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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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mich, und da er kein Freund großer Umwege war, kam er sehr bald zum Thema.
    »Ich bedauere, dass du auf dem Palatium solchen Fragen ausgesetzt warst, aber du musst verstehen, der Princeps wollte alle Einzelheiten wissen. Die Sache hat ihn sehr mitgenommen.«
    Ich nickte und trank genüsslich von dem herrlichen Falerner, den er mir anbot.
    »Wie soll es nun wohl mit dir weitergehen?«
    Diese Frage hatte offenbar rhetorischen Charakter, denn er hatte wohl schon eine Entscheidung getroffen und beantwortete die Frage umgehend selbst.
    »Ich denke, es ist das Beste, wenn wir dich erst einmal nach Germanien zurückschicken. Es wird in absehbarer Zeit eine Strafexpeditiongegen die heimtückischen Germanen geben, und ich denke, die Erfahrung eines Tribuns, der den Kampf gegen Arminius mitgemacht hat, wird nützlich sein. Übrigens wird Tiberius selbst die Expedition leiten.«
    Ein so baldiges Wiedersehen mit den dunklen Wäldern des Germanenlandes war nicht unbedingt das, was ich mir gewünscht hätte. Doch jeder Widerspruch wäre sinnlos gewesen, und so nickte ich nur schweigend. Auch spürte ich, dass das noch nicht alles war.
    Und schon fuhr Seianus fort: »Ihr habt euch gestern Abend angeregt unterhalten, nicht wahr?«
    Ich blickte ihn verdutzt an. Wen meinte er?
    »Du und die edle Claudia Proculeia«, sagte er wie zur Erklärung, als er meine fragende Miene sah.
    Aha, daher wehte der Wind. Nun, unsere Unterhaltung als angeregt zu bezeichnen, kann man getrost als sehr übertrieben ansehen. Doch mir wurde bald klar, worauf er hinauswollte.
    »Sie hat dir also gefallen, die junge Dame?«
    Nein, durchaus nicht, aber konnte ich das sagen? Also nickte ich nur und gab ein gepresstes »Äh ... ja, durchaus!« von mir. Sie war doch viel zu jung, höchstens sechzehn Jahre, um überhaupt ...
    Aber viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht.
    »Du hast auch großen Eindruck auf sie gemacht«, fuhr Seianus lächelnd fort. »Sagte ich schon, dass sie mit dem Kaiserhaus verwandt ist?«
    »Ja, edler Seianus, das sagtest du.«
    »Nun, mein Lieber, also, wie soll ich sagen? Wir haben noch einiges mit dir vor. Wenn Tiberius einmal dem großen Augustus auf den Cäsarenthron gefolgt sein wird, wird auch ... äh ... meine Rolle eine andere sein. Noch ein Glas Wein?«
    Ich nickte eifrig zu beidem und erhielt ein weiteres Glas des köstlichen Falerners.
    »Also, deine Versetzung nach Germanien soll nur eine Zwischenstation sein. Danach wird man sicher für dich eine Position finden, die deinen Fähigkeiten und deinem Ehrgeiz angemessen ist. Und in diesem Zusammenhang wäre es für dich von unschätzbarem Nutzen, wenn du auf eine wenn auch weitläufige Verwandtschaft zum claudischen Hause verweisen könntest.«
    Klang das nicht ganz so, als wolle man eine blasse, trockene Jungfer an den Mann bringen?
    »Tiberius sieht das übrigens auch so!«
    Damit war mein Schicksal besiegelt! Schon zehn Tage später feierten wir mit einem bescheidenen Fest Verlobung. Mein Vater jedoch blieb dieser Feier fern. Er schmähte diese Verbindung mit herben Worten, sprach von der Günstlingswirtschaft des intriganten Seianus und sagte mir für diese Verbindung großes Unglück voraus. Doch darin irrte er!
    Ich muss nun an dieser Stelle freimütig gestehen, dass es wirklich das Drängen von Seianus war, das mich zu jener übereilten Verlobung veranlasst hatte, denn außer ihrer noblen Abstammung, einem recht hübschen Gesicht und einem edlen Charakter, wie ich bald merkte, hatte mir die gute Claudia Proculeia damals wenig zu bieten. Schönheit oder weibliche Reize brachte sie wahrlich nicht mit, und doch sind es meist gerade diese Eigenschaften, nach denen ein junger Mann giert, wenn er sich nach einem Weibe umsieht. Heute jedoch, an diesem traurigen Tag, an dem mein treuer Pontillus diese Zeilen für mich niederschreibt, bin ich seit mehr als zwanzig Jahren mit jener Claudia ehelich verbunden. Und heute nun gestehe ich ehrlich, dass diese Entscheidung damals wohl die weiseste war, die ich je getroffen habe, auch wenn mein geliebtes Weib am Ende unserer Tage eine Entscheidung traf, die mein Herz bis heute erschüttert. Aber wieder greife ich den Dingen vor.
    Jedenfalls schulde ich Seianus, dessen Asche längst in tiefem Boden ruht, ewigen Dank dafür, dass er mich an jenem Tag zu dieser Entscheidung gedrängt hat, mag auch sein Motiv damals sehr viel weniger ehrenhaft gewesen sein.
    Doch blieb keine Zeit, meine junge Verlobte näher kennen zu lernen oder gar die

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