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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Abstammung und dazu noch illegitim war, weigerte sich, Leblose zu köpfen. Natürlich, Alice hatte es ihm erzählt, Martins Schwert sei an das Gebot gebunden, niemals Wehrlose zu töten. Aber auch darauf hatte jeder der Ritter hier bei seiner Schwertleite einen Eid abgelegt. Vier Köpfe, dachte er, vier Köpfe sind genug.
    Bernhard warf Martin einen missbilligenden Blick zu, der vor allem dem galt, der der geheimnisvolle Auftraggeber dieses Schwertes war. Allzu viele Fürsten kamen als Vater nicht in Betracht und noch viel weniger solche, die so zimperlich waren. Bernhard war die Lust gänzlich vergangen. Er brachte seine Köpfe zu dem Haufen, der angesammelt wurde. Von Weitem kamen Ritter, um ihre Beute abzulegen. Neben dem Berg von Köpfen standen die ägyptischen Delegierten mit Bohemund im Gespräch, das Ritter Herluin, der sowohl fließend Persisch als auch Arabisch sprach, übersetzte. Kurze Zeit später bliesen die Hörner zum Aufbruch, die Ritter banden die Köpfe an ihrem Sattelzeug fest. In Hetze ging es zurück zum Lager.
    Sie hatten die Eiserne Brücke schon hinter sich, als Bernhard neben Herluin ritt und ihn fragte, was denn die ägyptische Delegation von Bohemund wollte.
    »Köpfe«, antwortete der andere. »Sie wollen sie einsalzen und als Siegeszeichen mit nach Ägypten nehmen.«
    »Appetitlich«, antwortete Bernhard. »Ich dachte, Muslime dürften nicht gegen Muslime Krieg führen.«
    »Genauso wenig wie Christen gegen Christen kämpfen dürfen.«
    Die beiden Männer lachten.

    Kaum hatte Bernhard das heimische Lager erreicht und kaum hatte die türkische Garnison von Antiochia ihren Irrtum erkannt, dass nicht das siegreiche Heer Ridwans von Aleppo, sondern die Christen auf schnellen erbeuteten Pferden herangeritten kamen und ihre Banner mit den Löwen und Adlern triumphierend im Wind flattern ließen, kaum also war die Garnison, die eben noch mit Trompetenfanfaren einen Ausfall unternommen hatte, zurück hinter die sicheren Stadtmauern geflüchtet, da war Humberge von Le Puiset, die Ehefrau Walos, auf ihn zugestürzt: »Ritter von Baerheim, wo ist mein Mann? Ihr habt Seite an Seite mit ihm gekämpft.«
    Die hohe Frau hatte Bernhards Zaumzeug erfasst und sah flehentlich zu ihm hinauf.
    Bernhard stieg vom Pferd, verbeugte sich vor ihr und antwortete:
    »Madame, Graf Walo II., Konstabler Philipps, des Königs von Frankreich, ist im Kampf gefallen.«
    Sie hatte Bernhard fassungslos angesehen, dann aber mit klarer, bestimmter Stimme gefordert: »Bringt mich zu ihm auf das Schlachtfeld!«

    Und nun stand er vor dem Zelt Humberges und sah, wie Ritter und Fußsoldaten zum Plündern auszogen, während er von dieser Frau nicht wegkam. Humberge hielt das Haupt ihres Mannes fest an ihre Brust gedrückt und fauchte ihn an, als er ihr den Kopf abnehmen wollte. Bernhard bat Alice, Martin zu suchen, der wiederum den Bischof Adhémar von Le Puy bitten sollte, ihm beizustehen.
    Martin musste warten, bis der Bischof die Messe für die Toten zelebriert hatte. Dann jedoch war er bereit, die vor Schmerz Wahnsinnige zu beschwichtigen. Eindringlich ermahnte Bischof Adhémar sie, den Kopf freizugeben, damit Körper und Haupt zusammen auferstehen könnten.
    Ein Zittern lief über ihr Gesicht, endlich gab sie nach.
    Bernhard nahm den Kopf und hielt ihn so, dass der Helm der Frau zugewandt war, das Gesicht aber ihn mit noch immer weit aufgerissenen Augen anstarrte.
    Er merkte wider Erwarten, dass ihm das Haupt dieses Toten Furcht und Übelkeit einjagte. Er schluckte es hinunter, nahm den Zügel des Pferdes, auf dem der Körper Walos noch immer, in eine Decke gehüllt, festgebunden war, und ging, den Kopf unter dem linken Arm, die Zügel in der rechten Hand, langsamen Schrittes zu dem Ackerstück, das den Christen als Begräbnisplatz diente. Walos Kopf schien unter seinem Arm zu schrumpfen.
    Warum trockneten Tote nur so schnell aus? Bernhard schüttelte sich vor Ekel.
    Nur endlich diesen Leichnam loswerden und dann zu Alice.

    Die saß, als hätte sie ihn schon erwartet, auf ihrem Bett und sah ihn verschmitzt lächelnd an.
    »Mach Wasser heiß!«, forderte Bernhard, während er das Zelt hinter sich schloss. »Ich muss mich waschen.«
    »Schon geschehen«, erwiderte sie. »Ich dachte nicht, dass Ihr in den kalten Orontes springen und Euch zu guter Letzt noch von einem herumlaufenden Türken abschießen lassen wolltet. Seife liegt bereits daneben. Ein sauberes Handtuch auch.«
    Ein Wunder, dachte er und beugte sich nach vorn,

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