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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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keine Ruhe. Quälend verfolgten sie die junge Frau in den Schlaf. Entsetzt wachte sie auf. Noch war es vielleicht nicht zu spät. Nein, nein. Sie war sicher noch nicht guter Hoffnung. Was für ein Ausdruck. Es war bestimmt eine Freude, ein Kind zu erwarten. Aber nicht unter diesen Umständen.
    In aller Frühe, es war noch dunkel, lief Alice zur Beichte. Sie beabsichtigte, alle ihre Sünden zu bekennen. Doch als sie in dem mit Tüchern verhängten Beichtstuhl kniete, brachte sie es nicht über sich, Bernhards Namen zu erwähnen. Sie sprach nur von einem Ritter aus dem Heer Gottfrieds und dass sie ehelichen Umgang mit ihm gepflegt habe. Der Beichtvater erteilte ihr die Absolution unter der Bedingung der Reue, des Betens des Rosenkranzes, aber vor allem unter der Voraussetzung, dass sie von ihrem unzüchtigen Verhalten abließe. Durchaus bemerkte er Alice’ inneren Widerstand und möglichen Ungehorsam. Er befahl ihr mehr, als dass er ihr den Vorschlag unterbreitete, sich dem Heer Bohemunds anzuschließen. In dieser wüsten Gegend gebe es nicht genug Weideplätze für die Pferde und deswegen sei eine Teilung der Heere notwendig.
    »Nutze sie, meine Tochter, trenne dich vom Heer des Herzogs Gottfried, um deine Keuschheit wiederzuerlangen.«

    Alice hatte gute Vorsätze, war aber keineswegs innerlich überzeugt und gefestigt, als sie nach einem kurzen Abschied von Martin mit dem ihr unbekannten Heer auf einer von den Byzantinern gut ausgebauten Brücke den Blauen Fluss überquerte. Es war ihr wieder, als betrete sie eine andere Welt, aber keineswegs eine freundliche. Sie blickte noch einmal zurück zu den Heeren Herzog Gottfrieds und des Grafen Raimonds von Toulouse, die in einem Abstand von einem Tagesmarsch folgen sollten. Alice drehte sich um, konnte aber niemanden, und schon gar nicht Bernhard, in der Menge erkennen. Der aber suchte sie, von einem ihm nicht erklärbaren Gefühl gedrängt, über das er sich nicht Rechenschaft ablegte.
    Als er Alice nicht fand, jagte er dem Heer Bohemunds hinterher.
    Da ritt sie auf Treugold, seinem mit teurem Geld erkauften Pferd, und trug ein blaues Oberkleid, das er ihr geschenkte hatte, und war auffallend schön anzusehen mit ihren Locken, die unter dem breiten Hut weit über die Schultern fielen.
    Bernhard holte Alice ein und fuhr sie an:
    »Ich warne dich, mit Bohemund mitzuziehen. Du setzt dich Gefahren aus, die du nicht einmal erahnst. Bohemunds Heer ist viel zu klein, um dich zu schützen. Bleib bei uns.«
    Alice schüttelte den Kopf.
    Unwillig und verständnislos betrachtete er sie:
    »Ich habe versprochen, dich lebend nach Jerusalem zu bringen. Das ist viel in dieser Zeit.«
    »Ich habe gebeichtet. Ich habe Euren Namen aber nicht genannt. Der Beichtvater hat gesagt, ich solle mich von Euch trennen. Wenn Ihr es wünscht, gebe ich Euch Treugold zurück.
    Ich kann auch zu Fuß gehen.«
    Wortlos wendete Bernhard sein Pferd und galoppierte davon.

    Alice bereute die Trennung von Bernhard bereits, als sie den Fluss verließen und sich über einen engen Gebirgspass auf Doryläon zubewegten. Es war ihr, als lauerten hinter allen Felsspalten und Geröllhalden bewaffnete Späher Kilidj Arslans. Dabei war sie inmitten des Heeres ziemlich sicher, zumindest wenn nicht der Pfad so eng wurde, dass sie aus dem Hinterhalt jederzeit abgeschossen werden konnte. Sie sah voller Argwohn zu den Höhen hinauf und beneidete die Ritter, die allesamt ihr Kettenhemd trugen, auch wenn sie sichtbar unter der Hitze litten.
    Zur ihrer Beruhigung trug auch nicht gerade der Byzantiner Tatikios bei, der mit seiner in der Sonne glänzenden goldenen Nase bisweilen bei den Frauen vorbeiritt. Noch beängstigender und unangenehmer fand es Alice, dass einer der Elitesoldaten Alexios’ nicht mehr von ihrer Seite wich, dauernd auf sie einredete, ohne dass sie nur irgendein Wort verstanden hätte, bis er in einer Felsspalte ganz dicht neben Alice ritt, ihr mit seiner großen Hand über die Wange strich und in bettelndem, schmeichelndem Ton sagte: »Guote vrouwe – ich wil mit di slâfen . «
    Alice wandte ihr Gesicht erschrocken ab, ein Ausweichen war unmöglich. Vor ihr und hinter ihre ächzten Pilger. Sie vermutete, als sie den Mann endlich los war, dass er in vielen Sprachen diesen einen Satz kannte und vermutlich auch schon Erfolg damit gehabt hatte.

    Gegen Abend erreichte das Heer in der Gegend von Doryläon ein weites, von Hügeln umgebenes Tal, das genug Futter für die Pferde bot. Vögel flatterten

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