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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Heil und Segen.‹
    Kaufmannstochter, dachte er verächtlich. Niemand, keiner der Adeligen, käme auch nur im Leisesten auf eine solche Vorstellung, sich eine Frau so niederen Standes als Eheweib im Entferntesten vorzustellen.
    Bernhard richtete sich auf. Kampf war seine Passion, Kampf war ihm weitaus gemäßer denn Liebe.
    Er blickte sich um. Und tatsächlich, da erschien schon wie gerufen der Bote des Krieges. Aus dem Rauch der vielen Feuer trat Eduard, ein Page des Herzogs Gottfried von Bouillon, grüßte ehrerbietig und flüsterte, der Ritter Bernhard von Baerheim möge ihm folgen. Ohne Alice noch einen Blick zuzuwerfen, ließ Bernhard die junge Frau vor seinem Zelt stehen.
    Im Gehen auf engen Wegen zwischen den Zelten und Pferden, dem Gewühl der Pilger wunderte sich Bernhard, dass Gottfried einen Pagen, der fast noch ein Kind war, mit einem offenbar wichtigen Auftrag schickte. Als sie aus der Sichtweise Alice’ waren, flüsterte der Junge, die Ritter sollten sich an einem geheimen Ort treffen. Niemand, wirklich niemand dürfe davon erfahren. Bernhard nickte. Die Gefahr, verraten zu werden, war groß, denn überall lauerten als Händler verkleidete Kundschafter Yaghi-Siyans, die dem Kommandanten verrieten, wann sich Pilger auf der Suche nach Nahrung vom Lager entfernten. Gerade neulich war Ludwig, der Archidiakon von Toul, mitsamt seiner Schar von Klerikern und Laien in den Bergen niedergemetzelt worden.
    Angst hatte sich ausgebreitet, sich auch nur ein kurzes Stück vom Lager zu entfernen. Angst nun, Furcht, Gedrücktheit lasteten auf den Menschen, die hungrig um ihre Töpfe herum hockten, in denen sich fast nichts anderes befand als Wasser. Herzog Gottfried von Bouillon hatte angeordnet, dass alles, was nur irgend essbar erschien, in diese Wasserplörre hineingegeben werden sollte. Hunger lag auf ihren Gesichtern, wie sie da standen in ihren nassen Kleidern, die meisten mit Decken, die sie um sich geschlungen hatten. Hunger und Kälte, Erschöpfung und Krankheit und nun ein türkisches Heer, von dem sie nicht einmal eine Ahnung hatten, wie groß es war! Es mussten Tausende sein. Wie hatte der Bischof von Le Puy gesagt, die bis dahin verfeindeten heidnischen Fürsten hätten sich verbündet, um mit einem gewaltigen Schlag das Heer Gottes anzugreifen und zu vernichten. Ja, ihre eigenen Späher hatten erkundet, dass es ihr Ziel war, alle Pilger, auch die unbewaffneten, zu töten und ihnen die Köpfe abzuschneiden.
    »Ich muss noch andere Ritter benachrichtigen«, flüsterte der Junge und verschwand in der Menge.

    Lautlos, in tiefster Dunkelheit, schlich sich Bernhard zu dem bezeichneten Kastell. Es war erst kürzlich nach dem Hinschlachten des Archidiakons und seiner 300 Begleiter errichtet worden, um zu verhindern, dass die türkische Garnison die Stadt auf der den Bergen zugewandten Seite verlassen, Boten schicken und Nahrungsmittel von draußen erhalten konnte.
    In der Schwärze der Nacht nahm Bernhard bisweilen schemenhaft die Gestalten anderer Ritter wahr, die sich, ohne irgendein Wort zu sprechen, auf das in den Felsen gelegene Kastell zubewegten.
    Erst dort, wo die feindlichen Wachposten auf der Befestigungsmauer Antiochias keinen Einblick mehr hatten, brannten Fackeln. Auf einem Felsvorsprung stehend, erwarteten die Heerführer und der Legat des Papstes die Ritter.
    Bernhard erschrak, so wenige kampffähige Ritter waren sie nur noch! Schweigend standen die Männer da, niedergedrückt und zugleich kampfbereit.
    »Ihr allerchristlichsten Männer«, hob der Legat an. »Ihr habt gehört, dass die Heiden von allen Seiten sich zu vielen Tausenden vereinigt haben. Sehen wir es klar, die türkischen Truppen sind ausgeruht, sie haben Pferde wie der Feuerwind und wenn sie nicht Ungläubige wären, dann wären sie die vollendeten Krieger. Wir aber sind geschwächt von Hunger, Kälte und Krankheit und unendlichen Mühsalen.«
    Tausende? Und ihrer waren so wenige, viele besaßen kein Pferd mehr, und die wenigsten Pferde taugten zum Kampf. Auf Maultieren und Eseln müssten etliche Ritter in den Kampf reiten.
    »Unser Plan ist folgender: Noch heute um Mitternacht versammeln wir uns bei der Schiffsbrücke. Alles Weitere werdet Ihr dann in den Morgenstunden erfahren.
    Folgende Ritter dürfen den ersten Angriff auf den Gegner führen. Sie mögen sich mit kampffähigen Pferden versorgen.«
    Namen wurden aufgerufen. Bernhard horchte angespannt. Wenn er nun nicht zu diesen Auserwählten gehörte, die den besonders riskanten

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