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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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nicht besser laufen. Der Emir von Homs hat uns nichts getan, obwohl er mit Kerbogha gegen uns gekämpft hat. Die Führer des Emirs von Schaizar haben uns versehentlich in das Tal geführt, in dem die Bauern ihr ganzes Viehzeug vor uns versteckt hatten. Der Emir gestattete sogar, seine eigenen von uns geraubten Tiere in Schaizar gegen Packpferde zu verkaufen.« Martin schüttelte noch immer verwundert den Kopf.
    Anselms Gesicht nahm einen etwas freundlicheren Ausdruck an, er blieb jedoch am Fenster stehen und starrte hinaus in die Ferne.
    »Ja, und diese wunderbare, mächtige Burg am Bergesrand«, fuhr Martin fort. »Nie hätten wir sie erobern können. Aber die Bewohner waren so zuvorkommend, sie des Nachts zu verlassen.«
    »Nachdem sie uns ganz schön gelinkt hatten.« Beide mussten lachen. Es war doch zu komisch, wie das Heer des Grafen Raimond auf den Trick reingefallen war, die aus dem Burgtor hinausgejagten Tiere einfangen zu wollen und sich dabei zu zerstreuen.
    »Bei dem Ausfall der Burgbewohner wäre fast sogar Graf Raimond gefangen genommen worden, weil seine Leibwache ihn im Stich gelassen hatte«, bemerkte Martin.
    Wäre er es doch, wünschte Anselm, verbot sich jedoch sofort diesen Gedanken.
    »Und nun, was ist weiter geschehen?«, fragte Martin.
    Anselm wandte sich zu Martin um.
    »Der Emir von Tripolis, durch dessen Gebiet wir als Nächstes ziehen müssen, hat Graf Raimond Geschenke überbringen lassen und ihn aufgefordert, Vertreter nach Tripolis zu senden, um die Maßnahmen für den Durchmarsch zu besprechen. Sie sollten sogar das Banner von Toulouse mitbringen, das der Emir über seiner Stadt entrollen wollte.«
    »Kapier ich nicht«, sagte Martin.
    »Der Emir von Tripolis, Dschalal el-Mulk Abu’l Hassan heißt er, mag die Seldschuken, die seit der Schlacht bei Mantzikert so mächtig geworden sind, genauso wenig wie die Fatimiden, die im letzten Sommer Kanaan und Jerusalem erobert haben. Wenn wir diese beiden Mächte in Schach halten, so sieht der Emir von Tripolis für sich darin einen Vorteil und stärkt uns den Rücken gegen das starke fatimidische Ägypten. Es ist ihm ganz recht, wenn die Fatimiden durch uns geschwächt werden, denn selbst würde er sie nie angreifen. Der Emir von Tripolis ist ein gelehrter Mann, dem Bücher wichtiger und lieber sind als Kriege.«
    »Das klingt doch gut.«
    »Das klingt nicht nur gut, das ist gut.«
    »Nun will Graf Raimond jedoch des Emirs Festung Akkâr angreifen, weil er meint, der Emir bekomme dann Angst vor uns und biete uns nicht nur freien Durchgang und Verpflegung, sondern auch noch Geld. Das ist es, Graf Raimond will Geld und außerdem vor den anderen Heerführern prahlen, er habe eine wichtige Festung erobert. Wie ich das verabscheue!«
    »Gab es keine Gegenstimmen?«
    »Natürlich, meine und Tankreds. Tankred hat sehr richtig und klug eingewandt, unser Ziel sei Jerusalem, das wir schnellstmöglich erreichen sollten. Vor allem aber spricht gegen den Angriff: Wir haben nur noch 1.000 kampffähige Ritter und 5.000 Fußsoldaten. Damit kann man eine mächtige Festung wie Akkâr nicht erobern.« Bitter fügte er hinzu:
    »Aber natürlich hört der weise, erfahrene Heerführer Raimond von Toulouse nicht auf einen so jungen Menschen wie Tankred und dazu noch auf den Neffen Bohemunds. Eitler Wahn, der richtet uns zugrunde.«
    »So schlimm wird es vielleicht nicht kommen. Jedenfalls müssen wir in dieser Gegend bei einer Belagerung nicht verhungern«, gab Martin zu bedenken.
    Anselm zuckte die Achseln und sagte düster:
    »Das gibt Tote.«

    Anselm zügelte sein Pferd, als sich die Heere von Norden Akkâr näherten. Er sah es auf einen Blick, die Burg war uneinnehmbar. Schweigend, mit zusammengekniffenen Lippen ritt er auf die Festung zu.
    Was machte Graf Raimond so uneinsichtig, so blind, ihn, den erfahrenen Heerführer, der schon in Spanien gegen die muslimischen Herrscher gekämpft hatte? War es die Tatsache, dass seine Ritter und Fußsoldaten noch keine Schlacht verloren hatten? Erkannte er wirklich nicht die für die Feinde vorteilhafte Lage Akkârs? Auf einem Felsvorsprung gelegen, befestigt durch Felsbrocken und Mauerwerk, die Abhänge steil und schroff, und dort, wo sie sanfter abfielen, übersät mit spitzen Steinen, im Osten nur durch einen schmalen, in dieser Jahreszeit von einem reißenden Fluss begrenzten Weg zugänglich. In der Hoffnung, dass im Süden, auf der Rückseite der Burg, bessere Möglichkeiten des Angriffs sich böten, ritt Anselm

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