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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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vorbei in die Ebene hinaus.
    Doch plötzlich, welch ein atemberaubender Anblick!
    Von der Höhe galoppierten Herzog Gottfrieds Ritter in das Tal hinab. In dem erglühten gleißenden Sonnenlicht erschienen ihre Schilde wie im goldenen Glanz und die eisernen Kettenhemden und Schwerter funkelten wie Sterne. Mit dem Kampfschrei »Deus vult!« stürzten sie sich auf den Kampfplatz vor dem Lager.
    Ihr Entführer aber trat seinem Pferd heftig in die Flanken und flüchtete in entgegengesetzter Richtung mit seiner Beute davon.
    Alice verlor ihren Mut. Hatte sie seit Stunden gewartet und gebetet, Herzog Gottfried möge mit seinen Rittern endlich kommen, hatte sie genau gewusst, dass der Bote das Heer erst einmal finden, die Ritter sich rüsten und dann noch an dem endlos langen Tross, an den Wagen und Pilgern vorbei mussten, die sie in den engen Schluchten aufhielten, so hatte sie doch jeden Augenblick gehofft: Jetzt sind sie da.
    Nun aber, da das Heer Gottfrieds wirklich dem Heer Bohemunds zu Hilfe stürmte, da auch Graf Raimonds Heer mit lautem Schlachtruf durch die Ebene auf das Heer Kilidj Arslans zuraste – da war alle Hoffnung verloren. Rettung war da, aber nicht für sie.
    Es würde zwischen den Ihren und den Türken beim Lager gekämpft werden – und in der Zwischenzeit drückte der Mann, zufrieden mit seinem Raub, Alice gewaltsam auf dem Pferd nieder und entkam. Wenn er sie vergewaltigt, wenn er sie genossen hätte, ließe sich eine blonde Fränkin dennoch lohnend auf dem Sklavenmarkt verkaufen.
    Ein Leben lang in einem Haus, in einem Harem eingeschlossen zu sein, missbraucht zu werden – Alice wusste mit einem Mal, das war das Schlimmste. Lieber tot als Sklavin. Lieber sich den Hals brechen und vom Pferd herunterfallen, als endgültig Beute dieses Mannes zu sein.
    Alice wand sich, strampelte mit den Beinen, trat dem Pferd in die Flanken, biss ihm in das Fell. Der Mann drückte sie mit harter Hand noch stärker nieder, sodass sie meinte, ihr würde die Wirbelsäule gebrochen. Er würde mit ihr entkommen. Bald schon hätten sie das Ende der Ebene erreicht und er würde irgendwo hinter den Hügeln und Bergen mit ihr verschwinden.
    Doch Alice spürte, dass das Pferd erlahmte, es war erschöpft von dem Kampf seit den frühen Morgenstunden, es hatte Durst in der Mittagshitze. Es wurde langsamer und langsamer mit der Last, die der Mann ihm zusätzlich auferlegte.
    Vom Lager her, hinter ihnen, wurde es schlagartig laut. Pferde wendeten, ein Gestampfe der Hufe, ein Donnern, fremd aussehende Männer rasten an ihnen vorbei, gefolgt von Rittern Herzog Gottfrieds und Graf Raimonds. Diese setzten den Fliehenden nach.
    Die Feinde flohen!
    Alice sah einen Türken am Boden liegen, eine Lanze im Rücken.
    Er bringt mich um, dachte sie. In dieser wilden, rasenden Verfolgungsjagd war ihr Entführer viel zu langsam. Er bringt mich um. Bevor ein Ritter ihn tötet, schlägt er mir den Kopf ab. Und wenn er mich doch lediglich vom Pferd wirft… – das wäre ihre Rettung. Alice versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu lösen. Er würde sie vom Pferd stoßen, er müsste sie vom Pferd stoßen, wenn er nicht von den Rittern eingeholt werden wollte. Und dann – Tausende von Pferden rasten heran, Pferde, Pferde der Türken, Gottfrieds, Raimonds, Bohemunds, Roberts von der Normandie, Pferde aus allen Heeren – und würden sie tot trampeln.
    Dann müsste ihr jedenfalls nicht mehr der Zahnstumpf gezogen werden, wenn sie tot wäre. Was denke ich da? Was denkt man Seltsames, Unsinniges beim Sterben.
    Ganz nahe kam ein Ritter, galoppierte dicht an sie heran. Alice konnte ihn, den Kopf immer noch nach unten hängend, sehen, wie er die Lanze zum Stoß erhoben hatte.
    Der Türke fasste nach seinem Schwert, lockerte den Griff, nun würde er ihr den Kopf abschlagen, bevor er selber angegriffen würde.
    Alice bäumte sich auf, griff ins Leere, fasste sein Messer und rammte es in seine Wade.
    Mit seinem Ellenbogen stieß er sie vom Pferd.
    Alice prallte auf den Boden und verlor das Bewusstsein.

    *

    Bernhard hatte nachgedacht. Alice musste eine Stellung im Heer erhalten, die es ihr ein für alle Male verbot, sich selbstständig zu machen und davonzulaufen. Er hätte Martin am liebsten den Hals umgedreht, dass er sie nicht von ihrem Vorsatz abgehalten hatte, mit Bohemunds Heer mitzuziehen. Der Kerl hatte natürlich die Gefahr unterschätzt. Jetzt nach der Schlacht machte das Wort die Runde, die Türken müssten als das tapferste und edelste Volk

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