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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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dem Wasserglas, nahm einen tiefen Zug und krächzte: »Wir müssen die Rollen unbedingt haben. Jetzt, auf der Stelle. Wir können das über die Anwälte machen, ich ... ich bin aber auch ermächtigt, Ihnen für Ihre Mühe einen gewissen Geldbetrag zur Verfügung zu stellen.«
    Diese Bemerkung rief Hellinger auf den Plan, der dem Gespräch bis jetzt in stiller Verzweiflung und dem Rotwein ergeben gefolgt war. »An welchen Betrag hatten ... hatten ... Sie ... gedacht?« Nur mit Mühe formte seine schwere Zunge die Worte, was ihm einen bösen Blick seiner Freundin eintrug.
    Der Kaplan ließ sich Zeit. Vielleicht rechnete er schnell den Etat des Generalvikariats durch.
    »Wir hatten an ... äh ... zweitausend Euro gedacht?!«
    Hellinger lachte laut auf. »Und da sagt man, die Kirche habe keinen Humor. Die Dinger sind mehr als das Hundertfache wert, nicht wahr, Doktor?«
    Der Angesprochene fühlte sich offenbar unwohl. »Ja, das kann man nicht so genau sagen. Der ideelle Wert ...«
    Der Kaplan hatte sich wieder gefasst und sagte sachlich: »Man darf bei allem nicht vergessen, dass die Rollen rechtlich gesehen uns, also der Kirche, gehören. Wir kaufen hier unser Eigentum zurück, da sollte man etwas Bescheidenheit walten lassen.«
    »Dreißigtausend! Prost!« Hellinger hatte das Weinglas genommen und prostete dem jungen Kaplan zu. Der Wein hatte ihn mehr und mehr in den Zustand einer gewissen Heiterkeit versetzt. Wagenbach war entsetzt, das übertraf bei weitem ... Wie hatte der Kardinal gesagt? Fangen Sie mit einer kleinen Summe an. Das hatte er getan. An der weiteren Entwicklung fühlte er sich unschuldig. »Da muss ich telefonieren, das geht über meine ... meine Vollmacht hinaus, weit hinaus. Sie entschuldigen mich?« Augenblicklich verschwand er in die Diele und ließ die anderen ratlos zurück.
    »Haben Sie nicht ein wenig übertrieben?«, meinte Dr. Wiegand, aber Hellinger lachte nur: »Nur wenn man dreißig fordert, kann man zwanzig bekommen. Damit wäre ich zufrieden, aber das muss der ...«
    Er endete abrupt, der Geistliche betrat wieder den Raum, seine Miene war nicht zu deuten. Hatte der Erzbischof ihm ...?
    Er räusperte sich und zauberte ein feines Lächeln auf sein Gesicht.
    »Gut, Herr Ellinger.«
    »Hellinger, mit H«, tönte es aus der Rotweinecke.
    »Ja, natürlich, ich bin bevollmächtigt, Ihnen äh ... zehntausend Euro zu bieten, aber nur unter der Bedingung, dass die Rollen unverzüglich, das heißt heute noch, an uns herausgegeben werden.«
    Hellinger schmatzte, der Rotwein war köstlich, und so süffig. Auf einmal schienen sich alle Probleme zu lösen. Zwar würde er einen Teil an Heinen abgeben müssen, aber mit dem Rest ... und der Lejeune könnte ihn auch mal! Aber einen letzten Versuch wollte er noch machen.
    »Also, äh ... fünf... fünfzehntausend sollten es schon sein, oder?«
    Er blickte Hilfe suchend zu Conny, aber die vermied jeden Blickkontakt mit ihm. Das Feilschen war ihr sichtlich unangenehm. Und auch der Kaplan schüttelte den Kopf mit einer Entschiedenheit, die jeden weiteren Versuch als nutzlos erscheinen ließ.
    »Keine Chance, Herr Hellinger. Wir sind bis an das Limit gegangen.«
    Hellinger dachte nur Sekunden nach, dann war die Entscheidung gefallen.
    »Okay, Pater, wir machen das Geschäft. Ich hole die Rollen!«
    Bei der Bezeichnung »Pater« zuckte Wagenbach einen Augenblick zusammen, aber Sekunden später strahlte er. Alles erledigt, der Erzbischof würde mit ihm zufrieden sein. Hellinger machte Anstalten aufzustehen, geriet aber bedrohlich ins Wanken. Fast wäre der Tannenbaum zur vermeintlichen Stütze geworden. Conny fing ihn auf. »Du kannst überhaupt nicht mehr fahren. Schau dich an, kleiner Trunkenbold. Ich werde fahren.«
    Hellinger blickte sie mit leicht glasigen Augen an und schüttelte sich wie ein nasser Hund.
    »Aber ich ... ich werde dich bekleiden ... äh ... begleiten, Ge... Geliebte!«
    Er rülpste vernehmlich.
    »Tschuldigung! Werde für deinen Schutz sorgen, mach dir keine Gedanken.«
    Wiegand und der Kaplan blickten sich indigniert an, hatten aber keine Einwände, auch wenn ihnen Hellingers Zustand nicht ohne Grund als recht bedenklich erschien.
    Wenig später hatte Conny ihren lallenden Freund ins Auto verfrachtet. Von der Südstadt bis zur Waisenhausgasse waren es kaum mehr als zehn Minuten. Bald hatte die Sache ein gutes Ende gefunden. Conny Baumeister seufzte tief auf ...

XXIX.
     
    Drei Jahre tat ich nun schon Dienst im fernen Land, und alles

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