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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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unsere Wehrtürme besetzt und Antiochia ganz eingeschlossen. Wir sind Gefangene in dieser Stadt. Und Kerbogha wartet nur darauf, uns alle umzubringen und abzuschlachten. Ich weiß von dem getauften Türken, dass sich Kilidj-Arslan noch heute damit brüstet, an einem einzigen Tag fast 20.000 Menschen des Armenkreuzzuges massakriert zu haben, von denen die weitaus größte Zahl unbewaffnete Pilger waren.Und nun beklagt Ihr die toten Ungläubigen auf der Straße.«
    Er stockte.
    Adhémar unterließ eine Rüge, stattdessen nahm er Martins Gedankengang auf.
    »Tote, die wir schnellstens begraben müssen, wenn nicht eine Seuche ausbrechen soll. Bohemund, als wäre er Herr über Antiochia, hat endlich den Befehl dazu erteilt«, sagte Bischof Adhémar bitter.
    Er schwieg und Martin hatte den Eindruck, als überlegte der Bischof, ob er seine Gedanken vor ihm oder überhaupt äußern sollte.
    »Es ist so, mein Sohn, die Moslems dürfen nach ihrer Religion Krieg führen. Der Weltfriede ist zwar ihr Ziel, aber nur unter der Voraussetzung, dass alle Menschen zum Islam übertreten. Wenn sie dazu nicht bereit sind und sich nicht durch Worte oder Steuern oder sonstige Nachteile überzeugen lassen, darf nach dem Koran gegen die Widerspenstigen, also uns, gekämpft werden.«
    Der Geistliche machte eine Pause.
    »Unser Herr Jesus Christus aber hat gepredigt und uns gelehrt:
    Liebet eure Feinde.
    Widerstehet dem Bösen nicht. «
    »Es steht mir nicht zu, es zu sagen, dass ich anderes denke. Seit wir unsere Heimat verlassen haben, waren die meisten unserer Toten gar nicht in der Lage, dem Bösen zu widerstehen, sich zu verteidigen. So wie ich waren es einfache Pilger, sie führten keine Waffe mit sich. Sie sind verhungert, verdurstet, von den Felsen gestürzt oder von den Ungläubigen ermordet worden«, rief Martin in seinem Schmerz und Hass aus.
    Theresa, klagte und schrie es in seinem Inneren. Theresa. Martin bedeckte seine Augen mit seiner Hand, damit der Bischof seine Trauer nicht sähe.
    »Du, mein Sohn.Was tatest du in jener Nacht, als wir Antiochia erobert haben, als uns Gott Antiochia in unsere Hände gab?«
    »Ich habe getan, was mir befohlen war – von Euch. Wie alle Fußsoldaten und Ritter habe ich am Abend das Lager verlassen, so als zögen wir dem schrecklichen Kerbogah entgegen.
    Die Fußsoldaten plagten sich mühsam die Bergpfade hinauf. Wir Ritter hatten es auch nicht viel besser. In der Dunkelheit und wegen des Gerölls auf den Abhängen brachen sich mehr als 30 Pferde den Hals. Dann erhielten wir Ritter den Befehl umzukehren und uns in der Nähe des St.-Georg-Tors zu sammeln. Von da an krochen ungefähr 60 von uns in tiefstem Schweigen zu der Schießscharte, hinter der sich Firûz verborgen hielt. Wir sollten noch warten, bis die wachhabende Patrouille mit ihrem Licht vorbei wäre. Dann ließ Firûz ein Seil hinunter, an dem Fürst Bohemund die Hanfleiter selber befestigte.
    Obwohl wir alle bereit waren, für unseren Herrn Jesus Christus zu sterben, traute sich keiner von uns, die Leiter hochzuklettern. Wir argwöhnten, es sei eine Falle und wir würden erdrosselt.«
    Ich verstehe mich selber nicht, dachte Martin. Mein größter Wunsch ist es zu sterben, aber meuchlerisch umgebracht zu werden, davor schrecke ich zurück.
    »Bohemund kletterte als Einziger hinauf, Firûz ergriff seine Hand und soll gesagt haben:
    ›Es lebe diese Hand‹.«
    Martin räusperte sich, als er Bischof Adhémars abfälligen Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Jedenfalls, als es trotzdem niemand wagte hinaufzusteigen, auch Ritter Bernhard nicht, der doch sonst immer als Erster beim Kampf ist, stieg Bohemund die Leiter wieder hinunter, ermahnte uns. Da gab es keinen Zweifel, kein Halten mehr. Wir drängten uns, hinaufzuklettern und durch ein schmales Fenster einzusteigen.
    Das Mauerwerk, an dem Firûz das Seil befestigt hatte, hielt nicht, weil alle auf einmal die Hanfleiter hinaufsteigen wollten, und etliche der Ritter stürzten hinab in die Tiefe, genau in unsere Lanzen hinein. Die Männer schrien, doch wohl wegen des heftigen Windes, den Gott für uns wehen ließ, wachte niemand der feindlichen Soldaten auf.
    Oben auf der Befestigungsmauer sind wir die Wehrgänge entlang zu den Türmen gelaufen und haben die noch schlafenden Wachsoldaten mit dem Schwert niedergemacht oder erdrosselt. Ich weiß, dass es in der Mauer eine kleine Pforte gibt, durch die ließen wir die unten vor der Befestigungsmauer wartenden Ritter hinein.«
    Martin verstummte. Die

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