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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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gemurmelt.
    Zufrieden saßen die Zurückgebliebenen in der Küche. Dr. Wiegand öffnete eine Flasche Sekt und goss das perlende Getränk in die Gläser.
    »Auf Ihren Erfolg, Frank, und auf ein frohes Weihnachtsfest! Was bin ich froh, dass die Sache ausgestanden ist.« Eine Zentnerlast schien von allen gefallen zu sein.
    »Und jetzt sollten wir erst einmal eine kleine Stärkung zu uns nehmen, nicht wahr?«
    Dr. Wiegand deutete lächelnd auf die Lammsteaks, die in ihrer Marinade auf der Küchentheke lagen.
    »Wir müssen noch die beiden anderen Rollen bei Frau Emmerich holen«, rief Conny plötzlich aus und machte Anstalten, sich zu erheben. Wiegands Gesicht wurde nachdenklich. Er klopfte bedächtig seine Pfeife am Aschenbecher aus.
    »Davon rate ich unbedingt ab. Das könnte zu gefährlich werden. Ich würde das lieber nach Weihnachten machen, das gibt uns mehr Zeit für eine Vorbereitung. Und bei dieser Dame scheinen sie ja wohl gut aufgehoben, nicht wahr? Im Übrigen, dieser ... dieser merkwürdige Mönch, ich bin sicher, er wird seine Niederlage nicht so ohne weiteres hinnehmen.«
    Er ahnte nicht, wie Recht er damit hatte.

    ***

    Ein einsamer Scheinwerfer schälte sich aus dem Regen und strich über das Haus, dann herrschte wieder Dunkelheit. Die kräftige Gestalt duckte sich. Als der Wagen vorübergefahren war, erhob sie sich wieder und knipste die Taschenlampe an. Der blasse Schein der Lampe erfasste den am Boden liegenden Körper eines Mannes. Die geblümte Fliege war verrutscht, trug ein bizarres rotes Muster. Eine goldgeränderte Brille lag zerbrochen auf dem Boden. Direkt daneben eine Frau. Schreckensgeweitete Augen, die leer nach oben starrten, die Arme grotesk verzerrt. Blut, überall Blut! Und um das bizarre Chaos auf die Spitze zu treiben, spielte der CD-Player eine weihnachtliche Motette von Brahms. Doch über dem festlich geschmückten Weihnachtszimmer hatte der Geruch des Todes den Bratenduft verdrängt. Der Mann gab ein zufriedenes Knurren von sich und packte die beiden Rollen in eine Aktentasche. Ein letzter Blick auf die beiden Toten, dann verließ er leise das Haus und zog die Tür hinter sich zu. Niemand schien ihn zu beobachten. Er bestieg sein Auto, das er zwei Straßen weiter geparkt hatte.
    Auf der Rheinuferstraße hielt er sein Fahrzeug unter einer Autobahnbrücke an. Nur wenige Fahrzeuge waren jetzt nochunterwegs. Der Regen war noch stärker geworden und prasselte in kräftigen Schauern auf die beschädigte Scheibe. Mit zitternden Fingern griff er nach seinem Handy. Doch Eminenza war nicht zu erreichen.

    ***

    Kriminalobermeister Allenstein war ohne Zweifel einer von jenen, die das Glück vergessen hatte. Seine Frau hatte ihn vor vier Jahren verlassen und die beiden Kinder mitgenommen, die er von da an nur noch sporadisch sah. Seitdem lebte er das typische Singledasein, das auch in einer so lebensfrohen Stadt wie Köln in seinem Alter ohne wirkliche Freude war, erst recht an den Weihnachtstagen. Seine Frau war doch tatsächlich mit den Kindern und ihrem neuen Liebhaber über die Tage nach Bayern gefahren, und so war er ganz allein. Und genauso fühlte er sich auch. Immer noch nagte Eifersucht an ihm, Eifersucht und gekränkte Eitelkeit. Er hatte das noch nicht verwunden.
    Man sagt den Kölnern ja nach, dass sie äußerst kontaktfreudig seien, aber Allenstein, der vor achtzehn Jahren aus der Eifel zugezogen war, empfand diese Kontaktfreudigkeit doch eher als oberflächlich. Wenn ein Kölner zu dir sagt: »Ich ruf dich demnächst an!«, hörst du nie mehr etwas von ihm, so hatte man ihn gewarnt. Und irgendwie schien das auf Wahrheit zu beruhen. Jemand, mit dem man gestern noch in einer Kneipe Brüderschaft getrunken hatte, kannte einen morgen nicht mehr. Und in der Liebe war es nicht anders.
    Man lernte schnell jemanden kennen, Gelegenheiten gab es nicht nur an Karneval genug, aber tiefer gehende Bindungen zu knüpfen war nicht so einfach. Karneval. Nichts konnte die Oberflächlichkeit und Unverbindlichkeit der Kölner besser ausdrücken als dieses große vaterstädtische Fest. Wie schnell man da Leute beiderlei Geschlechts kennen lernen konnte, unglaublich! Aber nach den drei tollen Tagen war alles vorbei, und das konnte man durchaus wörtlich nehmen.
    Seine Gedanken schweiften zu seiner Kollegin Jutta ab. Hinreißende Frau. Er sah sie vor sich, ihre blitzenden Zähne, wenn sie lachte, ihre Haare, die sie elegant nach hinten warf, wenn sie sie nicht zusammengebunden trug. Ihre natürliche

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