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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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wir sollten die Polizei rufen, damit ...«
    »Keine Polizei, Frank!«
    Hellinger schüttelte ungläubig den Kopf. »Wieso nicht?«
    »Denken Sie nach, Frank. Wenn wir die Polizei rufen, werden wir einiges erklären müssen. Den Zusammenhang mit dem Mord im Institut werden sie schnell herausfinden, und dann bekommen wir Probleme.«
    »Probleme? Wieso denn, wir ...«
    »Fundunterschlagung, Nichtanzeige von Straftaten oder so, Behinderung von Behörden. Was weiß ich, was ein Staatsanwalt daraus alles machen kann. Und helfen kann es uns nicht, denn die Rollen sind weg.«
    »Sie brauchen einen Arzt.«
    »Einen Arzt gewiss nicht, aber einen Cognac! Kommen Sie, Frank, wir genehmigen uns einen und denken nach, wie wir am besten weiter vorgehen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Wiegand hatte sich inzwischen in seinem Wohnzimmersessel niedergelassen. Ganz allmählich kehrte die Ruhe zurück. In seinem Kopf begann es eifrig zu arbeiten. Er stopfte sich seine Pfeife, was stets ein gutes Zeichen war, während Hellinger die Cognacschwenker füllte. Er würde sich doch nicht von so einem hergelaufenen Eierdieb kleinkriegen lassen. Mehrfach zog er an seiner Pfeife, bis dichte Qualmwolken wie kleine Nebelschwaden den Raum durchzogen, dann leerte er das Cognacglas in einem Zug. Jetzt sah die Welt schon anders aus.
    »Haben Sie eigentlich mal daran gedacht, dass da, wo Sie die Rollen gefunden haben, noch mehr sein könnten?«
    »Sie meinen ...?«
    »Ich denke, dass es einen Versuch wert wäre.«
    Hellinger dachte einen Augenblick nach. Dann hellte sich seine Miene zusehends auf.
    »Ich habe die Schlüssel noch. Zur Kirche und zur Krypta!«
    »Aber wir müssen schnell sein!«
    »Sie meinen, die Gegenseite könnte auf die gleiche Idee kommen?«
    Wiegand nickte und streckte seine gemarterten Glieder.
    »Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«

    ***

    Tiefe Nacht lag über dem Viertel rund um St. Pantaleon. Der Schnee war fast völlig weggetaut, und nur vereinzelte Reste kündeten noch von dem weißen Traum. Schuld daran war der mildeWestwind, der durch die Stadt zog. Wiegand warf einen Blick auf die Uhr. Viertel nach eins.
    »Okay, packen wir’s!«
    Beide Männer hatten sich dunkle Mäntel übergezogen und betraten jetzt durch den großen Torbogen das Kirchengelände. Den Wagen hatten sie am Finanzamt abgestellt, neben einem schwarzen Mazda mit ausländischem Kennzeichen, das Wiegand aufmerksam registrierte.
    Er hatte sein Notizbuch herausgezogen und sich das Kennzeichen notiert.
    »Was tun Sie, Doc?«, flüsterte Hellinger.
    »Man kann nie wissen!«, murmelte Wiegand und steckte das Notizbuch weg.
    Die Kirche und alle umliegenden Gebäude lagen in völliger Dunkelheit, auch die Strahler, die die Kirche nachts anstrahlten, hatten um zwölf Uhr automatisch ihren Dienst beendet. Schweigend gingen die Männer über den breiten Zugangsweg, ließen die Kirche rechts liegen. Durch einen schmaleren Torbogen gelangten sie auf das ehemalige Klostergelände, auf dem nun ein Altersheim untergebracht war. Auch das lag in schwarzer Einsamkeit, lediglich in der Pförtnerloge brannte ein einsames Licht. Die Männer drückten sich an der Kirche entlang, bis sie zu der schmalen Tür gelangten, die zur Sakristei und von da in den Altarraum der Kirche führte, wo eine Treppe in die Krypta hinunterführte. Hellinger blickte sich um, dann schloss er die Tür auf.
    Mit einem ächzenden Quietschen schloss sich die Tür. Im Kircheninneren ließ Hellinger kurz die mitgeführte Taschenlampe aufblitzen.
    »Ausmachen!«, rief Wiegand erregt. »Man könnte den Lichtschein von außen sehen.«
    Schweigend suchten sich die Männer ihren Weg in der Dunkelheit.
    »Machen Sie doch nicht so einen Lärm, Frank!«
    »Ich kann nichts dafür, Doc. Hier liegen Scherben oder so etwas!«
    »Pscht! Weiter!«
    Wenig später standen die beiden Männer vor der Tür zur Krypta. Behutsam führte Hellinger den Schlüssel ein, doch die Tür schwang sofort auf.
    »Komisch, die Tür ist gar nicht abgeschlossen«, flüsterte Hellinger.
    »Wird der Küster vergessen haben«, meinte Wiegand lakonisch. Dennoch sah er sich misstrauisch um. Doch seine Augen vermochten die Dunkelheit in der Kirche nicht zu durchdringen, in der lediglich ein »ewiges Licht« einen schwachen rötlichen Schein abgab.
    Sie tasteten sich die Treppe hinab und befanden sich Sekunden später in der finsteren Krypta. In einer silbernen Ampel brannte auch hier ein »ewiges Licht«, das einen gespenstischen Schein auf die

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