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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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würde. Das wäre geradezu wundervoll. Das wäre der verächtlichste, schandhafteste Tod.
    Nur leider könnte man dann auch aus seinen Gebeinen keinen Gewinn mehr schlagen.
    Nein, es war schon ganz in Ordnung, wenn er heute Nacht unter dem Kreuz in der Kirche seinen Tod fand. Denn das war sicher, die Nacht zum Martinstag lag er ausgestreckt in Kreuzesform auf dem kalten Boden in der Kirche. Wie dumm die Brüder doch waren anzunehmen, der Abt hätte was mit diesem Jungen, diesem Martin, gehabt. Wieso war ihnen nicht aufgefallen, dass der Abt bereits als Novize, als ganz junger Mönch, schon als er gerade ins Kloster eingetreten war und dann die ganzen Jahre hindurch, während er bei den Leprakranken lebte, immer die Martinsnacht in dieser Stellung in der Kirche gewacht hatte. Ein besserer Zeitpunkt für einen Mord ließe sich nicht finden. Eins war sicher, wenn es nicht die Liebe zum Heiligen Martin war, die ihn zu dieser Demutshaltung trieb, so war es eine Tat vor seinem Eintritt ins Kloster.
    Wie auch immer – diese Nacht würde er nicht überleben.
    Wenn bloß erst Morgen wäre! Würde der Abt sich wehren? Sein Messer hätte er ja dabei. Aber gegen vier bewaffnete Männer, gegen vier geübte Mörder?
    Es mochte jetzt wohl Mitternacht sein. Lautlos erklettern sie die Klostermauer – ohne Seil. Lautlos öffnen sie die Tür zur Abtkapelle, zur Sakristei, zur Klosterkirche, in der in völliger schwarzer Dunkelheit der Abt am Boden liegt. Er würde aufschrecken durch ihr Licht, sich aufrichten, zum Kampf bereit machen. Der Prior wusste, der Abt würde sich nicht wie Jesus kampflos ergeben. Er würde sich wehren, er würde um sich treten, die Angreifer packen, mit dem Messer nach ihnen stoßen. Er ließe sie nicht an sich herankommen – und würde doch von ihrem Morgenstern, von ihren Schwertern niedergestreckt und getötet.
    Es wäre eine Lust, dem zuzusehen, wie die Männer den schon Verwundeten mit unzähligen Messerstichen quälen würden. Die Vorstellung reizte, erregte ihn. Er lachte.
    Nun, während um ihn herum die Mönche schliefen und schnarchten, ja, manche schnarchten ganz gewaltig, während alles so friedlich war, wurde sein Erzfeind ermordet.
    Hoffentlich war er wirklich tot.
    Endlich war es Zeit zum Nachtgottesdienst. Schläfrig erhoben sich die Mönche, schlurften mehr als sie gingen wieder zu den Latrinen und von da aus in die Kirche. Dort aber würde der Abt nie wieder dreimal den Vers sprechen: »Herr, öffne meine Lippen und mein Mund wird dein Lob verkünden.«
    Ein Schrei hallte durch das Gewölbe. Mit Kerzen standen die Mönche um den am Boden niedergestreckten Abt herum, der Mönchsarzt beugte sich über den blutenden Körper. Ein tiefer Schnitt zerteilte sein Gesicht und beide Pulsadern waren aufgeschnitten.
    Aufgeregt fragte der Prior den Arzt: »Ist der Abt tot?«

Verderben bringende Belagerungen, November 1098 – Mai 1099
    »Angriff!«, schrie Graf Raimond von Toulouse.
    »Mit zwei Leitern«, spottete Anselm und sah missmutig zu den Mauern von Maarat an-Numan hinüber.
    »Warum seid Ihr eigentlich hier und nicht beim Heer Herzog Gottfrieds in Antiochia?«, fragte Martin leise und blieb wie jeder Mann genau da stehen, wo er stand.
    »Das frage ich mich auch. Und Ihr, warum seid Ihr an diesem öden Ort?«
    »Durch Bischof Adhémar bin ich seit Nikäa immer mit dem Grafen von Toulouse gezogen«, antwortete Martin und dachte, das sei nicht die ganze Wahrheit. In Wirklichkeit konnte er es nicht ertragen, wie ein Ritter nach dem anderen aus Edessa zurückgekehrt war und er jedes Mal vergebens gehofft hatte, Alice und Bernhard wären dabei. Als er dann auch noch Bernhards Vater, Graf Otto, in einer Gasse begegnete, war er grußlos an ihm vorübergehetzt.
    »Jedenfalls ist dies nicht der Weg nach Jerusalem«, stellte Anselm erbittert fest und blickte auf die Stadt, die unweit von Antiochia inmitten einer Ebene lag.
    »Sturmangriff!«, befahl der Graf von Toulouse.
    Diesmal setzte sich das Heer in Bewegung, die Männer sprangen über einen Graben, liefen weiter, den Blick auf die Befestigungsmauer gerichtet, auf der die Bogenschützen ihre Angreifer ziemlich gelassen erwarteten.
    Sollten sie nur herankommen mit ihren beiden Leitern und ohne jegliche Belagerungsmaschinen.
    Wie jeder andere Mann, wie Anselm neben ihm, hielt Martin seinen Schild nahe vor sein Gesicht. Dicht an dicht wurden die Pfeile auf sie abgeschossen.
    »Ich habe keine Lust, hier zu sterben!«, rief ihm Anselm zu.
    Ich auch

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