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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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betrunken oder Streit angefangen haben, jagen gegangen oder sogar zu einer Magd gegangen sind. Nur um dieses Gefühl der Ohnmacht nicht ertragen zu müssen.
    Nimm es Bernhard nicht übel, dass er geflüchtet oder sagen wir, fortgeritten ist. Schwimmen ist seine Leidenschaft und es ist wirklich unerträglich heiß hier.«
    Alice legte ihr Gesicht in ihre Hände und schluchzte: »Wenn es nur das wäre!«
    »Lass dich trösten, lass dich umarmen. Auch das ist nicht so schlimm, wie du denkst.«
    »Woher weißt du, was ich denke?«
    »Weil es das Übliche ist. Überlege mal. Ich halte Bernhard für einen Mann, der sich an Regeln hält. Er würde also niemals in Friedenszeiten ein Dorf überfallen und plündern, selbst wenn er in Not wäre.«
    »Ich versteh dich nicht. Was hat das mit mir zu tun?«
    »Genauso ist es mit der Liebe. Mindestens drei Monate vor der Geburt durfte er dich nicht anrühren. Und hat es sicher auch nicht. Davor war die Fastenzeit. Und dazu noch die vielen Wochen nach der Geburt, je nachdem, ob es ein Junge oder Mädchen wird, also bis zu deinem ersten Kirchgang, darf er dich auch nicht bedrängen. Hast du dir schon einmal überlegt, wie viele Monate Enthaltsamkeit du dem Mann aufzwingst?«
    Alice dachte nach. Das war fast ein ganzes Jahr.
    »Bernhard verhält sich dir gegenüber sogar sehr rücksichtsvoll.
    Niemals geht er zu den Frauen am Rande des Lagers, von denen es heißt, dass sogar Türken sie heimlich aufsuchen. Bernhard nimmt sich auch keine andere Frau aus deiner Nähe. Sagen wir es einmal direkt. Er treibt es nicht mit einer anderen vor deinen Augen.
    Also, Alice, fass dir ein Herz. Nimm es Bernhard nicht übel, wenn er sich mal befreien musste. Wobei du noch nicht einmal weißt, ob er es getan hat. Und wenn, dann ist es nur irgendeine Frau, die er sofort wieder vergisst.
    Auf jeden Fall, Bernhard kommt zu dir zurück und dann ist alles gut und er freut sich über seinen Sohn und ist stolz auf ihn und auf dich.«
    »Martin würde dir niemals solches Leid antun«, sagte Alice leise. »Er hat auch ein Schwert und ist in jedem Kampf dabei.«
    »Hör auf zu murren und zu klagen. Komm lieber endlich aus diesem Zelt raus. Es ist ja schrecklich stickig hier. Das ist auch nicht gut für das Kind. Ich wollte dich sowieso fragen, ob du mit mir zu dem Obstgarten beim Herzogtor gehst. Der Garten soll wie ein Wald bewachsen sein, richtig kühl und schattig und angenehm. Adalbero, du weißt, der Sohn des Grafen Konrad von Luxemburg, und ich wollen da eine Partie Würfel spielen. Eigentlich hatte sich Martin mit ihm verabredet, aber Martin hat keine Zeit, weil Bischof Adhémar ihm Briefe diktieren will. Es wäre mir sowieso lieber, du kämest mit. Ist doch sonst irgendwie merkwürdig, auch wenn Adalbero Kleriker und Archediakon der Kirche von Metz ist.«
    Alice wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    »Warum denn nicht? Bitte, mir zuliebe. Endlich können wir aus diesem stinkigen Lager einmal raus. Seitdem wir vor den Toren Antiochias Festungstürme gebaut haben, sind wir vor ihren blutigen Überfällen sicher. Da kommt keiner mehr rein und keiner mehr raus. Bitte.«
    »Ich kann mich irgendwie nicht entschließen. Der Weg ist mir auch zu weit.«
    »Weit? – Überleg einmal. Wenn nun tatsächlich die Wehen einsetzen, bin ich bei dir und kann dir sofort beistehen.«
    »Theresa, du hast ja recht. Aber. Wenn Bernhard heute zurückkommt. Das könnte doch sein …«
    »Dann würde sein neuer Bursche Kaspar dich ganz schnell holen. Aber gut, ich merke, du willst wirklich nicht. Dann setz dich jedenfalls vor das Zelt in den Schatten. Ewig wird dieses Würfelspiel auch nicht dauern. Und wenn was ist mit der Geburt, schick nach mir. Ich komme sofort.«
    Damit erhob sich Theresa, sie drehte sich beim Zelteingang nach Alice um, machte ihrer Freundin ein Zeichen, dass Alice endlich nach draußen gehen sollte, und verschwand.
    Einen Augenblick saß Alice gedankenverloren auf ihrem Bett, dann raffte sie sich auf, nahm das Nähzeug mit und einen Schemel und setzte sich in den Schatten. Die Watte zum Füttern und seine Jacke lagen unberührt in ihrem Schoß.
    Alice starrte auf eine Gruppe von vier- bis fünfjährigen Jungen, die Steine in eine Sandmulde gelegt hatten und nun mit einem Kieselstein darauf zielten.
    Sie atmete schwer. Etwas lag bedrückend auf ihrer Seele – die Beichte. Schon seit Tagen schleppte sie sich damit herum, dass sie endlich wahrheitsgemäß und ohne etwas zu verschweigen beichten müsste.

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