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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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geschieht mit ihnen?«
    Wagenbach und Wiegand blickten sich an, Ratlosigkeit stand in ihren Gesichtern. Gerade wollte Wiegand eine weitere nichtssagende Erklärung von sich geben, als das Telefon klingelte. Mit einem flüchtigen »Tschuldigung« griff er nach dem Hörer, froh, der inquisitorischen Fragetechnik des Reporters erst einmal entkommen zu sein. Mit zunehmender Gesprächsdauer wurde sein Gesicht immer länger, die Gesichtsfarbe wechselte in unnatürliche Blässe. Er schluckte und hauchte ein tonloses »Bleibt, wo Ihr seid, wir ... äh ... wir kommen!« in den Hörer.
    Dann legte er auf und versuchte vergeblich, sich mit fliegenden Fingern eine weitere Zigarre anzuzünden. Doch diesmal war es nicht die pure Genusssucht, die ihn danach greifen ließ, sondern die schiere Verzweiflung.
    »Was ist passiert, Herr Dr. Wiegand?«, fragte Kaplan Wagenbach mitfühlend und lehnte sich interessiert nach vorne. Lejeune legte das eben genommene Plätzchen zurück, seine Miene drückte höchste Konzentration aus. Journalisten spüren, wenn dramatische Wendungen ins Haus stehen.
    Atemlos und mit heiserer Stimme berichtete Wiegand, was er soeben von Hellinger erfahren hatte.
    »Überfallen? Zwei weitere Rollen gestohlen?«
    Die Stimme des Kaplans schien in Betrübnis zu ersticken. Lejeune hingegen war in seinem Element.
    »Und der Täter ... der sitzt tatsächlich noch in seinem Auto vor dem Haus? Unglaublich, das ist ja wohl ein taffer Bursche. Wo wohnt die junge Dame, nichts wie hin! Vielleicht können wir ihm die geraubten Rollen wieder abnehmen. Sollen wir nicht auch die Polizei ...?«
    »Keine Polizei!«, murmelte Wiegand tonlos. »Das würde alles noch verschlimmern. Rollen abnehmen, wie stellen Sie sich das denn vor? Dieser Mann ist doch gefährlich.«
    Seine Stimme geriet ins Stocken. Dr. Wiegand war nicht der geborene Held, er hatte Angst.
    »Aber ich ... ich muss jetzt hinfahren, die beiden warten auf mich!«
    Lejeune stand auf und ging zum Fenster. Die Südstadt war um diese Zeit sehr belebt. Trotz des Regens hasteten die Menschen durch die Straßen, auf der Suche nach dem letzten ultimativen Geschenk, der unvermeidlichen Gans oder dem fehlenden Gewürz. Letzte Tannenbäume wechselten den Besitzer.
    »Meine Herren!«
    Seine Stimme klang schneidig, endgültig, so sprachen Entscheidungsträger.
    »Sie fahren nicht allein, Doktor. Wir werden Sie begleiten! Wir können die jungen Leute jetzt nicht im Stich lassen! Wenn Sie die Polizei schon nicht einbeziehen wollen – Sie werden schon Ihre Gründe haben –, dann müssen wir das allein regeln.«
    Seine Stimme duldete keinen Widerspruch, und auch Kaplan Wagenbach signalisierte Zustimmung. Der Reporter schmunzelte das überlegene Lejeune-Lächeln, das seine Redaktionskollegen manchmal so sehr an ihm hassten.
    »Ein Kaplan, ein Journalist und ein Studienrat, an sich eine unschlagbare Truppe. Wir nehmen meinen Wagen, auch wenn es etwas eng wird!«

    ***

    »Er schläft, glaube ich.«
    Hellingers Augen versuchten, den dichter fallenden Regen zu durchdringen. Er packte Connys Arm. »Ich gehe und hol mir die Rollen wieder!«
    »Waaas? Du ... du bist verrückt. Wenn er aufwacht, wird er dich töten. Der Mann ... das ist ein Killer!«
    »Und warum hat er dir nichts getan? Hast du nicht gesagt, dass er eigentlich sogar recht freundlich zu dir war?« Conny schwieg. Irgendwo hatte Hellinger Recht. Und doch ...
    »Komm mit, Schatz. Ich hab eine Idee.«
    »Aber ...«
    »Bitte vertrau mir!«
    Eilends verließen sie die Wohnung der Frau Diederichs, nicht ohne vorher die beiden restlichen Lederrollen in eine Tüte gepackt zu haben. »Ich weiß, wo wir die Rollen verstecken können«, sagte Conny und deutete ein verschmitztes Lächeln an. »Bleib hier oben und beobachte den Mann. Ich bin in fünf Minuten zurück.«
    Sekunden später stand sie vor der Tür von Frau Emmerich.
    »Ja, Liebchen, wat hammer dann?«
    »Ach, Frau Emmerich, ich hätte eine große Bitte.« Sie drückte der Nachbarin schnell die Tüte mit den Rollen in die Hand. »Da ist das Weihnachtsgeschenk für Frank drin, das soll er natürlich noch nicht sehen. Könnten Sie das ein paar Stunden aufbewahren?«
    Frau Emmerich strahlte ihre Nachbarin mütterlich an. Sie mochte die junge Dame.
    »Jewiss dat, Frau Baumeister, is doch klar. Sons wör ja de janze Überraschung fott. Ever denken Se dran, dat minge Sohn mich heut Abend ...«
    »Klar, Frau Emmerich, heute Nachmittag so gegen vier Uhr hol ich die Tüte wieder

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