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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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in den Schriften von jenem Erlöser gelesen hatte. Aber das war doch ...
    »Unsinn!«, rief ich. »Messias! Erlöser! Alles Aberglaube! Die Juden glauben das seit Jahrhunderten, und nie ist er gekommen.«
    Ich brachte ein krächzendes Lachen hervor. »Cornelius, alter Freund! Du wirst dich doch nicht von einem orientalischen Märchen beeinflussen lassen.«
    Unbemerkt war Claudia hinzugetreten und lauschte gespannt den Worten meines Centurios.
    »Was für ein Märchen, Gaius?«, fragte sie und legte liebevoll den Arm um mich. Aber ich Narr, der ich war, mochte sie jetzt nicht dabeihaben. Könnte ich doch jenen Augenblick zurückholen!
    »Liebste, sei so gut und verlass uns noch für einen Augenblick. Cornelius und ich haben ... äh ... noch Dienstliches zu besprechen.«
    Claudia blickte mich einen Augenblick lang traurig an, dann hauchte sie mir einen Kuss zu und verließ uns ohne Widerrede, nicht ohne Cornelius einen aufmerksamen Blick zu widmen. Später hörte ich, dass sie sich unmittelbar nach dem Gespräch alles von Cornelius hatte berichten lassen. Ich aber hatte genug gehört.
    »Wir wollen die Sache beenden, lieber Freund. Nimm dir ein paar Männer, lass jenen Mann weiter beobachten und berichte mir alles,was er sagt und tut, und teile mir mit«, ich konnte ein Lachen kaum unterdrücken, »wenn ihr Erlöser gekommen ist.«
    Cornelius verließ schweigend den Raum. Er lachte nicht.
    Drei Wochen später erhielt ich eine Einladung von Herodes Antipas. Es war dies keine gewöhnliche Einladung. Der Fürst feierte seinen Geburtstag, und solche Feste dauerten, wie es an orientalischen Fürstenhöfen üblich war, eine gute Woche. So kam es auch in dem Schreiben zum Ausdruck:

Herodes Antipas, Tetrarch von Galiäa
an den hochedlen Gaius Pontius Pilatus,
Präfekt von Judäa

Wir beehren uns, den ehrenhaften Präfekten und seine edle Gattin Claudia Proculeia zur Feier unseres Geburtstages in unseren Palast zu Machärus einzuladen. Wir wären entzückt, wenn der edle Präfekt uns die Gunst erweisen würde, während der achttägigen Feier unser Gast zu sein.

    Mit dem Gruß der Liebe und Achtung
Herodes Antipas

    Wenig später brachen wir auf. Während der ganzen Reise maulte Claudia, was ich sehr ungewöhnlich fand.
    »Müssen wir wirklich da hin?«
    »Was hast du, meine Liebe?«
    »Ich kann ihn nicht ausstehen!«
    »Herodes Antipas? Was hast du gegen ihn, er ist geistvoll und höflich und ...«
    »Er ist ungehobelt und er ist ... gottlos!«
    »Bei allen Göttern, wie bitte meinst du das?«
    »Er lebt mit der Frau seines Bruders, er ist ein Ehebrecher!«
    Ich tat entrüstet. »Was du nicht alles weißt!«
    »Ich weiß es aus sicherer Quelle, von Hannah, meiner Dienerin.«
    Dann schwieg sie für den Rest des Wegs.
    Von Herodes Antipas wurden wir mit allem Prunk empfangen. Er jedenfalls wusste, was er einem römischen Präfekten schuldig war. Und so freute ich mich auf eine Woche kurzweiliger Unterhaltung,anregender Gespräche und delikater Speisen. Hätte ich geahnt, was meiner und meiner Gattin harrte, ich hätte wohl niemals jenen Palast betreten ...

XXX.
     
    Schwierig wie immer gestaltete sich die Suche nach einem Parkplatz. Also stellte Conny das Fahrzeug kurzerhand ins absolute Halteverbot, und zwar unmittelbar vor die Haustür. Heute, an Heiligabend, würde wohl keine Politesse unterwegs sein.
    »Frank! Fraaaank! Frankie!!«
    Aber Frank war unter der unheilvollen Wirkung des Burgunders sanft eingeschlafen, und keine Macht der Welt würde ihn jetzt wecken können. »Egal, hol ich die Dinger eben alleine! Schöne Begleitung!«
    Sie stieg aus und schloss das Fahrzeug ab. Mit einem Klicken rastete die Zentralverriegelung ein.
    »Damit dich niemand klaut, mein Schatz!« Argwöhnisch blickte sie sich um. Keine Mönchskutte in der Nähe. Beruhigt nahm sie den Schlüssel und öffnete die Haustür. Während sie nach oben ging, überlegte sie einen Augenblick, vorher in ihre Wohnung zu gehen, die sie seit gestern nicht mehr betreten hatte. Da gäbe es einiges, was sie noch bräuchte ...
    Aber ein unbestimmtes Gefühl der Angst hielt sie ab. Sie beschloss zu warten, bis Frank wieder jenen Grad der Nüchternheit erreicht hätte, der ihr hilfreich sein könnte. So ging sie an ihrer Wohnung vorbei und stieg in den vierten Stock.
    »Ach, Frau Baumeister. Ich hab Sie aber lang nich mehr jesehen. Wie jeht et denn? Jehen Sie wieder die Bloome von der Diederichs jieße?«
    Die gute Seele des Hauses. Frau Emmerich aus dem dritten Stock

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