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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Wasser ergoss sich auf den Boden, als wäre es Blut.
    Entsetzt schrie sie auf.
    Von Angst gepackt, flüchtete Alice durch die Kämpfenden ins Lager zurück. Aber sie erkannte, während sie den Waffen auswich, dass im Lager keine Rettung wartete. Die Türken umkreisten, umschlossen es. Nur der Sumpf hielt sie noch zurück.
    Alice zwängte sich durch die Wagen hindurch. Der Anblick, der sich ihr bot, war beängstigend. Eingeschlossen wie Hammel in einem Pferch, hatten sich die Frauen und Kinder, Kranken und Alten zitternd und von Schrecken erfüllt eng aneinandergedrängt, gerade noch geschützt von den Fußsoldaten. Gegen eine gewaltige Übermacht kämpften die Männer einen erbitterten Kampf. Aber vergebens. Es waren zu viele Feinde. Von der Seite am Sumpf brachen die feindlichen Krieger in das Lager durch.
    Einige machten sich sofort daran, zu plündern und ihr erbeutetes Gut in Sicherheit zu bringen. Die meisten aber stürzten sich auf die Menge der Unbewaffneten.
    Alice kreischte auf, die Menschen um sie herum kreischten ebenfalls.
    Die Reiter stürzten sich auf die Wehrlosen, durchbohrten sie vom Pferd mit Schwertern und Lanzen, metzelten, wen immer sie zu fassen bekamen.
    Alice flüchtete zu den Pferden. Sie wollte sich unter Treugold verstecken, sie bückte sich, um unter das Tier zu kriechen. Da brach es zusammen. Von Pfeilen getroffen, brach es vor ihren Augen zusammen. Die tödlichen Geschosse steckten in der Flanke beim Herzen.
    Alice packte das Entsetzen. Wohin? Überall im Lager wurde gemordet.
    Angst hatte sie keine mehr. Retten wollte sie sich dennoch.
    Da sah sie, wie einige der vornehmsten Mädchen sich in ein Zelt flüchteten.
    Alice raffte ihr Kleid und lief, so schnell sie nur konnte, an diesen womöglich sicheren Ort.
    Der Anblick, der sich ihr bot, war überwältigend. Die Mädchen, fast noch Kinder, hatten ihre schönsten Kleider angezogen, sie schmückten, sie schminkten sich, ihre Haare trugen sie offen und flochten Bänder und Geschmeide hinein, in der Hoffnung, die Türken fänden Gefallen an ihnen, würden in Begierde entbrennen, sie als Beute mitnehmen und am Leben lassen. Alice war fassungslos. Die wohl Älteste gestikulierte heftig und forderte so die neu Hinzugekommene auf, ihren Kochtopf abzunehmen, ihr zerrissenes und blutverschmiertes Kleid schnell auszuziehen und gegen ein sauberes zu tauschen.
    Noch bevor Alice sich entscheiden konnte, ob sie sich auch so herausgeputzt darbieten wollte, drangen die Feinde in das Zelt, Männer mit schwarzen Bärten und spitzem Helm, gebogenen Schwertern und runden Schilden. Alice richtete sich auf, zückte ihr Messer, blickte sie wütend an und fürchtete sich vor der Gier in ihren Augen. Unter Weinen und Schreien wurden die geschmückten Mädchen an ihren Haaren aus dem Zelt gezerrt. Alice hörte, wie sie laut und anklagend um Hilfe riefen – dann wurde es still.
    Allein stand sie einem Mann gegenüber, in der Rechten hielt er sein Schwert, mit der Linken zeigte er auf sein Geschlecht und griff nach der Frau. Alice wich zurück, zückte ihr Messer und stürzte sich auf ihn. Der Mann lachte nur, drückte ihr das Handgelenk zu, sodass Alice die Waffe fallen ließ. Mit Wucht stieß er ihr den Knauf seines Schwertes ins Gesicht.
    Etwas Körniges fühlte Alice, so als habe ihr jemand Sand in den Mund geworfen, der Mund füllte sich mit Blut. Schmerz empfand sie keinen.
    Der Türke packte sie und drückte ihren Kopf nach unten, sodass der Topf zu Boden fiel. Alice spuckte das Blut aus. Sie zappelte mit den Beinen, trat ihn, mit ihren Fäusten hämmerte sie gegen seine Brust, ließ aber sofort wieder davon ab, da sie unter seinem grünen Kaftan seine Rüstung spürte.
    Er schleuderte das Leichtgewicht über seine Schulter.
    Alice schrie wie noch nie in ihrem Leben – doch niemand kümmerte sich darum.
    Es war wirklich sinnlos. Die Fußsoldaten kämpften gegen die noch immer anstürmenden Feinde, die sie einzeln niederzumachen versuchten, sobald die Reiter in das Lager eindrangen. Bei der Wagenburg lagen Leichen, als hätte sie jemand übereinandergeworfen. Gellend und angstvoll schrien Kinder. Jeder versuchte, sich irgendwie zu retten – da war ihre Stimme ein Nichts.
    Der Mann warf Alice quer auf sein Pferd, drückte sie mit fester Hand gewaltsam nieder, versetzte ihr einen leichten Schlag auf den Kopf, trieb sein Pferd zu der Wagenburg, sprang über eine Deichsel, sodass Alice ihre Beine einziehen musste, und jagte mit ihr an den Kämpfenden

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