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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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gewechselte Kleidung nicht schon wieder durchnässt war. Bernhard ließ sich von einem Bediensteten melden, er hoffte, die Dame allein anzutreffen, was natürlich nicht der Fall war. Niemand war jemals allein. Es war eigentlich ein hübsches Bild, wie Emma von Hereford und Elvira, Gräfin von Toulouse, gemeinsam an dem Banner stickten und es ausbesserten, das der tödlich verwundete Bannerträger Adhémars so tapfer verteidigt hatte.
    Bernhard trat mit den Worten »Gott grüße Euch« ein und verneigte sich.
    Die Damen erwiderten seinen Gruß, dem Humberge, ebenfalls auf Fränkisch, ein »Willkommen« hinzufügte.
    Die hohen Frauen blickten Bernhard abwartend an.
    »Es sind harte Zeiten«, begann er. »Schon nach Weihnachten ist das Lager des ruhmreichen Heerführers Raimond von Toulouse«, er wandte sich an Elvira, die Ehefrau des Grafen, »von den Türken überraschend angegriffen worden. Und nur die Umsicht und Tapferkeit Eures Gatten hat sie in die Flucht schlagen können, sodass das Volk Gottes ihm auf ewig dankbar sein wird.«
    Die Dame lächelte.
    »Nun, auch Euch gebührt Ruhm«, ergriff Humberge das Wort. »Mein Ehemann Walo von Chaumont-en-Vexin erzählte mir, Ihr habt mit ihm zusammen auf der Steinernen Brücke in der ersten Reihe gekämpft, ohne auf Euer Leben zu achten.«
    »Es war ein großer Sieg«, sagte er bescheiden, das Lob von sich abwehrend.
    »Leider kein vollständiger«, erwiderte sie.
    »Eben deshalb komme ich. Ich trage Sorge um eine Pilgerin, Alice aus Passau. Sie war die Gesellschafterin Godvere di Tosnis.«
    »Ich beklage meine Cousine jeden Tag und bete für ihre Seele«, erwiderte Emma von Hereford. »Doch aus welchem Grund bittet Ihr ausgerechnet für diese junge Pilgerin?«
    »Ich habe wohl leichtsinnigerweise noch in Konstantinopel Alice einmal das Versprechen gegeben, dass ich sie, solange sie mir vertraut, lebend nach Jerusalem bringe. Als Ritter halte ich mein Wort. Und deswegen stehe ich hier.«
    »Wohl doch eher, weil das Mädchen schwanger ist. Sie erwartet ein uneheliches Kind, so hört man«, ließ sich nun Elvira, die Gräfin von Toulouse, vernehmen.
    Du Aas, dachte er. Bist selber die illegitime Tochter König Alfons’ VI. – und dein Ehemann hat überdies einen unehelichen Sohn.
    Nach außen hin lächelte er gewinnend.
    »Es scheint mir, Jerusalem braucht dringend jeden neuen Christenmenschen. Und außerdem habe ich noch niemals von einem Priester gehört, Adam und Eva wären verheiratet gewesen, obwohl Gott der Frau das Schicksal und die Bestimmung auferlegt hat, unter Schmerzen Kinder zu gebären.«
    »Dann wollen wir dieser Bestimmung Gottes nicht entgegenstehen«, entschied Humberge. »Sofern es einmal zu einem Angriff der Ungläubigen auf unser Lager kommen sollte, befindet sich die Euch Anvertraute unter meinem Schutz.«
    Bernhard dankte, grüßte und machte sich schnellstens auf zu Alice.
    Er fand sie schlafend, während Martin und Theresa in der kurzen Zeit, die ihnen bis Mitternacht blieb, nachzuholen versuchten, was beim öffentlichen Beischlaf zu kurz gekommen war. Erschreckt deckten sie sich zu.
    Bernhard setzte sich zu Alice auf die Decke, weckte sie behutsam und teilte ihr mit, sie solle sich im Falle eines Angriffs in das Zelt Humberges von Le Puiset flüchten.
    Alice sah ihn verständnislos an.
    »Ich darf darüber Näheres nicht sagen. Alice, bring meinen Sohn nicht in Gefahr. Versprich mir das.«

    Das war nicht der letzte Gang, den Bernhard in dieser Nacht tun musste oder von dem er annahm, dass er nötig sei. Der unangenehmste stand ihm noch bevor: Ein Besuch bei seinem Vater.
    Es war einfach so, dass Bernhard seinen Vater mied, sich in seiner Gegenwart unwohl fühlte, wie zurechtgewiesen, obwohl der Ältere allen Grund gehabt hätte, stolz auf seinen Sohn zu sein.
    Er ist zu streng, zu starrsinnig, überlegte Bernhard.
    Das war es. Sein Vater konnte nicht selbstvergessen spielen wie ein Kind.
    Sein Vater verabscheute die Spiele, die er selbst so sehr schätzte.
    Fangen, blinde Kuh, Verstecken, Rätselraten. Wer sich aber nicht dem Spiel hingeben kann, der gibt sich auch dem Kampf nicht hin. Bernhard schüttelte unwillkürlich den Kopf. Das allein aber war es nicht, was ihn von seinem Vater trennte. Es war etwas Unerklärbares, das zwischen ihnen stand und das Bernhard nicht benennen mochte.
    Wiederum fühlte Bernhard, wie seine Füße nass wurden vom aufgeweichten Boden des Lagers. Nur Schlamm und Dreck und Morast, dachte er, während er

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