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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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gedehnt. Gleichzeitig stellte er seinen Fuß von innen vor die Tür. Der Mann schaute sich nach allen Seiten um, bevor er mit gesenkter Stimme antwortete.
    »Ich de... denke, Sie wissen, worum es geht. Es geht um die Schriftrollen, die ma... man Ihnen eben gebracht hat.«
    »Ich glaube nicht, dass ich darüber mit Ihnen sprechen möchte. Im Übrigen irren Sie sich, man hat mir lediglich einige Bücher gebracht. Bitte gehen Sie jetzt!«
    »Das ist Ihr le... letztes Wort?«
    »Ja, und nun ...!«
    Wiegand machte Anstalten, die Tür wieder zu schließen. Aber dann ging alles ganz schnell!
    Der Hüne nahm einen kurzen Anlauf und warf sich dann mit dem ganzen Gewicht seiner massigen Schulter gegen die Tür. Die kleine Sicherungskette brach aus ihrer Verankerung, die Tür flog auf, und Wiegand landete schmerzhaft an der Wand.
    Ungerührt warf der Mann einen Blick ins Treppenhaus, aber niemand schien den Lärm gehört zu haben. In aller Ruhe schloss er die Tür hinter sich zu und fasste den verdutzten Wohnungsinhaber am Kragen. Als Wiegand schreien wollte, schlug er ihm zweimal mit der flachen Hand ins Gesicht. Blutend flog der Kopf zur Seite, Wiegand sank in sich zusammen.
    »Jetzt wollen wir un... unsere Unterhaltung fortsetzen, mein Freund«, murmelte der Mann und zog Wiegand mit sich in das Wohnzimmer. Mit Befriedigung registrierte er die beiden Rollen in ihren Lederbehältern, die auf dem Tisch lagen ...

    ***

    Heute schien sich irgendwie alles gegen Frank Hellinger verschworen zu haben. Auf der Baustelle hatte er Mist gebaut und ein funkelnagelneues Waschbecken fallen lassen, und nun stand er in einem Stau auf der stadteinwärts führenden Luxemburger Straße. Mürrisch drehte er das Radio ab, er konnte in seiner jetzigen Laune keine weiteren Weihnachtslieder mehr vertragen. Überhaupt war er alles andere als festlich gestimmt, die letzten Tage hatten ihm jede Vorfreude gründlich vergällt.
    Normalerweise braucht man vom Vorort Hürth in die Kölner Südstadt allenfalls fünfzehn Minuten, aber diesmal benötigte er die doppelte Zeit, bis er sein Haus in der Merowinger Straße kurz vor fünf Uhr erreichte. Weitere zehn Minuten suchte er nach einem Parkplatz, bis er missmutig die Haustür aufschloss und nach oben ging. Er wollte sich kurz frisch machen und dann bei Dr. Wiegand die Rollen abholen. Ganz genau hatte er sich zurechtgelegt, was er seinem Nachbarn sagen wollte – aber dazu kam es nicht!
    Mit Verwunderung registrierte er, dass die Tür zu Wiegands Wohnung nur angelehnt war. Auf dem Boden lag eine silberne Sicherungskette, und beunruhigt bemerkte er, dass die Halterung an der Wand herausgebrochen war.
    »Dr. Wiegand?«
    Auf Zehenspitzen, als gelte es, einen Schlafenden nicht zu stören, betrat er die Diele. Sie war leer. Ein Blick in das Wohnzimmer zeigte, dass es ebenfalls verlassen war. Leise Geräusche aber drangen aus dem Schlafzimmer zu ihm. Hellinger klopfte.
    Vorsichtig öffnete er die Tür – und erschrak. Wiegand lag auf dem Bett, an Händen und Füßen mit Krawatten gefesselt. In seinem Mund steckte ein Knebel, für den eine Unterhose hatte herhaltenmüssen. Blitzschnell sprang er zum Bett und befreite den Unglücklichen von seinem Knebel.
    Wiegand holte tief Luft. Er röchelte und spuckte aus, während Hellinger ihm seine Fesseln abnahm.
    »Gott sei Dank«, röchelte Wiegand. »Viel später hätten Sie nicht kommen können!«
    Jetzt erst bemerkte Hellinger, dass die Wangen des Mannes rot geschwollen waren. Er ahnte schon, was passiert war, fragte aber dennoch: »Was ist passiert, Doc?«
    Wiegand holte noch einmal tief Luft, dann sprudelte es aus ihm heraus: »Ich bin überfallen worden! Der Mann ... äh ... der, der schon angerufen hatte. Ich habe seine Stimme sofort erkannt und wollte die Tür schließen. Aber er hat sich mit Gewalt Zutritt verschafft.«
    Hellinger nickte, aber bei allem Mitgefühl galt sein erstes Interesse doch ...
    »Und die Rollen?«
    Wiegand fasste sich an den Kopf und rieb die geschundene Wange.
    »Weg! Sie sind weg! Dr. Krings hatte sie mir gerade erst gebracht. Sie lagen noch auf dem Wohnzimmertisch, wo der Kerl sie sofort gefunden hat.«
    Einen Augenblick lang rang Hellinger mit seiner Enttäuschung. Er ballte die Fäuste. Aber dann fiel sein Blick auf den arg mitgenommenen Nachbarn.
    »War vielleicht besser so«, murmelte er trotzig. »Er hat sie geschlagen, der Dreckskerl?«
    »Nicht so schlimm, aber die Rollen ...«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Doc. Ich denke,

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