Die Pilgerin von Montserrat
hörte sich den Rest an. »Suppengemüse putzen und grob zerteilen, Schalotten und Knoblauchzehen pellen und halbieren. Gemüse in einen Bräter geben …«
Was hatte die Wirtin gesagt? Teresa wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Sie bemühte sich, die Worte zu erfassen.
»… und Rosmarin würzen. Knoblauchscheiben über die Lammkeule verteilen. Das Fleisch zusammenrollen und in Form binden … und noch einmal fast eine Stunde braten.«
Die Wirtin schaute Teresa glücklich aus ihrem roten, glänzenden Gesicht an.
»Ich danke Euch sehr, Madame«, beeilte sich Teresa zu sagen. »Sobald wir wieder zu Hause sind, werde ich das nachkochen.«
»Aber Ihr müsst Lammfleisch von Sisteron nehmen und das gute Olivenöl der Provence!«, rief die Wirtin ihr nach, als Teresa sich anschickte, zu ihrem Platz zurückzukehren. »So bleibt doch hier! Ich habe Euch noch etwas mitzuteilen!«
Teresa drehte sich um und kehrte zur Küche zurück.
Die Wirtin senkte die Stimme. »Ich wollte Euch warnen. Es treibt sich so allerlei Gesindel hier herum. Erst gestern waren zwei Reiter da, die nach drei Jakobspilgern gefragt haben. Merkwürdige, grobe Menschen.«
Ein eisiger Schreck durchfuhr Teresa. Sie hatte gedacht, sie hätten die Reiter abgeschüttelt.
»Auch dafür meinen herzlichsten Dank, Madame. Wir werden aufpassen.«
Mit weichen Knien ging sie an ihren Platz zurück. Der Sturm heulte weiter, brachte das Feuer im Kamin zum Flackern, blies es fast aus, aber immer wieder schossen die Flammen hervor.
»Lasst uns ins Bett gehen«, sagte Teresa. »Ich erzähle euch oben, was mir die Wirtin mitgeteilt hat.«
Die drei verabschiedeten sich von der Wirtin und den Umsitzenden und stiegen die knarrende Treppe zu den Schlafkammern hinauf. Nachdem Teresa den beiden Männern mitgeteilt hatte, was ihr die Wirtin eröffnet hatte, verfielen sie in Schweigen.
»Es führt kein Weg zurück«, meinte Froben dann. »Wir können nicht mehr umkehren, wir müssen diesen Kandelaber finden, bevor ein anderer ihn findet und großes Unheil damit anrichtet.«
»Und was, wenn wir dabei zugrunde gehen?«, gab Markus zu bedenken. Sein Gesicht war kreideweiß, oder vielleicht sah das auch nur im Schein der Öllampe so aus.
»Den Tod können wir auch auf dem Rückweg finden«, sagte Teresa. »Ihr habt ja gesehen, was alles passieren kann. Der Tod kann dich auch nachts im Schlaf ereilen. Jetzt erst recht, denke ich. Wir lassen uns doch von zwei Reitern nicht ins Bockshorn jagen!«
»Also gut«, meinte Markus. »Dein Wunsch ist mir Befehl. Ich werde dich beschützen.«
»Ich auch« sagte Froben in leicht gereiztem Ton.
Früh am nächsten Tag waren sie wieder auf den Beinen. Der Mistral hatte etwas nachgelassen. Wenn man Glück habe, wehe er drei Tage lang, wenn nicht, bis zu neun Tagen, erzählte die Wirtin. Es habe schon Leute gegeben, die durch diesen Wind verrückt geworden seien.
Mit zwei Tagesrationen machten sie sich auf den Weg. Das Landsah aus wie frisch geputzt. Zu ihrer Rechten ragte der schneebedeckte Gipfel des Mont Ventoux in den Himmel. Die Sonne war soeben aufgegangen, und es war höllisch kalt, besonders in den blauen Schatten der Mauern. Nachdem sie das freie Feld erreicht hatten, begann die Sonne allmählich zu wärmen, obwohl der November schon fortgeschritten war. Sie ritten in Richtung Südwesten, auf das alte Städtchen Carpentras zu. Teresa schaute sich immer wieder um, aber niemand verfolgte sie. Froben und Markus machten grimmig entschlossene Gesichter. Sie kamen durch Olivenhaine und Zitronenplantagen. Es ging einen Hügel hinauf, dann wieder hinunter; die Hufe der Pferde klapperten auf dem felsigen Grund. Gegen Mittag frischte der Wind stärker auf, und im Handumdrehen wurde es eiskalt. Teresa wickelte sich fester in ihren Mantel. Ihre Zähne klapperten leise. Gegen Mittag erreichten sie eine Eremitage, eine kleine Hütte, die aus denselben erdfarbenen Steinen erbaut war wie alle Häuser hier. Ein schmächtiger Mann mit Tonsur und Mönchsgewand kniete vor einem Heiligenbild und erhob sich, als sie sich näherten.
»Es ist mir eine Freude, Fremde in meiner Einsiedelei begrüßen zu dürfen«, sagte er. Sein Gesicht war verbrannt von der Sonne. Tiefe Furchen hatten sich eingegraben, aber seine Augen blickten gütig.
»Seid ihr vom Weg abgekommen? Heutzutage verirren sich nur selten Menschen hierher.«
»Ist das nicht der Weg nach Carpentras?«, fragte Froben.
»Nein, ihr habt den Weg verfehlt. Ihr müsst weiter
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