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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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betastete ihren Bauch. Dabei wirkte sie ernst und vertrauenswürdig.
    »Also, ich meine, das Kind liegt mit dem Kopf nach unten. Da brauchen wir es nicht zu drehen. Und die Öffnung ist schon ziemlich weit. Brav gemacht.«
    Für einen Augenblick spürte Alice so etwas wie Erleichterung.
    Da stürzte Martin ins Zelt.
    »Wo ist Theresa? War sie bei dir?«
    »Sie wollte, dass ich mit ihr zum Obstgarten komme.«
    »Und, ist sie dorthin gegangen?«
    »Ja, ich glaube ja.«
    »Mein Herr«, rief die Nachbarin. »Das ist eine Geburt. Nehmt Rücksicht.«
    »Was ist mit Theresa?«, rief Alice.
    »Sie ist fort. Im Garten liegen noch die Würfel und das Brettspiel. Adalbero haben die Türken enthauptet. Von Theresa fehlt jede Spur.«
    »Nimm dich zusammen!«, rief die Frau. »Du darfst nicht in Ohnmacht fallen. Da, ich sage es doch. Ich sehe den Kopf des Kindes.«
    Martin schrie. »Du bist sicher, dass Theresa in den Obstgarten gegangen ist? Sag mir die Wahrheit, Alice!«
    »Junger Mann, nun nehmt Euch mal zusammen«, wies ihn die Frau zurecht.
    »Ich habe ihn. Ich habe den Kopf. Die nächste Wehe. Ihr«, sie wandte sich an Martin, »drückt mit ganzer Kraft das Kind nach unten. Nein, das kann die junge Frau nicht allein. Also, vom Busen an nach unten drücken. Aufgepasst, die nächste Wehe. Das schaffen wir. Nur keine Angst. Mit ganzer Kraft das Kind rausdrücken. Jetzt! Ich habe den Kopf, nein, ich krieg ihn zu fassen. Jetzt. Drücken! Drücken!«
    Alice spürte, wie das Kind aus ihr herausgezogen wurde. Es ging ganz schnell und dann erschallte ein Weinen. Das Kind weinte. Die Frau legte ihr das nasse, glitschige Kind an die Brust.
    »Gut gemacht«, lobte sie. »Es ist ein Junge.«
    »Das Messer«, befahl Johanna. »Gebt mir Euer Messer. Ach, ich hole schon eins«, tat es und schnitt die Nabelschnur durch.
    »So, nun der Mutterkuchen. Der ist noch nicht draußen. Den werdet ihr noch schön rausdrücken und dann könnt ihr gehen. Wo ist eigentlich die Geburtshelferin?«
    Martin brüllte die Frau an: »Hört auf, hört auf, sonst bringe ich euch um!«
    »Nicht so hastig. Nur noch den Mutterkuchen und Ihr seid fertig. Na, da ist er ja schon.«
    »Oh Gott!«, rief Martin. »Gott, erbarme dich meiner«, und er stürzte aus dem Zelt.
    Alice weinte, das Kind weinte.
    Johanna rief eine andere Nachbarin herbei. Die beiden Frauen machten Wasser heiß, wuschen das Kind, rieben es mit Alice’ Rosenöl ein und verbanden die Nabelschnur.
    »Wo habt Ihr Windeln und die Bänder zum Schnüren?«, fragte Johanna, wobei das ›Ihr‹ darauf hindeutete, dass Johanna Alice nach der Geburt eines Jungen mehr achtete.
    Alice zeigte auf einen Kasten.
    »Das liegt ja alles schön ordentlich da. Habt euch auf das Kind gefreut. Sieht man.«
    »Ich bin müde«, sagte Alice. »Ich möchte schlafen. Bitte gebt mir mein Kind.«
    »Aber nicht beim Schlafen tot drücken«, ermahnte sie die Frau. »So sind schon viele Säuglinge ums Leben gekommen.«
    »Passiert mir nicht«, entgegnete Alice.
    »Erst mal müsst Ihr den Jungen stillen«, fiel es der Frau ein. »Wie soll er denn heißen?«
    »Hanno«, antwortete Alice. »Nach seinem Urgroßvater.«
    »Euer Großvater heißt Hanno?«
    »Nein«, sagte Alice zornig.
    »Ah, ich verstehe. Wo ist denn der Vater?«, fuhr die Frau unbeirrt fort. »Hat allen Grund, stolz auf seinen Sohn zu sein. Das wird mal ein tapferer Kämpfer. Du wirst mal ein starker Ritter. Hab ich recht?«, lachte die Frau und hielt den Jungen hoch.
    »Der Vater ist Ritter Bernhard von Baerheim, stimmt’s? Na, Ihr braucht darauf nicht zu antworten. Weiß es auch so.«
    Johanna beugte sich zu Alice und gab ihr den Jungen. Alice nahm ihn in den Arm und betrachtete ihr Kind. Zärtlichkeit durchströmte sie, der Kleine hatte schon Haare, so dunkel wie sein Vater, und blaue Augen und sah glatt und schön aus, gar nicht runzlig wie manche Säuglinge. Sie legte ihren Jungen an und Johanna war sehr zufrieden, dass es mit dem Stillen klappte. Überhaupt war die Frau stolz auf sich.
    »Das war meine erste Geburtshilfe. Ging doch wunderbar. Ich werde noch Hebamme.«
    Alice fühlte das Mündchen ihres Kindes, spürte Glück und dann durchstach es ihr das Herz: Theresa. Theresa war fort. Theresa war doch eben noch bei ihr gewesen und alles war wie immer. Sie hatten sich unterhalten und Theresa hatte lauter vernünftige Dinge gesagt und Bernhard in Schutz genommen. Es war doch eigentlich ein ganz gewöhnlicher Tag.
    Wieso war sie fort?
    Hatte man sie

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