Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
Vom Netzwerk:
ob er überlegte, ob auch er sich einmal entfernen könne. Die Frauen dort hinten schienen diese Blicke zu bemerken, denn sie kamen nun herüber und stellten sich im Halbkreis vor Alice’ Wagen auf. Die beiden Soldaten waren an die Gruppe herangeritten. Eine der Frauen, sie wirkte kräftig und dick und hatte ansonsten schütteres Haar, stemmte ihre Hände in die Hüften, blickte Alice herausfordernd an, zeigte dann mit dem Daumen zu dem jüngeren Soldaten, der sich nicht getraut hatte, sich für einen Moment zu entfernen, und sagte zu Alice:
    »Na, wie wär’s, wenn der dich mal jetzt aufs Kreuz legen würde? Wir gucken auch weg.«
    Die Frauen brachen in ein erbarmungsloses Gelächter aus. In diesem Augenblick kam Alice’ Vater zurück. Er überblickte die Situation und schlug mit seiner Reitpeitsche nach den Frauen, die schreiend auseinanderliefen.
    »Ich habe den Grafen von Baerheim gefunden, auch Martin«, sagte er zu seiner mit einem Male weinenden Tochter. Er herrschte die beiden Reiter an, befahl ihnen, sich augenblicklich davonzuscheren, was sie nur allzu gerne taten. Sie entfernten sich schleunigst und Alice’ Vater fuhr langsam und vorsichtig mit seinem Wagen in das Lager hinein.

    Alice nahm kaum ihre Umgebung wahr. Sie bemerkte nur, dass der Vater Mühe hatte, den Wagen zwischen den Zelten hindurchzulenken. Zwar war das Lager so aufgebaut, dass es von Wegen durchzogen war, sodass vor allem Reiter nicht durch herumliegende und sitzende Menschengruppen allzu sehr aufgehalten wurden, aber es war dennoch chaotisch. Ständig lief jemand über den Weg, versperrten Händler die Durchfahrt, forderte ein Ritter, dass der Vater zur Seite fuhr, damit er ungehindert weiterreiten konnte. Alice schluchzte immer noch.
    »Alice«, sagte der Vater auf einmal. »Warum hast du mir nicht gehorcht und bist beim Wagen geblieben?«
    »Ich dachte, es sei eine Pilgerfahrt. Da müssen doch alle fromm sein …«
    »Ja, natürlich. Man denkt, dass so etwas nicht vorkommt. Aber sieh dich einmal um. So viele Männer …«
    Alice blickte sich tatsächlich um. Die Männer, die jetzt ihren Weg kreuzten, waren vornehm gekleidet und trugen allesamt Waffen. Sie bemerkte nun auch das blaue prächtige Zelt des Herzogs von Bouillon und das seines Bruders Balduin, von dem man sich allerdings auch schreckliche Dinge erzählte. Er sollte ein Wüstling sein, obwohl seine Eltern ihn zum geistlichen Stand bestimmt hatten. Nun war er verheiratet, zog mit seiner hochadeligen Frau Godvere di Tosni nach Jerusalem und hatte dennoch diesen Ruf beibehalten.
    Entsetzlich, dachte sie.
    »Es ist nicht mehr weit«, versuchte ihr Vater, sie zu beruhigen. »Beim Grafen von Baerheim passiert dir nichts. Da sind wir sicher.«
    Tatsächlich gelang es Alice, das schreckliche Erlebnis mit den Prostituierten aus ihren Gedanken zu verscheuchen. Was hatte sie mit diesen Frauen zu tun, niemals wieder würde sie allein an den Rand des Lagers gehen. Und die Frauen, die sie jetzt sah, waren gewiss Ehefrauen von Kreuzfahrern oder Mägde oder Töchter wie sie selbst. Die Menschen sahen hier alle sehr ehrbar aus, so weit sie auch blickte.
    »Da ist Markus, der Mönch!«, rief sie aufgeregt und wies zu einer Gruppe von jungen Männern hin, die sich um einige kämpfende, ebenfalls junge Ritter versammelt hatten. Es war für Alice schwer zu unterscheiden, ob die Männer wirklich gegeneinander kämpften oder sich nur im Schwertkampf übten. Es war aufregend, aber letztlich in diesem Moment auch gleichgültig, denn sie erkannte Martin, der mit begeistertem Gesicht den Kampf verfolgte.
    »Vater, da ist Martin. Haltet an!«
    Der Vater schüttelte den Kopf und erwiderte ermahnend und beschwichtigend:
    »Du kannst den Knecht nicht vor dem Herrn begrüßen. Erst müssen wir dem Grafen von Baerheim unsere Ankunft melden, da vorne siehst du schon die Lanze mit seinem aufgesetzten Feldzeichen.«
    Der Vater hielt in der Nähe eines prächtigen Zeltes.
    »Du kannst mitkommen«, forderte er seine Tochter auf. Vor dem Eingang des Zeltes wurden sie von einem wachhabenden Bediensteten aufgehalten. Sie dürften das Zelt nicht betreten. Damit sie es nur wüssten. Während er diese Worte sprach, sah er hochmütig an Karl und Alice vorbei.
    »Ich muss den Grafen aber sprechen«, entgegnete Alice’ Vater kleinmütiger, als er wollte.
    »Graf Otto von Baerheim ist im Gefolge des Herzogs Gottfried von Bouillon beim ungarischen König in Ödendorf.«
    »Was ist der Grund dafür?«, fragte Karl und

Weitere Kostenlose Bücher