Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
Vom Netzwerk:
bestimmt eine Stange Geld brauchen, oder? Gerade jetzt vor Weihnachten.«
    Schweigen!
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir treffen uns in einer Stunde im ›Maritim‹. Sie bringen die Rollen mit, ich das Geld. Wir gucken uns die Sachen an, und wenn sie so interessant sind, wie sie klingen, können Sie direkt kassieren.«
    »Aber ... aber so geht das nicht«, rief Hellinger, seine Stimme klang entrüstet. »Erstens muss man die Rollen sorgsam öffnen, sonst zerfallen sie, zweitens habe ich sie gar nicht hier, und drittens ist noch gar nicht klar, was da draufsteht.«
    Jetzt fiel ihm auf, dass sich sein Gesprächspartner überhaupt noch nicht vorgestellt hatte.
    »Wer sind Sie überhaupt?«
    Einige Sekunden Schweigen.
    »Das spielt keine Rolle. Ich melde mich wieder.«
    Dann wurde aufgelegt.
    Hellinger behielt den Hörer in der Hand, warf einen kurzen Blick in sein Telefonverzeichnis. Firmenich konnte was erleben.
    »Express, Sportredaktion!«
    »Hellinger hier, bitte Herrn Firmenich!«
    »Tut mir Leid, Herr Firmenich ist außer Haus. Kann ich etwas ausrichten?«
    »Äh ... nein, Moment, dann bitte Herrn äh ... Lekeun von der Lokalredaktion.«
    »Sie meinen Herrn Lejeune?«
    »Ja!«
    »Ich verbinde.«
    Zwanzig Sekunden in der Warteschleife mit irgendeinem Knabenchor, dann knackte es im Hörer, eine weibliche Stimme meldete sich: »Express, Lokalredaktion, Schwalbe.«
    »Herrn äh ... Lejeune bitte.«
    »Einen Augenblick bitte.«
    Sekunden später rief eine forsche Stimme voller Elan ins Telefon: »Lokalredaktion, Martin Lejeune, was kann ich für Sie tun?«
    »Hier ist Hellinger. Ich habe die ...«
    »Ach, Herr Hellinger. Toll, dass Sie anrufen. Ich hätte Sie spätestens morgen angerufen. Sicher geht es um die interessanten Schriftrollen, nicht wahr? Wir sollten uns unbedingt treffen.«
    »Wieso treffen? Wieso berichten Sie überhaupt darüber? Sie können doch nicht ...«
    »Aber Herr Hellinger, lieber Mann, Sie haben doch angerufen. Und Sie können sich doch vorstellen, wenn Sie einen aus unserem Haus anrufen und von solch einem tollen Fund erzählen, dann müssen wir doch davon berichten. Das ist unsere journalistische Pflicht. Das erwartet man von uns. Express ist immer am Ball, sozusagen.« Ein ziegenhaftes Lachen ertönte.
    »Blödsinn«, raunzte Hellinger, »journalistische Pflicht, absoluter Blödsinn. Was ich mit Firmenich besprochen habe, war absolut privat und nicht für Ihre Zeitung bestimmt. Er hatte mir doch versprochen ...«
    Es war eine absolute Unart von Martin Lejeune, seine Gesprächspartner nie ausreden zu lassen.
    »Für einen Reporter gibt es diesen Unterschied nicht, Mann. Privat, dienstlich, wir sind doch hier nicht beim Finanzamt, oder?« Wieder die Ziege.
    »Aber hören Sie, Hellinger, da dürfte auch für Sie einiges drin sein. Für interessante Informationen zahlen wir, und nicht wenig. Cash gegen Info, das ist unser Prinzip. Können wir uns treffen?«
    Innerhalb von zehn Minuten schon der Zweite, der sich mit ihm treffen wollte. Der Doktor hatte Recht gehabt. Da war etwas losgetreten worden, was er kaum noch steuern konnte.
    »Also hören Sie zu, Herr Lejeune. Ich bin bereit, mich mit Ihnen zu treffen, aber lassen Sie mir noch etwas Zeit. Vorher muss noch einiges geklärt werden. Ich rufe Sie wieder an!«
    »Okay, Hellinger. Aber nicht vergessen! Ich zähle auf Sie!«
    »Machen Sie sich keine Gedanken!«
    Zähle auf Sie. Was war das denn für ein Blödmann? Während er auflegte, drehte sich plötzlich der Schlüssel in der Wohnungstür.
    »Hi, Schatzi!«
    Conny Baumeister war wahrlich eine Augenweide. Kurzes rotblondes Haar, das einen prickelnden Kontrast zu ihren leuchtend blauen Augen bot, eine knabenhaft schlanke Figur mit ansehnlicher Oberweite und lange, ganz lange Beine, die durch den kurzen Rock besonders betont wurden. Dazu schwarze Schaftstiefel, dieihre schönen Beine fast bis zum Knie vor den Augen des begeisterten Betrachters verbargen. Sie warf ihre Jacke auf die Couch, registrierte mit kurzem Blick ihre Weihnachtsgeschenke und schlang ihre Arme um den Hals ihres Freundes.
    »Wie war dein Tag, Frankie?«
    Hellinger machte sich von ihrer Umarmung frei. Nach Zärtlichkeit war ihm nicht zumute.
    »Nicht so toll«, murmelte er. In seinem Kopf ging alles durcheinander. Unbekannte Auftraggeber, neugierige Journalisten, strenge Oberstudienräte und dazwischen ein Berg von Schriftrollen, alt und zerbröselt. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund. Wie aus weiter Entfernung drang

Weitere Kostenlose Bücher