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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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der Welt gelten, wenn sie nur Christen wären. Und eigentlich seien der Legende nach Franken und Türken Stammesbrüder, weil beide Völker Nachfahren der Trojaner seien.
    Wie auch immer. Einen Denkzettel hatte Alice erhalten, tot wäre sie, wenn nicht Heinrich von Ascha so ein erfahrener Reiter gewesen und Alice vom Boden aufgegriffen und zu sich aufs Pferd gezogen hätte. Davon allerdings hatte sie nichts mitbekommen. Umso mehr von ihrem ausgeschlagenen Backenzahn, dessen Reste Theresa ihr ohne Betäubung, oder vielmehr nach mehreren Bechern Wein, gezogen hatte. Unglaublich war es, diese Unmengen von Wein, die sie im Lager Kilidj Arslans vorgefunden hatten, obwohl die Moslems den nicht auf Erden, sondern erst im Paradies trinken durften. Jedenfalls der Schmerz beim Zahnziehen war so ungeheuerlich, dass er und Martin Alice kräftig hatten festhalten müssen.
    Und nun war auch Treugold, sein teures Pferd, durch Pfeilschüsse verendet. Immerhin hatte dieser Narr Martin die bei seinem nächtlichen Ritt erbeutete Stute Alice geschenkt. Jedenfalls musste sie nicht zu Fuß gehen, was ihr im Heer einen noch niedrigeren Stand eingebracht hätte.
    Das war es. Alice’ Stellung im Heer war zwar nicht unhaltbar, bedurfte aber dringend einer Absicherung. Als alleinstehende junge Frau, ganz ohne Eltern und Verwandtschaft, war sie Verdächtigungen, übler Nachrede vielleicht nicht gerade ausgesetzt, so doch immer Gefahr, für etwas anderes gehalten zu werden, als sie wirklich war. Es hatte allerdings wohl noch nichts dergleichen gegeben, man hielt sie nicht für eine Hure, denn der Umstand, dass sie seine Geliebte war, stopfte jedem Verleumder das Maul. Trotzdem. Die wegen Unzucht angedrohten Strafen des Herzogs würden wohl nie verwirklicht werden, aber nach einer verlorenen Schlacht oder einer erfolglosen Belagerung könnte es durchaus zu der immer passenden Anschuldigung kommen, das zügellose Liebesleben sei an allem schuld und müsse deswegen geahndet werden. Besser war es, vorzubeugen und Alice in einen Stand zu versetzen, in dem sie vor jedermann unangreifbar war.
    Sie musste also im Gefolge einer hochrangigen Frau pilgern.
    Die Wahl fiel nach gründlichem Nachdenken auf die Ehefrau Balduins von Boulogne, Godvere di Tosni.
    Bernhard ließ sich von einem Bediensteten melden, wurde auch sogleich vorgelassen und traf die Gemahlin Balduins in Gesellschaft einiger Damen: ihrer aus England stammenden und wegen eines Aufstandes gegen Wilhelm den Eroberer im Exil lebenden Cousine Emma von Hereford sowie Humberges von le Puiset, der Ehefrau Walos II. von Chaumont-en-Vexin, des Konstablers des französischen Königs. Nicht ganz so erlaucht, dafür auffallend schön, war in diesem Kreis Emeline von Bouillon, die Ehefrau Fulchers, eines Vasallen Gottfrieds von Bouillon.
    Bernhard sah sich im Zelt um. Es war nur zu deutlich, das üppig mit Möbeln, Kissen, goldenen Leuchtern und Vasen aus Silber ausgestattete Zelt hatte zusätzlich zu der aus Frankreich mitgebrachten Pracht sehr durch die Plünderung des Lagers Kilidj Arslans gewonnen. Bernhard kannte diese Prunksucht Balduins, der, wo immer es die Umstände gestatteten, jeden nur denkbaren Luxus für sich in Anspruch nahm.
    Die dem Hochadel entstammenden Damen grüßte Bernhard so ehrerbietig, wie es seinem Stand gebührte. Godvere hieß ihn sich setzen und er ließ sich in den weichen Kissen nieder.

    Die Frauen waren in bedrückter Stimmung, hatten sie nicht nur an den Trauerfeierlichkeiten und der Beisetzung der adeligen Gefallenen teilgenommen, sondern auch die Nachricht erhalten, dass Sven, der Prinz von Dänemark, kurz hinter der byzantinischen Grenze von Seldschuken aus einem Hinterhalt angegriffen worden sei und mit seinen Rittern den Tod gefunden habe. Hier nun begannen die Frauen zu weinen und Bernhard schwieg mit ernstem Gesicht so lange, bis sie sich so weit wieder beruhigt hatten, dass Godvere, immer noch unter Schluchzen, weitererzählen konnte. Florina von Burgund und der Prinz wollten in Jerusalem heiraten, sie hätte noch versucht zu fliehen, wurde jedoch verwundet. Von Pfeilen getroffen, sei Florina von ihrem Maultier gestürzt und enthauptet worden.
    Bernhard drückte sein Bedauern aus.
    Godvere fasste sich.
    Was ihn, den Ritter Bernhard von Baerheim, zu ihr geführt habe.
    Bernhard setzte sich aufrecht und sah Godvere an.
    »Ich bitte für eine junge Dame.« Nun, das war ein guter Anfang. Junge Damen sind immer interessant, schon gar, wenn ein junger, heldenhafter

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