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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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kämpften vergeblich. Sie würden alle hingeschlachtet werden. Herzog Gottfried, Graf Raimond, Bernhard, sie kämen zu spät und würden nur noch ihre Leichen vorfinden.
    Mit gewaltiger, fester, lauter Stimme sammelte und ordnete Bohemund die verunsicherten, entmutigten und um ihre Pferde trauernden Ritter. Er befahl den Männern, vor dem Lager gegen die anrückenden Feinde zu kämpfen.
    Sein Befehl für Fußsoldaten und Ritter lautete: Nicht Angriff, sondern Verteidigung des Lagers mit Lanzen und Schwertern.
    Die Türken kamen näher.
    Alice hörte ihre fremdartigen Stimmen. Wieder dieser furchterregende, entsetzliche, dämonische Kampfschrei, der wie ›Allah Akbar‹ klang. Die feindlichen Krieger erreichten die Schlachtreihen der Ritter. Pfeile schlugen im Lager ein und verbreiteten Entsetzen und Verwundungen, brachten den Tod.
    Draußen begann der Kampf Mann gegen Mann.
    Alice horchte auf das Schlagen der Lanzen und Schwerter, sie versuchte herauszuhören, wie es für ihre eigenen Leute stand. Was sie hörte, war ein harter, unerbittlicher, doch vergeblicher Versuch, die Feinde aufzuhalten. Denn immer neue Krieger rasten den Hügel hinunter. Ihre Zahl schien unerschöpflich zu sein, während die Ritter ein so kleiner Haufen waren, dass sie nicht einmal das ganze Lager abdecken konnten.
    Immer heißer und staubiger wurde es. Die Sonne stand hoch. Die Männer kämpften gegen ihre Erschöpfung an.
    Wie lange hielten sie noch durch?
    Alice flehte, Herzog Gottfried möge kommen. Bernhard möge kommen. Aus ihrem Beutel nestelte sie die Ohrringe, ertastete ihre Ohrlöcher. Sie hoffte, dass so etwas wie eine magische Wirkung von ihnen ausginge, auch wenn Bernhard fern war.
    Die Geistlichen, Bischof Adhémar, die Prälaten, Priester und Mönche, hatten ihre weißen Gewänder angezogen und beteten zu Gott, er möge die Macht der Feinde brechen. Um Alice herum sanken Männer und Frauen auf die Knie. Die Mütter umfassten ihre weinenden oder vor Schreck erstarrten Kinder. Unter Schluchzen und Tränen bekannten sie, dass sie Sünder seien.
    Alice fiel in die Gebete ein. Sie war eine Sünderin. Die schwärzeste, böseste unter all diesen Sündern. Sie hatte ihren Vater ermordet.
    Und jetzt würde sie sterben. Es war die furchtbare Wahrheit: Gottfrieds Heer käme zu spät. So viele Stunden dauerte der Kampf unter dieser entsetzlich heißen Sonne schon. Nur noch Sklaverei oder Tod, dachte Alice.
    Das war’s, ihr Leben.
    »Komm, Alice. Bohemund hat befohlen, wir Frauen müssen unseren Männern Wasser nach vorne zur Kampflinie bringen. Sie sterben vor Erschöpfung und Durst. Steh auf!«, forderte Maria, zog Alice am Arm hoch und schob sie in Richtung Gepäck.
    »Suchen wir uns einen passenden Kochtopf.«
    Alice sah sie verständnislos an.
    »Als Helm natürlich«, beantwortete Maria ihren fragenden Blick.
    Frauen mit Töpfen auf dem Kopf, beladen mit ledernen Wasserflaschen, kamen Alice schon entgegen. Quellen gab es genug. Alice füllte ihre Flaschen und befestigte sie an ihrem Gürtel. In den Kampf vor dem Lager sollte sie!
    Während sie sich zwischen den Wagen nach draußen durchzwängte, fiel ihr ein, dass sie noch vor einem Jahr Angst vor dem Pieken der Hühnerschnäbel gehabt hatte. Nun wurde sie von Frauen nach draußen auf das Schlachtfeld gestoßen.
    Alice atmete tief durch, überwand ihre Angst und bat Gott, er möge dieses Opfer annehmen, wenn sie jetzt stürbe.
    »Vergib mir meine Schuld«, betete sie.
    Die Ritter kämpften mit dem Rücken zum Lager.
    Alice zwang sich zwischen den Kämpfenden und über die Verwundeten und Toten hinweg nach vorn.
    Fest entschlossen, dem Befehl zu gehorchen, mutig zu sein und bis in die vorderste Linie durchzudringen, drängte sich Alice, ihr Messer in der Hand, durch das Schlachtgewühl, wich Schwertern und Lanzen aus, duckte sich, sprang zur Seite. Einen scheuen Blick warf sie auf den toten Jüngling Wilhelm, der, von einem Pfeil getroffen, seine Lanze noch immer fest umklammerte. Sie stieg über seine Leiche hinweg und lief weiter.
    Erleichtert aufatmend, erreichte sie schließlich ihr Ziel. Hastig griffen die Männer nach dem Wasser. Ein Schluck und sie hieben und stachen weiter auf die Gegner ein.
    Ein Türke schlug mit seinem Schwert nach ihr. Alice duckte sich und warf sich zur Seite. Er holte nicht ein weiteres Mal nach ihr aus, sondern hieb dem Ritter neben ihr die Hand ab. Das Blut schoss heraus.
    In eben diesem Augenblick durchschlug ein Pfeil ihren letzten Lederbeutel. Das

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