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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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dir, Tod! Doch bevor ich sterbe, werde ich töten. Ein anderes letztes Wort an Euch fällt mir nicht ein. Verzeiht.
    Martin‹

    Martin verließ das Zelt, um den Brief noch rechtzeitig Stephan de Blois zu überreichen.
    Der hohe Herr stöhnte:
    »Ekelhaft, dieser süßliche Geruch «, und hielt sich mit spitzen Fingern die Nase zu. »Menschenfleisch!«, rief er empört aus.
    Martin zuckte die Achseln.
    »Ihr blickt so verständnislos? Wisst Ihr nicht, was hier vor sich geht? «
    »Bischof Adhémar hat mir seit den frühen Morgenstunden Briefe diktiert, die ich Euch hiermit überbringe«, entgegnete Martin.
    »Dann will ich es Euch sagen, was geschehen ist. Bohemund, dieser Barbar, hat alle Kriegsgefangenen heute in der Frühe hinrichten lassen und den Befehl erteilt, dass sie gewürzt werden wie Schweine und dann am Spieß gebraten.«
    Martin musste schlucken.
    »Warum?«
    »Warum? Warum? Höchstwahrscheinlich aus Grausamkeit. Was rede ich überhaupt mit Euch darüber.«
    »Natürlich. Hier, die Briefe des Legaten des Papstes. Es bitten Euch auch einige Ritter, Briefe an ihre Familien zu übermitteln. Es ist ebenfalls ein Brief von mir dabei an den Abt des Klosters Lichtenfels bei Passau in Bayern.«
    »Renard, nimm die Briefe«, befahl Stephan de Blois dem herbeieilenden Knappen.
    »Ihr wollt also bei dem Gemetzel im Lager bleiben. Ihr wisst, das ist der sichere Tod«, bemerkte Stephan de Blois, während er sich auf sein Pferd schwang.
    ›Nichts wünsche ich lieber‹, dachte Martin.
    Er verneigte sich höflich.
    »Alors, chevaliers!«, rief Stephan de Blois seinen Rittern zu. »Vite. Allons en France.«

    Martin sah der großen Schar der davonreitenden Männer nach. Doch noch während er da stand und eine ungewisse Frage sich in ihm regte, ob am Spieß gebratene Türken seinen Schmerz, seine Trauer, seine Verzweiflung und seinen Willen zur Rache irgendwie mildern könnten, stand plötzlich Alice neben ihm, den Jungen im Arm, und sah den abziehenden Pilgern Jesu Christi nach.
    »Ich dachte bisher immer, Stephan de Blois habe mehr Angst vor seinem Eheweib Adele als vor den Türken«, bemerkte Martin. »Sie ist schließlich die Tochter Wilhelm des Eroberers und sie zieht sicher den toten Helden dem lebendigen Feigling vor.«
    »Vor mir hast du dafür gar keine Angst«, erwiderte Alice in unfreundlichem Ton.
    »Wieso?«
    »Hast du an den Abt geschrieben?«, fragte sie scharf.
    Martin wandte sich ihr zu und erwiderte: »Ja, habe ich.«
    »Hast du etwas von mir geschrieben?«, hakte sie nach. »Hast du geschrieben, dass ich ein uneheliches Kind von Bernhard habe?«
    »Nein, so direkt nicht«, sagte er verlegen. »Ich habe geschrieben, dass du sehr mutig bist und mit deinem Kind im Lager bleibst.«
    »Du hättest mich fragen sollen, ob ich damit einverstanden bin. Schließlich hätte ich dies dem Abt mitteilen müssen. Er ist mein Onkel, auch wenn ich mir das nicht vorstellen kann. Trotzdem, er ist mein einziger naher Verwandter.«
    »Du hast ihm aber nicht geschrieben und morgen ist es zu spät.«
    »Da bin ich entweder tot oder werde als Sklavin verkauft. Das wolltest du doch sagen.
    Wart’s ab.«
    »Ich frage mich, warum lässt Bohemund die hingerichteten Kriegsgefangenen braten?«, überlegte Martin.
    »Es heißt, er habe das zur Abschreckung getan. Bohemund hat verkünden lassen, dass jeder Spitzel auf der Stelle getötet und gebraten würde. Welch einen Sinn sollte diese Warnung haben, wenn wir sowieso alle verloren sind. Bohemund ist listig, vielleicht hat er einen Plan.«
    »Wir werden sehen«, antwortete Martin. »Auf jeden Fall muss ich jetzt zu Bischof Adhémar und ihm melden, dass Stephan de Blois tatsächlich das Heer mit seinen Rittern verlassen hat.«
    Auf dem Weg dorthin fiel Martin die Stille im Lager auf, kein Gezänk, kein Geschrei, kein Lachen, selbst die Säuglinge schienen nur noch leise zu weinen oder zu winseln.
    Alle haben Angst vor dem Tod, dachte er.
    »Halt!«, rief die Wache vor Bischof Adhémars Zelt und versperrte Martin mit der Lanze den Zutritt.
    »Hier darf niemand hinein. Keinen Schritt weiter«, drohte der Soldat und drückte nun die Spitze der Lanze auf Martins Brust.
    »Ich bin Ritter und der Sekretär des Legaten des Papstes. Melde mich!«, forderte Martin in scharfem Ton.
    »Ich kann es mal versuchen«, antwortete der andere unerwartet gutmütig.
    Mühsam atmend stand Bohemund, die anderen Heerführer an Größe und Kraft weit überragend, mitten im Zelt. In der Hand hielt er eine

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