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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Ich sei jung und stark.
    Ich war vollkommen verwirrt. Sie sah sehr schön aus im Schein des Feuers, sehr wild mit ihren langen schwarzen Haaren. Von dieser Arznei hatte ich auch schon gehört, wenn auch nicht im Kloster. Sie sagte, ihr Mann sei schon seit Nikäa tot und es helfe nur, wenn man es sofort mache. Da dachte ich, besser eine Sünde begehen, als einen Menschen sterben zu lassen.«
    Markus holte tief Luft.
    »Und nun?«, fragte Martin.
    »Was nun? Meinst du etwa, dass ich es wieder mache?«
    Martin zuckte die Achseln.
    Markus erwiderte bekümmert: »Nein, das nicht.«

    23. Mai
    Die Einwohner von Sidon haben gegen Morgen einen Ausfall gemacht und unser Lager am Ufer des Nahr el-Awali angegriffen. Wir haben sie zurückgeschlagen, die Vororte verwüstet und sind weitergezogen, nachdem wir vergebens auf Walter von Schloss Verna gewartet haben, der in den Bergen verschollen ist.

    Nach einem für das Fußvolk sehr anstrengenden Marsch haben wir unser Lager vor Tyros aufgeschlagen. Die dort stationierte Garnison belästigt uns nicht. Die Landschaft ist durchzogen von Bächen, eigentlich ein sehr angenehmer Halteplatz – für die anderen.
    Morgen oder übermorgen wird Balduin von Le Bourg erwartet und mit ihm Ritter aus Antiochia und Edessa.

    Die Vorstellung, dass Alice nicht dabei sein könnte, dass sie wirklich tot wäre, sie griff nach Martin, es wurde ihm heiß und kalt, als hätte er Fieber. Schweißnass war er.
    Er konnte das nicht aufschreiben.
    Mutlos packte er das Pergament, die Feder und Tinte in seinen Lederbeutel zurück, hüllte sich in seine Decke, betete und blickte in den Sternenhimmel.
    Er träumte.
    Alice.
    Alice, sie stand angekettet mit anderen Frauen auf einem hölzernen Gerüst auf dem Sklavenmarkt irgendwo, in Tripolis, in Damaskus, in Bagdad.
    Der Sklavenhändler fasste sie am Arm, dass es wehtat, und schubste sie nach vorn. Sie war an der Reihe, sie wurde zum Verkauf angeboten.
    Vergewaltigt war sie, das wusste Martin im Traum, auch wenn er es nicht sah, oftmals vergewaltigt, wie die Nonne es in Nikäa erzählt hatte.
    Mit beiden Händen griff der Sklavenhändler nach ihrem Mund und riss ihn auf, damit die Männer, die Käufer ihre Zähne sähen. Ein blankes, bis auf einen Eckzahn tadellos weißes Gebiss, pries er sie an und klappte den Mund gewaltsam wieder zu.
    Die Brust wurde frei gemacht. Einen Augenblick stand Alice unverhüllt vor den Männern. Dann wurde sie wieder den Blicken verborgen.
    Die Versteigerung begann. Der Sklavenhändler nannte eine Summe, sie wurde schnell überboten, die Frau dort, sie war blond, noch ziemlich jung, ihre Ohrringe blitzten, man hatte sie ihr gelassen, wohl weil es ihren Wert erhöhte.
    Der Preis stieg.
    Von niemandem beachtet, stand inmitten der Männer Bernhard, seinen Kopf unter dem Arm. Den Helm hatte man ihm abgenommen und als Beute behalten. Bernhard schrie, er überbot den genannten Preis. Genauer, der Mund in seinem Kopf rief und schrie. Als von keinem der Männer eine höhere Summe mehr geboten wurde und ein Eunuch Alice für den Harem kaufte, fuchtelte Bernhard mit den Armen, sein Kopf geriet ins Wanken und wäre fast auf die Erde gefallen. Er fing ihn gerade noch auf. Entschlossen klemmte er ihn an die Seite. Sein Gesicht war krebsrot und in heller Aufregung. Die schwarzen Haare standen nur so nach oben.
    1.000 Byzantii! schrie sein Mund, eine ungeheure Summe für eine Sklavin.
    Alice wurde von ihren Ketten befreit, um sogleich dem Eunuchen übergeben zu werden. Der seinerseits packte sie am Arm, stieß sie aus der Menge, schleifte sie durch enge Gassen, wo sie begafft wurde von Männern, die unter der Verhüllung die Frau erkennen wollten. Verschleierte Mädchen und Frauen blickten aus den Fenstern und lachten. Der Eunuch brachte Alice in den Harem des Kalifen. Das schwere, mit Eisen und Gold beschlagene Tor schloss sich hinter ihr. Eine lebenslange Gefangenschaft erwartete sie, bis sie irgendwann, in ein Tuch gehüllt, irgendwo verscharrt würde. Jetzt stieß der Eunuch Alice in den Teil des Harems, in dem die Frauen sich aufhalten mussten, mit denen der Kalif noch nicht geschlafen hatte.
    Sie setzte sich auf ein rotes, schweres Kissen und verlor alle Farbe. Alles an ihr wurde grau, das Kleid, die Lippen, sogar das Haar und die Ohrringe, sie weinte. Alice weinte graue Tränen, die auf den Boden fielen und eine dunkle Lache bildeten.
    Draußen aber vor dem Eingangsportal des Palastes pochte Bernhard, seinen Kopf unter dem Arm, gegen das

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