schönsten Stäubchen unserer Sammlungen.
    Plötzlich erschrak Mark, blinzelte, blickte erstaunt auf sein Armband, klappte sein Etui zu und sagte, er müsse verschwinden.
    »Was es auch ist, verschieb es auf morgen«, erwiderte ich.
    Ich hielt ihm mein Etui unter die Nase. »Such dir was aus!«
    Ich hätte ihm sogar den Rubinflair vom Asterix geschenkt.
    Wissen Sie, wie es ist, wenn man sich nach solch einer Reise zum ersten Mal einem Menschen öffnet?
    Als sei man nach Unendlichkeiten der Einsamkeit einem Freund begegnet.
    »Tut mir leid«, sagte er, und es klang verdammt aufrichtig, »aber ich muß weg. Eine Stunde. Wenn du willst, komme ich wieder. Halt mir den Platz frei.«
    Ich packte ihn am Handgelenk und hielt ihn fest.
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    Er versuchte, sich meinem Griff zu entwinden, bat, bettelte schließlich, ich möge ihn doch loslassen; dann verschwand er vor meinen Augen.
    »Zu spät«, hörte ich seine Stimme. Ich starrte un-gläubig auf meine Hand, die nichts als Luft zu um-klammern schien, dabei fühlte ich nach wie vor seinen Arm unter meinen Fingern. Sein Kopf war verschwunden, seine Füße; die Pantoffeln standen verlassen auf dem Boden, neben mir hockte Marks mattsilberne Kombination, eine leere Hülle. Als ich meinen Griff lockerte, glitt sie zu Boden und wurde samt den Pantoffeln von einer unsichtbaren Kraft in die dunkle Ecke geschoben.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Ich bin unsichtbar, das ist los.« Seine Stimme klang müde, voll Resignation. »Du hättest mich gehen lassen sollen. Wie komme ich jetzt hier hinaus?«
    »Bleib«, bat ich. »Ich passe auf, daß sich niemand auf dich setzt.«
    »Daran ist der Whisky schuld«, erklärte er. »Alkohol macht das No-i unberechenbar.«
    Ich muß ein ziemlich blödes Gesicht gemacht haben, denn er lachte laut auf, so laut, daß die Köpfe der anderen zu uns herumflogen. Da sie meinen Blü-
    tenkranz sahen, drehten sie ihre Gesichter schnell wieder weg. Nur Blondy schaute besorgt herüber, wahrscheinlich hatte sie Angst, daß ich den Raumkoller bekam. Ich rückte so dicht wie möglich an 62
    Mark heran und drehte den anderen den Rücken zu.
    »Los, red schon«, flüsterte ich, da kam Blondy und fragte, ob ich einen Wunsch hätte. Sie faßte wie zufällig nach meinem Puls. Ich bestellte eine neue Flasche Whisky. Sie sah mich prüfend an. »Ich bin okay, Baby, ich führe nur Selbstgespräche«, sagte ich, »Abschnitt vier des Lehrmaterials für Raum-fahrtpsychologie: Isolationssymptome nach lang dauernden Kollektivzwängen.« Ich riß die Augen auf, damit sie meine Pupillen studieren konnte; ich streckte ihr sogar die Zunge heraus und machte ah.
    Schließlich rückte sie den Whisky heraus, diesmal geöffnet, und bevor sie die Flasche brachte, kippte sie ein paar Kubikzentimeter Antidun hinein.
    »Das gibt es also wirklich«, murmelte ich, als sie sich endlich verzogen hatte, »die Tarnkappe, König Laurins Mantel!«
    Ich drückte Marks Arm, ließ meine Hand über seinen unsichtbaren Rücken gleiten und biß mir schließ-
    lich in die Hand, um mich zu vergewissern, daß ich nicht unter Halluzinationen litt; nach galaktischen Flügen können schlimme Symptome auftauchen.
    Aber ich war in

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