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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Jungfrau verloren habe.«
    »Das hättest du dir eher überlegen müssen.«
    Sie schwiegen.
    Natürlich hätte Alice es wissen müssen und wusste es auch genau, dass man mit Bernhard nicht über ihr Verhältnis reden konnte.
    »Alice, ich könnte jetzt über dich spotten und hätte auch Lust dazu. Aber ich nehme dich ernst«, sagte er wider Erwarten. Diese einleitenden Worte klangen beängstigender, als wenn Bernhard sie ausgelacht hätte.
    »Es gibt zwei verschiedene Arten von weltlicher Liebe, die aus dem Willen des Herzens und die Liebe der Pflicht, zu der die Liebe zum Vater, der Mutter, den Geschwistern, Verwandten und, nicht zu vergessen, zur Ehefrau gehört.
    Dir nun ist beschieden, die Liebe meines Herzens zu sein. Meine Ehefrau wirst du nie. Sei froh, denn es steht doch für alle Zeiten fest, dass die Liebe zwischen Eheleuten ihre Macht nicht entfalten kann. Das weiß jedes Kind, nichts ist eintöniger und öder als der eheliche Verkehr. Meine Ehefrau wirst du schon deswegen nicht, weil ich gerne mit dir schlafe.«
    »Das ist grausam für mich«, wandte Alice ein.
    »Ist dir eigentlich bewusst, dass ich dir eben eine Liebeserklärung gemacht habe?
    Die erste, eine weitere wird so schnell nicht folgen. Freu dich also.«
    Alice ritt mit betrübtem Gesicht neben ihm. Von den Hügeln aus konnten sie auf Nikäa mit seinen hohen Mauern, Türmen, Palästen herabblicken, in der Ferne glitzerte der See in der Sonne.
    »Alice, bist du von Sinnen, dass du an eine Heirat denkst? Ich habe dich bisher für eine vernünftige junge Frau gehalten. Du weißt wie jede andere, dass die Wahl des Ehepartners bei Edelfreien und gar Grafen eine Familienangelegenheit ist. Standesgleichheit ist Voraussetzung, dazu kommen die Mitgift und die Möglichkeit, weiteren Besitz zu erlangen.«
    Er zügelte sein Pferd, sodass es stehen blieb.
    »Ich werde von meiner Familie verstoßen und mache mich vor dem gesamten Adel des Abendlandes lächerlich, wenn ich dich aus Liebe heirate.
    Meinst du, ich hätte diesen jungen Ritter, den Buhlen meiner Schwester, den sie sehr liebte, im Zweikampf getötet, wenn er nicht arm und bedeutungslos gewesen wäre? Dabei war er immerhin von Adel. Sie wollten gemeinsam fliehen, sich dem Heer Peters des Einsiedlers anschließen. Meine Mutter, die ihre Augen und Ohren offen hält, hat sie entdeckt, wie die beiden nachts die Leiter von der Kammer meiner Schwester hinunterstiegen. Noch jetzt habe ich ihr Weinen und Geschrei und Beten und Betteln im Ohr um Gnade für ihren Geliebten. Was wäre heute, wenn sie sich durchgesetzt hätte? Der Ritter wäre tot und meine Schwester in Gefangenschaft, eine Sklavin. Es ginge ihr sicher nicht so gut wie der entlaufenen Nonne, über die das ganze Lager herzieht.«
    Ernst sah er Alice an:
    »Ich töte keinen Menschen, um dann selbst eine Kaufmannstochter zu heiraten, meine Pflichten gegenüber meiner Familie zu verletzen und verstoßen zu werden.«
    Mit Nachdruck fügte er hinzu: »Diese Schande werde ich niemals auf mich nehmen.«
    Alice fühlte sich beschämt.
    »Das Höchste, was ich für dich tun kann, ist, sofern du mir einen Sohn gebierst, ich jedoch keinen männlichen Nachkommen von meiner rechtmäßigen Ehefrau haben sollte, von der ich bisher übrigens noch keine Vorstellung besitze, zu deiner Beruhigung, diesen unseren Sohn als legitimen Nachkommen anzuerkennen.«

    Alice wusste, das Thema war für Bernhard erledigt. Mehr wollte und, wenn sie ehrlich war, konnte er ihr nicht zugestehen.
    Viel Zeit zum Nachdenken blieb auch nicht. Die Heere brachen von Nikäa auf. Es ging an hohen, schroff ansteigenden Bergen vorbei durch enge Felsschluchten. Der Weg war beschwerlich und es ermüdete und reizte Alice, dass es so langsam vorwärts ging, weil sich die Pilger aller Heere gemeinsam durch die Hitze quälen mussten. Unabsehbar lang war dieser Zug von Tausenden von Menschen, von denen die meisten zu Fuß pilgerten. Allein der Tross schien kein Ende zu nehmen. Irgendein Wagenrad brach immer. Viele Kranke und leicht Verwundete liefen mit.
    Von Bernhard sah sie nichts. Er ritt zusammen mit Balduin und anderen Adeligen und kümmerte sich schon seit ihrem Abmarsch vor zwei Tagen nicht mehr um sie. Es schien Alice, als hielte er sich bewusst fern, was ihre Laune nicht gerade verbesserte.
    Jedoch am frühen Abend, als man sich nach Stunden auf dem staubigen Weg endlich zwischen zwei Berggipfeln lagerte, überall die Feuer brannten und das Essen zubereitet wurde, kam er zu ihr. Sie

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