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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Tor.
    Der Eunuch öffnete einen Spalt weit.
    Was er begehre.
    Er wolle die Christin, er wolle Alice haben, sprach der Kopf.
    Der Eunuch lachte höhnisch und verschloss das Tor.
    Da legte Bernhard seinen Kopf neben sich auf die Erde, um auf Alice zu warten und zu sterben.

    Martin wurde von lautem Rufen geweckt. Die Ritter aus Antiochia und Edessa seien da. Martin sprang auf, schlüpfte in seine Schuhe, fuhr sich mit der Hand durch das Haar und lief in die Richtung, aus der die Reisenden erwartet wurden.
    Er sah Bernhard sofort. Noch zu Pferde, befand er sich in einer Gruppe von Rittern um Balduin von Le Bourg. Die Herren wurden von anderen Adeligen begrüßt und aufgefordert, sie möchten in des Herzogs Gottfrieds Zelt kommen, um sich zu stärken, ein Frühstück erwarte sie dort. Die Ritter saßen ab, heitere Erwartung sprach aus ihren Stimmen. Nur im Vorübergehen bemerkte Martin, wie Bernhard sich suchend umsah.
    Er wundert sich wohl, dass sein Vater beim Willkommen fehlt, überlegte Martin.
    Umgeben von einer Gruppe von bewaffneten Reitern, näherten sich die Damen.
    Martin stockte das Herz. Alice war dabei!
    Er stand da, sah sie entgeistert an und mochte Alice nicht begrüßen. Wie viel Sorgen und Kummer hatte er sich ihretwegen gemacht. Und sie?
    Alice schaute prächtig aus in ihrem Reisekleid.
    Der breite Pilgerhut verdeckte zwar den oberen Teil ihres Gesichtes, aber ihre goldenen Ohrringe funkelten, ihre Wangen waren voll und ihr Mund rot.
    Ihr kleiner Sohn Hanno wurde von einer Kinderfrau gehalten, wohl einer Armenierin, die Alice in Edessa als Dienerin gewonnen hatte.
    Alice aber hatte Martin schon entdeckt, sprang vom Pferd, lief ihm entgegen und umarmte ihn. Er ließ es widerwillig über sich ergehen.
    Alice blickte ihm ins Gesicht und rügte:
    »Du bist mir ein Schlingel. Freust du dich denn gar nicht? Aber macht nichts, das kommt noch. Stell dir vor: Ich habe einen Maulesel für mich allein, nur mit Kleidern und …«, sie mochte das Wort nicht vor ihm aussprechen, schämte sich plötzlich, ›und Schminke‹ wollte sie sagen. »Und allerlei Sachen.«
    Alice wurde unterbrochen.
    Es erschien die Gräfin Elvira von Léon-Kastilien, Gräfin von Toulouse, die Ehefrau Raimonds. Hochschwanger, begrüßte sie die adeligen Frauen höchstpersönlich und teilte ihnen mit, auch für sie stehe ein Frühstück bereit. Die Damen mögen sich in ihr Zelt begeben.
    Alice aber würdigte sie keines Blickes. Ratlos stand diese herum.
    »Dabei ist sie unehelich. Diese eingebildete Gräfin ist nichts weiter als die illegitime Tochter des Königs Alfons«, zischte Alice erbittert.
    Martin legte den Arm um seine Cousine. Er fragte sich, ob ihr bewusst war, dass sie verwandt waren.
    »Kannst gemeinsam mit einem Ritter essen«, schlug er aufmunternd vor.
    »Ich habe Brot, Käse, Fleisch und allerlei getrocknete Früchte, Nüsse und Wein. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen und du kannst mir von Edessa erzählen.«
    Alice nickte. Sie nahm der Kinderfrau den Jungen ab, schließlich war auch er der Sohn eines Grafen, und sie begaben sich in einen Garten außerhalb des Lagers, wo sie im Schatten einer Pinie die Speisen auf einer Decke ausbreiteten.
    Hoffentlich werden wir hier nicht überfallen, dachte Martin. Werden wir wohl nicht. Er hatte wie immer sein Schwert dabei und auch Alice war bewaffnet.
    Alle Gerüche und Düfte des Orients schienen die Luft zu erfüllen. Die Apfelsinen und die Zitronenbäume blühten, die Mandelblüten schimmerten in kostbarem Weiß. Alice nahm ihren Pilgerhut ab, schüttelte ihre dichten blonden Locken und seufzte:
    »Wie schön waren unsere Apfelwiesen daheim in Passau.«
    Sie drückte ihren Sohn an die Brust, streichelte ihn, kaum merklich vernahm man die sanften Töne des schlafenden Kindes. Martin sah sie erstaunt an. Das passte nicht zum Maulesel mit Kleidern und allerlei Sonstigem.
    »Wie war es in Edessa?«, fragte er dann.
    Alice kräuselte die Nase.
    »Unheimlich. Die Burg, die Treppen und Gänge waren düster und unheimlich. Auch wenn die Frauengemächer eigentlich sehr prachtvoll waren.«
    »Bevor du erzählst, muss ich dich etwas fragen«, unterbrach Martin sie. »Ich habe mich die ganze Zeit damit herumgequält. Ihr gehörtet doch zu der Reisegesellschaft Fulberts…«
    »Du fragst, warum wir nicht auch ermordet wurden? Das kam so:
    Kurz bevor wir den Hinterhalt erreichten, in dem die Türken auf Reisende nach Edessa lauerten, fing der kleine Hanno an zu weinen. Er war aufgewacht und

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