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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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sie ja schließlich erst einmal finden. Es gab ja viele Büsche und Sträucher im Obstgarten und dann musste Theresa auch erst den weiten Weg zurücklaufen. Vielleicht holte sie auch noch den Gebärstuhl ab, den sie am Vormittag verliehen hatte. Allerdings mit der Bedingung, dass sie ihn sofort wiederbekäme, wenn bei Alice die Wehen einsetzten. Also kein Grund zur Sorge. Nur keine Aufregung. Bleib ruhig, Alice, forderte sie sich auf, als sie sich auf ihr Bett legte. Bleib ruhig.
    Alice legte die Hände auf ihren Bauch, die Spannung ließ einen Augenblick nach. Dann kam schon die nächste Wehe. Wer hatte gesagt, dass das nicht weh tue? Niemand hatte das gesagt. Aber mit diesem Schmerz hatte Alice nicht gerechnet.
    Alice faltete ihre Hände und fing an zu beten. Stoßweise stammelte sie die Wörter hervor. Sie betete zur Mutter Gottes und zu Margarete, der Schutzheiligen der Gebärenden.
    Theresa kam nicht. Wieso kam Theresa nicht? Jetzt musste sie längst hier sein, selbst wenn sie den Gebärstuhl der Kreißenden unter dem Hintern weggezogen hatte. Was denke ich denn. Vielleicht liegt es daran, dass Theresa natürlich während der Geburt der Frau nicht den Stuhl wegnehmen konnte. Sicher wartete Theresa, bis diese ihr Kind geboren hatte. Schließlich begann ja bei Alice erst die Entbindung.
    Aber Theresa könnte doch immerhin jemanden schicken, der Alice benachrichtigen würde. Kein Wort. Kein Zeichen von Theresa.
    Das konnte sie sich von ihrer Freundin gar nicht vorstellen, dass Theresa sie während einer so schweren Stunde allein, so im Stich ließe.
    Alice stöhnte auf, vor Kummer und vor Schmerz. Jedenfalls brauchte sie unbedingt eine Frau, die ihr bei der Geburt half.
    Unsinn, im nächsten Augenblick wäre Theresa da und alles würde gut. Es wäre doch töricht, irgendeine Frau zu bitten. Bloß weil die mehrere Kinder geboren hatte, wusste sie noch lange nicht, wie man einer Gebärenden beisteht. Es wäre auch unhöflich, misstrauisch gegenüber Theresa zu sein. Nein, es gab einen wirklichen Grund, dass Theresa nicht kam, und die Freundin würde es ihr später erklären.
    Also, jetzt kam sie wirklich – sicherlich.
    Und überhaupt ein Priester, sie hätte Anne beauftragen müssen, auch einen Geistlichen zu holen. Warum hatte sie das unterlassen? Jetzt war es zu spät. Nein, es war nicht zu spät. Sie musste irgendwas tun, sich zumindest bemerkbar machen.
    Alice richtete sich auf. Draußen hörte sie Stimmen, Männerstimmen, aufgeregtes Rufen.
    Sie hörte einen Namen. Adalbero. Wieder dieser Name: Adalbero.
    Alice schleppte sich gekrümmt aus dem Zelt. Sie sah Männer in Kettenhemden, Graf Konrad von Luxemburg jagte im Galopp an ihr vorbei, sodass er die aus dem Zelt tretende Frau fast über den Haufen geritten hätte.
    »Was ist los?«, schrie Alice aufgeregt.
    Sie erhielt keine Antwort. Niemand befand es für nötig, ihr zu antworten. Die Männer ritten oder liefen einfach fort.
    Eine alte Frau, die gebeugt mit einem Büschel Reisig an ihrem Zelt vorbeihinkte, blieb stehen, sah Alice an und sagte: »Adalbero ist tot. Ermordet. Im Obstgarten.«
    Alice fasste sich an ihr Herz. Es war ihr, als bräche sie zusammen, als fiele sie in Ohnmacht. Doch sie blieb gekrümmt vor der Frau stehen und rief: »Und Theresa?«
    »Von einer Frau weiß ich nichts. War denn auch eine Frau im Obstgarten?«, fragte diese und schlurfte weiter.
    »Hilfe!«, schrie jetzt Alice, was zumindest dazu führte, dass die Frauen vor ihren Zelten sich nach ihr umblickten. »Sie hat die Wehen!«, rief Johanna, die das benachbarte Zelt bewohnte. »Komm, Kindchen. Ist keine Frau bei dir?«
    »Wo ist Theresa?«
    »Komm erst mal ins Zelt. Ich habe sechs Jungen geboren und zwei Mädchen. Ich kann das schon. Deine Theresa kommt bestimmt gleich.«
    »Aber Ihr kennt sie doch. Theresa hat zusammen mit mir hier gewohnt.«
    »Ja, ja, das ist die, die zu dem jungen Herrn gezogen ist, zu dem Sekretär von Bischof Adhémar. Ein hübsches Ehepaar.«
    Alice dachte, sie werde verrückt.
    Die Frau gebot Alice, sich auf das Bett zu legen. Myrrhe und was sonst noch gut sei, um den Muttermund zu öffnen, habe sie leider nicht.
    »Aber es geht schon auch so«, lachte sie. »Bisher ist jedes Kind herausgekommen. Und sei es durch den Kaiserschnitt.«
    Alice japste auf vor Not.
    »Nein, nein, Kindchen. Du bist noch jung. Das passiert bei dir nicht. Das passiert nur bei alten Frauen, jedenfalls meistens. Lass mal fühlen.«
    Die Frau fasste Alice unter den Rock und

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