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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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des Bergsporns lag vor ihnen, bewachsen mit vergilbtem, niedergedrücktem Gras. Die Anlage sah verlassen aus. Die Fahne mit dem Familienwappen hing zerrissen an ihrer Stange. Teresas Herz begann heftig zu klopfen. Was war hier geschehen? Sie waren doch nur ein paar Tage fort gewesen. Froben warf ihr einen Blick zu, der nichts Gutes verhieß.
    »Wollen doch mal sehen, wer sich an unserem Eigentum vergriffen hat«, sagte er mit grimmiger Miene.
    Sie stiegen von den Pferden. Jeder Knochen tat Teresa weh. Das Tor hing schief in den Angeln. Die beiden nahmen ihre Tiere an den Zügeln und schritten über die hölzerne Brücke. Aus der Vorburg kam ihnen Lärmen und Schreien entgegen. Das darf nicht wahr sein, dachte Teresa, da haben sich sämtliche Adlige der Umgebung bei uns eingenistet. Von der Dienerschaft war nichts zu sehen. DieMänner und Frauen, teilweise ihre Nachbarn, gingen in prunkvollen, aber schmutzigen Gewändern umher, mit Bier- und Weinkrügen in den Händen. Der Speisesaal war voller Menschen, die aßen und tranken, sangen, musizierten und sich gegenseitig derbe Witze erzählten. Aus der Küche drang der Geruch nach angebranntem Fleisch; die getrockneten Binsen auf dem Boden rochen nach Urin. Ein dicker Kerl mit rotem, aufgedunsenem Gesicht griff Teresa an den Busen. Froben reagierte sofort. Er gab dem Mann eine schallende Ohrfeige. Mit einem Schlag erstarb der Lärm im Saal. Die Lautenspieler hörten auf, an ihren Instrumenten zu zupfen.
    »Was ist hier los?«, brüllte Froben. »Wer hat euch erlaubt, hier einzudringen und Besitz von meiner Burg zu nehmen?«
    Die Menge starrte ihn entsetzt an.
    »Ihr selber wart es, edler Herr Froben«, sagte der Dicke. Speichel floss ihm aus dem Mund auf seinen Kragen. Er grinste breit.
    »Ihr habt uns eingeladen, hier bei Euch unterzukriechen, wenn die Zeiten zu gefährlich werden.«
    »Ihr habt recht«, lenkte Froben ein. »Aber ich hatte Euch nicht gebeten, solche Sauereien zu veranstalten. Wo sind die Diener?«
    »Abgehauen, edler Herr«, antwortete der Dicke. »Denen wurde es wohl ein wenig zu bunt.«
    »Mir ist das auch zu bunt«, meinte Froben. »Aber da Ihr nun mal hier seid, und meine Gastfreundschaft gebietet, Euch bei diesem Wetter nicht hinauszujagen, möchte ich Euch bitten«, er wandte sich an einige Damen in der Nähe, »aufzuräumen, den Boden mit frischen Binsen zu belegen und mir und meiner Tochter ein Abendessen zu bereiten. Falls Ihr von den Vorräten noch etwas übrig gelassen habt.«
    »Aber gewiss«, meldete sich eine ältere, magere Frau und eilte in die Küche. Kurz darauf kam sie mit einer Schüssel voll gebratenem Spanferkel zurück. Froben und Teresa setzten sich, aßen das Fleisch mit etwas Brot, tranken Wein und berieten leise, was zu tun sei.
    »Hört alle einmal her!«, rief Froben mit donnernder Stimme.»Ihr könnt hier bleiben, bis die Gefahr vorüber ist. Ich bitte Euch nur, Ordnung zu halten und einigermaßen auf Sauberkeit zu achten. Morgen müssen meine Tochter und ich weiterziehen.«
    »Wohin geht denn die Reise?«, brüllte es aus einer Ecke.
    »Zu den Mönchen und Nonnen, da werden sie die Sauschwänze kennenlernen«, rief ein anderer zurück.
    Dröhnendes Gelächter folgte.
    »Ruhe!«, schrie Froben. »Ich kann Euch nicht freihalten, Ihr bringt mich sonst an den Bettelstab. Ich verlange von jedem von Euch zehn Golddukaten als Obulus und als Wegzehrung für unsere Reise.«
    Ein Murren ging durch die Menge, doch dann kramten alle in ihren Gewändern und Beuteln und brachten dem Burgherrn das Verlangte.
    »Vielen Dank, meine ehrenwerten Nachbarn und Freunde.« Froben verbeugte sich. »Wir werden uns nun zurückziehen und Euch bitten, die Nacht nicht länger zum Tag zu machen.«
    »Wo soll ich denn schlafen?«, fragte Teresa ihren Vater, nachdem sie den Speisesaal verlassen hatten. »Sie werden überall ihre Lager aufgeschlagen haben.«
    »Du kannst dich notdürftig am Brunnen waschen, dann neue Kleider holen und mit mir in den Pferdestall gehen. Dort wird noch ein Plätzchen frei sein.«
    Im Stall war es warm und trocken. Von den ungebetenen Besuchern hielt sich niemand hier auf, dazu waren sie sich wieder zu fein. Das Stroh stach Teresa durch die Kleider in die Haut und ließ sie ein paar Mal niesen, aber beim vertrauten Schnauben der Pferde, dem Geruch nach Mist und Fell und den regelmäßigen Atemzügen ihres Vaters war sie bald eingeschlafen. Die Glocke der Burgkapelle schlug sieben Mal. Es war Zeit zum Abendessen in der

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