Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)
sind begeistert. Pensionierter Studienrat will das Rätsel lösen! Muss die Bibel jetzt umgeschrieben werden?«
»Aber ich ...«
»Wie kommt das in die Zeitung? Mit wem haben Sie darüber gesprochen? Und dann ziehen Sie mich da auch noch rein! Mensch, Frank, was haben Sie da gemacht?«
Wie aus einem Unwetter prasselten Fragen und Vorwürfe auf Hellingers geducktes Haupt. Der schluckte. Sein Gesicht war kalkweiß. Einen Augenblick dachte er angestrengt nach, fahrig fuhren seine Finger über die Zeitung.
»Firmenich!«, brachte er mühsam hervor. Wiegand blickte ihn ungläubig an.
»Wer ist das?«
»Heinz Firmenich, alter Klassenkamerad von mir. Er arbeitet beim ›Express‹ in der Sportredaktion. Ich hatte ihn angerufen, nachdem ich bei Ihnen war. Wollte nur einen Tipp von ihm haben, wie viel Geld so was wert wäre, verstehen Sie. Er hatte mir versprochen,nichts darüber zu bringen. Arbeitet ja auch bei der Sportredaktion.«
»Sportredaktion!« Wiegand lachte bitter auf. »Mann, Frank, wie naiv sind Sie denn? Die Redaktionen arbeiten doch alle zusammen, und für so eine Story vergisst ein Redakteur alle Versprechungen.«
Hellinger schwieg, was sollte er auch sonst tun. Der Doktor hatte ja Recht.
Wiegand grummelte noch ein wenig. »Und auch noch Studienrat!«
Er nahm Hellinger die Zeitung aus der Hand und warf einen schnellen Blick auf den Artikel.
»Der Name des Redakteurs ist Lejeune, Martin Lejeune, von der Lokalredaktion. Kennen Sie den Mann?«
Hellinger schüttelte stumm den Kopf.
»Das ist alles ganz schlecht für uns, ganz schlecht!«
Hellinger gab sich zerknirscht. »Aber was kann denn passieren, ich meine ...«
»Das werden Sie erleben, Frank. Wenn meine Befürchtungen wahr werden ...« Er beendete den Satz nicht.
»Übrigens habe ich einiges über den Fund und die Kirche herausfinden können. Haben Sie Zeit?«
Die Frage erübrigte sich. Hellinger warf einen gehetzten Blick zur Uhr und schüttelte den Kopf. »Bin noch nicht in Rente wie Sie. Tut mir Leid, Doktor, muss zur Arbeit. Heute Abend?«
Dr. Wiegand nickte. »Dann werde ich mich so lange noch etwas in der Stadtbücherei umschauen. Heute Abend, sagen wir 19.00 Uhr?«
»Geht klar, Doktor, 19.00 Uhr.«
»Und Frank, kein Wort mehr!« Er legte zwei Finger auf seine Lippen.
»Klar. Machen Sie sich keine Gedanken!«
Aber Dr. Wiegand machte sich Gedanken. Und er beschloss, noch etwas zu tun ...
***
Der Tag war mehr als hektisch verlaufen. Alles schien sich verschworen zu haben. Eine Baustelle in einem Einfamilienhaus im Kölner Vorort Hürth, in der nichts klappte, weil die Maurer nicht gekommen waren. Ein Heizungsrohrbruch in einem Büro der Kölner City ohne Trinkgeld, Installationsarbeiten in einem Anwaltsbüro, bei denen die nötigen Ersatzteile fehlten. Nichts klappte. Dazu war Heinen in Urlaub, und der mürrische alte Charistides, den der Chef ihm mitgegeben hatte, konnte seine miserable Laune auch nicht aufbessern. Schichtende 17.00 Uhr. Noch fünf Tage bis Weihnachten! Schnell in die Stadt, mitten ins Gewühl, eine CD von den »Höhnern« und schwarze Lederhandschuhe für Freundin Conny besorgt. Wie langweilig! Eigentlich sollten Dessous unter dem Weihnachtsbaum liegen, von sinnlichem Rot und aufreizender Transparenz. Als er aber sah, was diese Dinger kosteten, entschied er sich doch für die Handschuhe. Außerdem kannte er die richtige Größe nicht. Was weiß ein Installateur schon von Körbchengrößen? Schnell noch ein Gulasch in der Pusztahütte am Neumarkt, und dann ab nach Hause.
Schon im Treppenhaus hörte er das Telefon. Die letzten Stufen nahm er im Sprung. Hellinger riss die Tür auf, warf die Geschenke auf die Couch und schnappte sich keuchend den Hörer. »Hellinger!«
Einen Augenblick lang Schweigen. Dann meldete sich eine dunkle Männerstimme mit unverkennbar ausländischem Akzent:
»Sind Sie Frank Hellinger, der Installateur?«
Ohne die Antwort abzuwarten, fuhr die Stimme fort: »Sie haben da etwas, was für uns interessant sein könnte.«
Hellinger war wie elektrisiert, die Müdigkeit wich gereizter Spannung.
»Was, äh ... was meinen Sie denn?«
»Sie wissen schon, was ich meine. Die alten Schriftrollen! Ich habe einen Auftraggeber, der für solche Dinge eine Menge Geld zahlt. Interessiert?«
Hellinger dachte einen Augenblick nach. Jetzt nur keinen Fehler machen, der Doktor hatte ihn genau vor solchen Kontakten gewarnt!
Aber schon drängte die unbekannte Stimme: »Was ist, Mann? Sie können doch
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