Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
sich auf Bernhard. Er war etwa gleich groß, gleich alt, von gleicher Kraft und Geschicklichkeit, wie ein Tänzer. Sie kämpften gegeneinander mit dem Schwert, das der andere vollendet beherrschte. Endlich ein Zweikampf, dachte Bernhard. Dieser Gegner war nur durch List zu überwinden. Berechnend täuschte Bernhard einen Schlag zum linken Oberkörper seines Gegners vor. Als dieser parierte und seine Brust schützen wollte, drehte Bernhard windesschnell sein Schwert und versetzte dem Mann einen Schlag mit der kurzen Scheide in den Magen. Der andere kippte nach hinten. Bernhard schlug ihm sein Schwert ins Gesicht, sprang auf sein Pferd. Kurz stellte er sich im Sattel auf, um von diesem erhöhten Standort aus das Schlachtgeschehen zu überblicken.
Sie werden fliehen, dachte er.
Ridwans Heer begann sich aufzulösen. Aus den vorderen Linien drängten seine Krieger nach hinten, andere, mutigere Männer zwängten sich durch das Gewühl aus Pferden und Schwertern und Lanzen nach vorn. In diesem Gedränge sah Bernhard plötzlich Martin, wie dieser einen Feind niederstach. Neben ihm tauchte sein Vater auf, dem das Blut in den Mundwinkel tropfte.
»Vater!«, rief Bernhard. Er erhielt keine Antwort, schon war dieser kämpfend in der Menge verschwunden. Doch dieses Zögern war nicht unbemerkt geblieben, einer von Ridwans Soldaten griff Bernhard an, ein Schlag mit dem Schwert traf ihn am Rücken. Bernhard fühlte den Schmerz, dessen ungeachtet, drehte er sein Pferd im Stand und griff seinerseits den Mann an. Der Gegner stürzte. Bernhard warf sich zur Seite und schlug dem Mann die lange Schneide seines Schwertes ins Gesicht. Aus der Rille seines Schwertes rann das Blut.
Neben ihm tauchte Herzog Gottfried auf, Pferd und Reiter von Schlamm und Blut bespritzt.
»Wir siegen!«, rief er Bernhard triumphierend zu.
Wie auf ein Stichwort ertönte über dem Schlachtfeld das Trompetensignal zum Rückzug, die Banner Ridwans wurden heruntergeholt. Sie würden besonders verteidigt, falls die Christen es wagen sollten, sie rauben zu wollen. Dass die dargestellten Löwen und Adler in die Hände der Feinde gerieten, diese Schmach wollte sich Ridwan ersparen.
Ridwan flüchtete, sein Schwiegervater, der Emir von Hama, ergriff die Flucht sowie auch sein Vetter Soqman und mit ihnen ihre Heere. Mit Genugtuung beobachtete die ägyptische Delegation, dass keiner von ihnen nur im Entferntesten daran dachte, Yaghi-Siyan in Antiochia zu Hilfe zu kommen.
Lachend, triumphierend und sich das Blut aus den Gesichtern wischend, zogen die Ritter mit groben Worten darüber her, wie ihre Feinde zurück nach Aleppo flohen.
Das Schlachtfeld war vom Feind verlassen. Herrenlose Pferde liefen zwischen den Verwundeten und Leichen umher. Die Ritter saßen ab, rieben sich Hände und Nacken, schätzten aufgrund ihrer Erfahrung ab, wie hart die Schwertschläge des Feindes sie getroffen hatten und ob ein Arm nur verstaucht oder gebrochen war. Die Heerführer standen zusammen und berieten das weitere Vorgehen. Bohemunds kräftige, weit tönende Herrscherstimme gab auf Lateinisch den Befehl, den am Boden liegenden besiegten Feinden die Köpfe abzuschlagen, ihre Pferde einzufangen und so schnell wie möglich zum Lager zurückzukehren. Es gelte, der Garnison in Antiochia Angst einzujagen.
Angst erfasste auch Bernhard, erdrückte ihn beinahe, Furcht um Alice. Eine Schwangere, sie würde nicht verschont, wenn Yaghi-Sihan inzwischen einen Ausfall aus Antiochia gemacht hatte! Wie lange würden die Fußsoldaten seinem Angriff standhalten können? Alice, tot? Bernhard zuckte zusammen. Er musste wohl oder übel den Befehl ausführen.
Trotz Bohemunds Bitte um Verständnis fand Bernhard das Kopfabschlagen unter seiner Würde, vor allem widerte es ihn an. Er verabscheute Blut und Dreck.
Am Boden klagte ein Mann. Als Bernhard seine Pflicht erfüllte, empfand er nichts dabei, auch keinen Hass, nur Ekel. Krieg war Krieg. Läge er am Boden, der Türke würde ihm mit derselben Gelassenheit den Kopf abschlagen. Pech hatte, wer unten lag. Das war alles, das war überall so. Durch das Schwert umzukommen, war das gewöhnliche Los des Ritters, wie es das der Frau war, bei irgendeiner Geburt zu sterben.
Bernhards Blick fiel auf Martin. Ohne darüber zu sprechen, schien der Junge, der er in Bernhards Augen trotz der Hochzeit immer noch war, den Befehl zu verweigern, er kümmerte sich um die Verwundeten, die christlichen.
Ausgerechnet er, der Einzige, der hier nicht rein adeliger
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