Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
machte ein sorgenvolles Gesicht.
»Das ist eine böse Geschichte. König Koloman lässt uns nicht ins Land, erst hat er unsere Gesandtschaft acht Tage aufgehalten und nun hat er den Herzog zu einem Gespräch aufgefordert.«
»Was hat er denn gegen unser Heer?«, erkundigte sich der Vater.
»Nichts, aber Leute von dem Vorkreuzzug haben geplündert und nun hat er Angst, dass wir uns auch nehmen, was wir brauchen.«
Karl war innerlich erleichtert über diese Wendung und hoffte inständig, der König würde ihnen die Durchreise ganz und gar verbieten.
Der Bedienstete aber gab seine Meinung zum Besten: »Warum verhandeln wir eigentlich mit diesem ketzerischen Pack, dem ungarischen König. Lasst uns sie doch einfach totschlagen, das geht schneller.«
Das verschlug Karl den Atem. Er erwiderte nichts darauf, erkundigte sich vielmehr, wo er seinen Wagen aufstellen könnte.
Alice hatte nur so nebenbei zugehört, in Gedanken war sie bei Martin, zu dem sie am liebsten sofort gelaufen wäre. Jedoch folgte sie nun ihrem Vater gehorsam zu der beschriebenen Lagerstätte.
Dort angekommen, machte Karl einen müden, abgespannten und nachdenklichen Eindruck. Sicher wäre der Vater erleichtert, wenn er einen Augenblick allein für sich hätte.
»Geh, hol Martin, damit er die Pferde versorgt«, beauftragte er Alice. Sie machte sich unverzüglich auf den Weg, obwohl ihr vor dieser ersten Begegnung bange war. Leise und vorsichtig näherte sie sich der Gruppe.
In einem Kreis kämpften jetzt nur noch zwei Männer, die von den um sie Herumstehenden angefeuert wurden. Deutlich konnte Alice Martins Stimme hören, der seinem neuen Herrn Begeisterungsworte zurief. In der Tat, der junge Ritter Bernhard von Baerheim brillierte durch Eleganz, Gewandtheit und Kraft. Es war ein harter Kampf. Doch schließlich schlug er seinem Gegner das Schwert aus der Hand, der ihn darauf ansprang und nach Bernhards Gurgel fasste, der wiederum die Hände des Gegners wegdrückte. Im Ringkampf gingen beide zu Boden. Herrlich aufregend war es, beim Ringen gab es häufig schwere Verletzungen, da stieg die Spannung, da wurde geschrien, gegrölt, angefeuert.
Alice stellte sich neben Martin, der erstaunt zu ihr heruntersah.
»Du hier?«
»Ich komme mit nach Jerusalem.«
Sie merkte, dass sich Martin eine Bemerkung verkniff.
»Du freust dich nicht?«
»Doch, doch. Aber ich finde, dieser Kreuzzug ist Männersache, sieh es dir doch an.«
»Du hast auch kein Schwert. Und Markus darf nicht einmal eines benutzen.«
Alice fühlte, dass ihre Worte nun ganz falsch waren. Wahrscheinlich traf sie Martins wunden Punkt. Er wünschte sich bestimmt sehnlich, so kämpfen zu dürfen und zu können wie Ritter Bernhard dort. Der erwies sich als der Überlegene, kam hoch, stellte wie im Spiel seinen Fuß auf die Brust des Gegners – nur ganz kurz, kaum einer hatte es bemerkt.
Alles jubelte, sogar Markus. Die jungen Männer klatschten und zeigten ihre Begeisterung.
Der Kampf war beendet, der Besiegte erhob sich etwas mühsam. Verletzt war keiner der Männer.
Bernhard hob sein Schwert auf. Im Fortgehen warf er es Martin zu, der die schwere Waffe geschickt auffing.
»Ich kann jetzt nicht mit dir kommen. Ich muss erst das Schwert reinigen«, sagte Martin und folgte dem Ritter.
»Du sollst aber die Pferde meines Vaters versorgen!«, rief Alice ihm nach.
Martin blieb unschlüssig stehen. Der Ritter Baerheim jedoch ging auf Martin zu, nahm ihm das Schwert aus der Hand und bemerkte in hochmütigem Ton:
»Du bist es sowieso nicht wert. Wie konnte ich nur auf diesen Gedanken kommen!«
Missmutig und verletzt trottete Martin neben Alice zum Lagerplatz des Vaters.
Alice dachte enttäuscht: Er freut sich überhaupt nicht. Er beachtet mich nicht einmal und läuft nur diesem Ritter von Baerheim hinterher. Was in aller Welt hatte den Abt nur veranlasst, mir zu gebieten, diesem Duckmäuser, diesem Widerling die Hälfte des Geldes für Zeiten der Not zu geben?
Alice fand nicht nur Martin in dieser für ihn ungewohnten, unfreundlichen, gereizten Stimmung, sondern das ganze Lager verbreitete eine bedrohliche, kampfbereite Atmosphäre. Schließlich waren sie nicht ein so zerlumpter Haufen wie der vor einigen Monaten, der das Land geplündert, Wein, Ochsen, Schafe und Korn gestohlen hatte und von den ungarischen Truppen in einem Gemetzel niedergestreckt worden war.
Die Tatsache, dass hier in diesem Tal so viele kampferprobte Ritter untätig herumlungerten, die größtenteils ihren
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