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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Fleisch trotzdem gegessen. Maries Freier ist ein Herr von hohem Stand.«
    Bei diesen Worten verlor Kaspar seinen demütigen Gesichtsausdruck und blickte Bernhard herausfordernd an. Bernhard bemerkte den Blick und fragte scharf:
    »Was willst du damit andeuten?«
    »Nein, nein. Nichts. Marie hat uns niemals wieder etwas abgegeben und ist sehr hochmütig geworden wegen des Herrn, der sie umwirbt. Mit Marie habt Ihr nichts zu tun. Ich wollte nur sagen, dass ich Euch bitten möchte, meinem Bruder Gerard und meiner Schwester Anne zu helfen. Wir sind nur drei.«
    Drei mehr, für die er sorgen müsste. Bernhard überschlug seine Geldmittel, die knapp zu werden begannen, wenn er auch noch keine Schulden hatte aufnehmen müssen wie so mancher Ritter.
    »Deine Familie steht in nicht sehr gutem Licht da und ich habe den Eindruck, dass du mir das verheimlichen wolltest.«
    »Ach, Herr. Helft uns, damit wir nicht verhungern. Denkt an meine Schwester Anne, sie ist wirklich gut, und meinen kleinen Bruder.«
    »Sag mir, was für dich spricht.«
    »Ich bin ehrlich und stehle nicht.«
    »Noch nie gestohlen?«
    Kaspar schwieg.
    »Kannst du mir ein Beispiel geben, dass du ehrlich sein kannst?«
    »Ja. Gestern Nacht haben die Ungläubigen ihre Toten auf dem mohammedanischen Friedhof vor den Toren Antiochias beerdigt. Unsere Heerführer haben sie gewähren lassen, ohne sie anzugreifen. Heute Morgen haben wir die Leichen ausgegraben und ihnen ihren Schmuck abgenommen. Ich habe nichts davon behalten, keinen Silberring, gar nichts. Ich habe alles für die Kriegskasse des Grafen Raimond abgegeben.«
    Bernhard überlegte. Sein Bursche war erst wochenlang krank gewesen und dann vom Pferd gefallen. Seitdem hinkte er. Bernhard könnte einen zweiten Burschen ganz gut gebrauchen. Anne könnte Alice beim Wassertragen helfen oder sonst bei schwerer Arbeit.
    »Warum bittest du nicht den Grafen Walter von Poissy?«
    »Ich glaube, er ist auf meine Familie nicht gut zu sprechen«, antwortete Kaspar wahrheitsgemäß.
    »Also«, sagte Bernhard. »Ich sorge dafür, dass du und deine beiden Geschwister nicht verhungern. Jedoch nicht umsonst. Dafür musst du mir Dienste leisten, die du unverzüglich und ohne zu murren auszuführen hast. Wenn du lügst oder stiehlst, werde ich dich bestrafen.«
    Kaspars Gesicht verlor den abwartenden, demütigen Ausdruck, er lächelte erleichtert und stolz. Der neue Bursche warf sich vor Bernhard nieder und wollte ihm vor Freude und Dankbarkeit die Hand küssen.
    »Diese Demutsbezeigungen sind nicht nötig«, wies Bernhard ihn zurecht.

    *

    Es war Alice unerträglich heiß. Der Schweiß rann ihr zwischen den Brüsten den unförmigen Bauch hinunter. Das Kleid klebte am Rücken. Die blonden Locken fühlten sich fettig an und am Haaransatz juckte es, sodass sie das fortwährende Kratzen nur schwer unterdrücken konnte.
    Läuse. Wohl kaum. Schließlich suchten sie und Bernhard sich fast täglich abends nach Nissen und Läusen ab. Allerdings nun gerade nicht. Seit einer Woche nicht, seitdem er mit drei befreundeten Rittern zum Mittelmeer geritten war, um zu schwimmen. Alice packte Bernhards wattierte Jacke zur Seite, die zu flicken er ihr aufgetragen hatte. Mühsam erhob sie sich von ihrem Bett und ging zu dem Tisch, um sich aus einem Krug einen Becher Wasser einzuschenken. Es schmeckte schal und war viel zu warm. Während Alice stand und trank, fühlte sie, wie ihr Kind mit aller Kraft nach unten drückte. Sie hatte ein wundes wie offenes Empfinden am Muttermund. Theresa meinte, das Kind könne nun stündlich kommen.
    Und Bernhard war nicht da.
    Ihre Mundwinkel zogen sich böse nach unten, während sie sich wieder setzte und die Näharbeit aufnahm. Er wusste genau, wie ungern sie nähte, obwohl sie nun Windeln genug angefertigt hatte und Bänder, in die das Kind vom Hals bis zu den Füßen gewickelt würde. Ausdrücklich hatte Bernhard gefordert, er erwarte, dass sein Gamboison wie neu wattiert sei, wenn er wiederkomme.
    Aber Bernhard kam nicht. Entweder die Türken hatten ihn geschnappt und er war verwundet, in Gefangenschaft geraten oder tot. Wahnsinnig, leichtsinnig war es, ohne triftigen Grund das Lager zu verlassen. Nur um zu baden. Oder aber er vergnügte sich. Auch letztere Vorstellung war nicht gerade erheiternd. Bernhard vergnügte sich, während sie sein Kind gebar. Er kümmerte sich nicht darum, dass sie oder das Kind und gar beide sterben könnten. Er schwamm, ließ sich von den Wellen treiben und genoss seinen

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