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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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die da liefen? Seine Hand schlug krachend auf das Dach des Mazdas, ein lang anhaltender Fluch stieg in den Abendhimmel. Dann stieg der vermeintliche Mönch ein, schmiss die Tür zu und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
    Die junge Frau stand kurz vor einem Ohnmachtsanfall. So hatte sie den Heiligabend noch nie verlebt. Sie setzte sich auf ein Mäuerchen, das den Spielplatz eingrenzte, und atmete tief durch. Sekunden später bog ein schwarzer Porsche um die Ecke, aus dem sie die sorgenvollen Gesichter dreier Männer ansahen.

XXXV.
     
    Einige Wochen nach dem Gespräch mit Kaiaphas. Ich kam gerade aus den Thermen und widmete mich den Berichten der Stadtwache, wobei ich mich pflichtgemäß über den Verlust von zwei Legionären ärgerte, die vermutlich auf das Konto dieser unbotmäßigen Zeloten gingen, die uns so viel Verdruss bereiteten. Plötzlich stürmte Cornelius in mein Arbeitszimmer.
    Ich hatte Cornelius lange, sehr lange nicht mehr gesehen, und – bei meiner Ehre – ich hätte ihn fast nicht erkannt. Langbärtig und ungepflegt, hager, in ärmlicher Kleidung und mit fast wirrem Blick stürmte er herein. Ich erschrak.
    »Cornelius, alter Freund, was ...«
    »Präfekt, er ist es! Er muss es sein!« Es sprudelte nur so aus ihm heraus.
    »Wer? Was? Wovon, bei Juno, sprichst du überhaupt? Und solltest du nicht erst einmal ein Bad nehmen, bevor du hier alles ...«
    »Der, auf den die Juden so lange gewartet haben, ihr Messias. Ich habe ihn gesehen, mehr noch, mit ihm gesprochen. Er hat sogar ...«
    »Ruhe jetzt!«, donnerte ich ihn an. »Wir sind hier nicht auf dem Fischmarkt von Cäsarea, wo die ungewaschenen Weiber durcheinander schwätzen. Ich verlange, dass du dich erst einmal in einen Zustand versetzt, der eines römischen Centurios würdig ist. Dann magst du kommen und mir Bericht erstatten. Also«, ich warf einen Blick auf die Wasseruhr in der Ecke, »zur zwölften Stunde. Und jetzt raus!«
    Es schmerzt mich heute noch, dass ich in solch einem Ton mit meinem alten Freund sprach, doch sein ungehobelter Auftritt hatte mein höchstes Missfallen erregt. Schweigend verließ Cornelius den Raum.
    Zur befohlenen Stunde fand er sich wieder ein. Er trug nun eine saubere Tunika, hatte den Bart gestutzt und roch wesentlich angenehmer als bei seinem ersten Erscheinen. Ich hatte einen kleinen Imbiss bestellt, den er dankbar zu sich nahm, und war nun bereit für seinen Bericht.
    Cornelius kaute bedächtig auf einer Dattel, trank einen Schluck Wein, den er vorher sorgsam mit Wasser vermischt hatte, und begann: »Verzeih, Präfekt, mein Auftritt muss wohl ziemlich barbarisch gewirkt haben. Aber ... aber ich stehe noch ganz unter dem Eindruck dessen, was ich in den letzten Monaten erlebt habe.« Ich blickte ihn aufmunternd an, eine gewisse Spannung bemächtigte sich meiner.
    »Befehlsgemäß bin ich jenem Mann gefolgt, den sie hier Jesus von Nazareth nennen. Den Namen gab man ihm, da er offenbar dort seine Jugend verbracht hat. Er ist ein überaus freundlicher Mann, der ... wie soll ich es ... äh ... nennen, nun, der eine ... eine ungeheure Ausstrahlung hat.«
    »Ausstrahlung? Wie meinst du das?«
    »Nun, wenn man mit ihm spricht, meint man, dass er ...« Cornelius brach ab und fuhr sich mit fahrigen Händen über den ausgebleichten Haarschopf. »Er hat Dinge getan, die ich nie zuvor gesehen habe.«
    »Berichte, mein Freund, was tut er für Dinge, jener Galiläer?«
    »Er heilt Kranke, er ...«
    »So ist er ein Medicus?«
    »Nein, Präfekt, er heilt Menschen, die kein Arzt von dieser Welt heilen kann. In der Nähe von Kapharnaum sah ich mit eigenen Augen,wie er einen Aussätzigen heilte. Nie zuvor hatte ich gehört, dass man diese Krankheit heilen könnte. Wenige Tage später heilte er gar einen Gelähmten. ›Nimm dein Bett und geh nach Hause‹, sagte er zu ihm. Du musst wissen, Präfekt, weil der Andrang zu ihm so groß ist, haben seine Freunde den Kranken durch das Dach zu ihm heruntergelassen.«
    Ich musste bei dieser Vorstellung schmunzeln, unterbrach Cornelius aber nicht. Der trank hastig einen Schluck, stopfte sich einige Trauben in den Mund und fuhr mit glänzenden Augen fort: »Ich bin ihm gefolgt, durch halb Galiläa. Er nächtigt, wo man ihn einlädt, sonst unter den Sternen des Himmels. Er lebt von dem, was man ihm schenkt ...«
    »Er ist allein?«
    »Allein? Präfekt, du scherzt. Hunderte folgen ihm, meist Männer, aber auch Frauen. Und die, die nicht von selbst folgen, die ruft er zu sich. Fischer sind es

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