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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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die Stimme seiner Freundin zu ihm durch.
    »Was ist, Schatzi? Willst du vorher noch duschen?«
    »Vorher?«
    »Hast du vergessen, dass wir bei Lara und Michael zum Punsch eingeladen sind?«
    »Punsch? Du meinst ...?«
    »Sag nicht, dass du es vergessen hast. Das glaub ich jetzt nicht! Das ist seit voriger Woche klar, oder? Sie feiern doch ihren Einzug.«
    »Äh ... ja. Tut mir Leid, aber heute Abend geht es wirklich nicht. Ich muss zum Doktor rüber. Wir haben da in einer Kirche ein paar Schriften gefunden und müssen jetzt herausfinden ...«
    »Du und deine Schriften. Hab alles in der Zeitung gelesen. Du bist ja eine kleine Berühmtheit. Aber ich habe das dunkle Gefühl, dass du in Schwierigkeiten kommst, mein Schatz.«
    »Deshalb muss ich ja zum Doktor rüber. Willst du nicht mitkommen?«
    Conny zögerte einen Augenblick, dann hatte sie einen Entschluss gefasst.
    »Okay, du gehst vor. Ich geh ein Stündchen zu Lara und Michael und komm dann nach. In Ordnung?«
    Hellinger nahm sie in den Arm und küsste sie kurz, aber heftig.
    »So machen wir es!«

    ***

    Behutsam schloss Dr. Wiegand das schwere Eichenportal hinter sich. Wie lange hatte er diese Kirche nicht mehr betreten! Er rechnete kurz nach. Das musste mindestens fünfzehn Jahre her sein, seit seine Nichte Cornelia hier in St. Pantaleon zur Kommunion gegangen war.
    Die Kirche lag in ziemlicher Dunkelheit, wurde nur von einigen Kerzen und Wandlampen spärlich beleuchtet. Aber er spürte sofort, wie wohltuend dieser Raum der Stille und der Zwiesprache mit Gott sich von der Hektik des Weihnachtstrubels abhob. Er sah sich aufmerksam um. Abgesehen davon, dass er den Ort des Fundes eingehend inspizieren wollte, genoss er die nüchterne Schönheit dieser romanischen Kirche. Aber er war nicht allein. In einer der ersten Reihen saß eine ältere Nonne, ins Gebet versunken. Das schlohweiße Haar bildete einen wunderbaren Kontrast zu ihrer schwarzen Ordenstracht. Sie blickte kurz auf, als Wiegand eintrat, und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Auf der anderen Seite saß ein Mönch in der Ordenstracht der Benediktiner, wie Wiegand erkannte. Er war von kräftiger Statur und hielt ein Gebetbuch in der Hand. Seine aufmerksamen Blicke galten aber der Kirche und ihrer Einrichtung. Neben dem Eingang sortierte eine ältere Frau den Schriftenstand und legte Postkarten zum Verkauf aus. Als sie den neuen Besucher entdeckte, fragte sie freundlich: »Kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie etwas?«
    Sie stellte sich als Anita Valani vor, eine pensionierte Lehrerin aus der nahe liegenden Grundschule, die aus Interesse und Verbundenheit mit ihrer Kirche bei Bedarf Kirchenführungen machte.
    »Da sind wir ja sozusagen Kollegen«, meinte Wiegand freundlich und stellte sich vor. Anita Valani zeigte sich sehr erfreut, einen wissbegierigen Mann vor sich zu haben, und begann ohne weitere Aufforderung über die jahrhundertelange Geschichte der Kirche zu sprechen, um danach mit einer kleinen Führung zu beginnen. Sie erklärte den siebenarmigen Leuchter direkt hinter dem Eingangsportal als Symbol des Heiligen Geistes und Verbindung mit dem Judentum. Sie wies auf die Kassettendecke, die erst in den 70er-Jahren konstruiert worden war und eine römische Halle symbolisieren sollte. Durch den breiten Mittelgang gelangten sie zum Lettner und dem dahinter liegenden Hochaltar, der in seiner barocken Pracht gar nicht zu der nüchternen Romanik passen wollte. Sie erklärte ihrem aufmerksamen Zuhörer die Schreine des heiligenAlbinus und des heiligen Maurinus, die rechts und links vom Altarraum standen. Aufmerksam verfolgte Wiegand die Ausführungen seiner eloquenten Führerin, aber sein besonderes Interesse galt naturgemäß einem anderen Ort.
    »Und die Krypta? Kann man die auch besuchen?«
    Die Dame lächelte ihn an und zauberte einen Schlüsselbund hervor. »Kein Problem, ich habe einen Schlüssel.« Gemeinsam verließen sie den Altarraum nach links. Das linke Schiff führte zur Sakristei – und zur Krypta. Anita Valani schloss die Gittertür auf, die zum Hochchor führte.
    »Hier entlang.« Wenig später standen sie in der Krypta. »Hier ruht der heilige Bruno«, flüsterte die Dame voller Ehrfurcht, aber Wiegand interessierte sich weit mehr für den großen Krater in der Mitte, der mit einer Plane und Arbeitsböcken abgedeckt war.
    »Was ist denn hier passiert?«
    »Ein Wasserrohrbruch«, seufzte die Frau bekümmert, »und das gerade jetzt, vor Weihnachten!«
    Interessiert trat Wiegand näher, aber

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